Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)

Nein, sexy. Er konnte sie immer noch schmecken, und er wollte mehr.
    Aber sie war eine Mörderin. Falls die Akte stimmte, hatte er eine eiskalte, berechnende Mörderin vor sich, die für Geld Brände legte: eine Profikillerin.
    Bisher war sie ihm alles andere als kalt vorgekommen. Nun jedoch, angesichts ihrer eisigen Maske und der leeren Augen, kam ihm das Wort »frigide« in den Sinn.
    War dies dieselbe Frau? Er hatte sie wild und leidenschaftlich, niemals kalt erlebt. Und als sie über New Orleans sprach …
    Seine Finger umfassten ihr rechtes Handgelenk. »Erzähl mir, was wirklich in New Orleans passiert ist.«
    Night Watch konnte noch ein bisschen warten.
    Ein trauriges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Warum? Willst du mich retten, Dämon? Willst du mir helfen, allem den Rücken zu kehren, und mich beschützen?«
    Der letzte Satz ließ ihn aufmerken. »Wovor musst du denn beschützt werden?« Oder vielmehr: vor wem?
    Sie zuckte nicht mit der Wimper, doch ihr rechter Mundwinkel ging ein klein wenig nach oben. »Vor keinem. Ich bin die böse Incendorin, schon vergessen? Die Welt muss sich vor mir fürchten.«
    Ja, sollte sie. Doch sie hatte noch in einem anderen Punkt recht: Menschen waren schwach, so leicht zu brechen, zu töten.
    Sie rückte weg von ihm und drehte sich so, dass sie zum Night-Watch-Gebäude sah. »Bringen wir es hinter uns. Hier herumzustehen ist nicht gut. Da können wir uns auch gleich ein Fadenkreuz auf den Rücken malen.«
    »Ich kann dir helfen«, entfuhr es ihm. So musste es nicht sein. Sie musste nicht immer wieder Brände legen, weitermorden. Ihr Leben könnte anders sein, das wusste er.
    Jana warf ihm einen Blick zu. »Nein, kannst du nicht.« Nun waren ihre Augen nicht mehr eisig. Zane sah dort Schmerz und Trauer.
    Dann drehte sie sich wieder weg, und er kam sich vor, als hätte sie ihn geohrfeigt. »Jana …«
    Die Türen von Night Watch flogen auf. Drei Jäger kamen herausgerannt, direkt auf sie zu, Jude voran. Sein blondes Haar schimmerte im Sonnenlicht.
    »Das ist wohl das Empfangskomitee«, meinte Jana, deren seidig schwarze Lockenmähne ihr weich über den Rücken fiel. »Wir sollten sie nicht warten lassen.«
    Sie ging den anderen entgegen, wobei sie Zane mit sich zog. Sein Blick war auf Jude gerichtet. Das hier war es, was er wollte, was er tun musste. Sie übergeben. Sie würden Jana hineinbringen und …
    Die Explosion erschütterte den ganzen Straßenzug. Die Fenster von Night Watch barsten, und die Druckwelle warf die drei Jäger zu Boden. Flammen schossen aus dem Gebäude. Bei mehreren geparkten Wagen gingen die Alarmanlagen los, und Rauchwolken quollen auf die Straße.
    Jana stand einfach da, starrte stumm auf das brennende Haus, in dem Zanes Kollegen waren, seine Freunde.
    Deshalb war sie protestlos mitgekommen.
    »O nein!« Er drehte sich zu Jana um. »Was zur Hölle hast du getan?«
    Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht. Schock. Und ihre Augen waren blau – ohne einen Anflug jenes Rots, an dem man die Incendorin erkannte.
    Also war das Feuer nicht von ihr.
    Doch wenn sie es nicht war, wer dann?
    Zane schaute wieder zum Gebäude. Menschen kamen herausgerannt, keuchend und schreiend.
    Er stürmte hin.
    »Zane!« Jana stolperte hinter ihm her. Verdammt, er hatte nicht an die Handschellen gedacht!
    »Wir müssen es löschen!« Das konnten sie. Oder zumindest konnten sie die Flammen lange genug zurückdrängen, um die Leute in Sicherheit zu bringen. Aber dieses Feuer war so heiß, dass Zane bereits spürte, wie es ihm die Haut versengte.
    Pak kam mit ascheverschmiertem Gesicht aus der Tür getorkelt. Er stützte eine Jägerin, und sie beide japsten nach Luft. Zauberer verfügten nicht über die überlegene Stärke von Gestaltwandlern oder Dämonen. Sie waren beinahe so schwach wie Menschen.
    Und es waren noch mehr Menschen in dem Haus. Menschen, die nicht lange durchhalten würden, die womöglich schon tot waren.
    Zu heiß.
    Zane schleuderte einen Energieball auf die Flammen zu, um sie zurückzuzwingen. »Versuch, das unter Kontrolle zu bringen«, befahl er Jana. »Wir müssen sie rausholen.«
    Jude sprang auf. Seine Reißzähne waren verlängert, seine Krallen bereit, alles zu zerfetzen, was sich ihm in den Weg stellte. »Seid ihr irre? Die Schlampe hat Night Watch angezündet!« Er stürzte auf Jana zu.
    Zane schirmte sie sofort mit seinem Körper ab. »Das war sie nicht!« Er stemmte die linke Hand gegen Judes Brust. »Verdammt, Wandler, bleib zurück! Wir