Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
nach wie vor nicht sicher war, was »hier« sein mochte. »Und du auch nicht.« Zane seufzte. »Die Sache wird übel, richtig übel.«
»Ein Grund mehr, mich als Verstärkung bei dir zu haben.« Beim Lächeln bleckte Jude seine scharfen Zähen. »Üble Sachen liegen mir.«
»Mir ebenfalls.« Der Gestaltwandler ahnte nicht, wie mächtig Zane in Wahrheit war. Darüber hatte er seine Kollegen absichtlich im Dunkeln gelassen. Manchmal wollte man eben nicht, dass alle Welt Angst vor einem hatte – und manchmal schon. »Du musst für mich mit Tony zusammenarbeiten. Finde heraus, ob dieser Special Agent echt war. Nutz Paks Kontakte beim FBI, und dann ruf mich an.« Er hatte immer noch das Handy, das Jude ihm besorgt hatte.
Der Gestaltwandler betrachtete ihn nachdenklich. »Ist sie es wert, ihretwegen gejagt zu werden?«
Zane war noch nie gejagt worden. Bisher war er stets der Jäger gewesen, nie die Beute.
»Versau dir nicht dein Leben für eine nette Nummer.«
»Raus aus dem Wagen, Jude.« Er durfte keine Zeit mehr verschwenden, und er wollte seinen Freund wirklich nicht k. o. schlagen müssen.
Murrend stieg Jude aus dem Truck. »Du darfst ihr nicht trauen, klar? Sie ist gefährlich. Die Frau kann dich jederzeit grillen.«
Nun lachte Zane. »Nein, kann sie nicht.« Wahrscheinlich war er der Einzige, den sie nicht verbrennen konnte; selbst wenn sie ihr Feuer wüten ließ, würde Zane es ohne den Hauch einer Brandblase überstehen.
Jude knallte die Tür zu. »Pass auf meinen Truck auf, ja? Und …«
Weiter kam er nicht, denn Zane trat bereits wieder auf das Gaspedal und sauste davon. Sobald er einen Unterschlupf gefunden hatte, musste er dringend die ganze Wahrheit von Jana erfahren.
Du darfst ihr nicht trauen. Vielleicht, ja, womöglich konnte er sie dazu bringen, ihm zu vertrauen. Und falls es ihm gelang, würde er sich dieses Perseus-Projekt vornehmen und den Typen gewaltig den Marsch blasen.
Doch zunächst einmal musste er sie überzeugen, dass sie ihm trauen und sich auf ihn verlassen konnte – in jeder Beziehung.
Ein Mörder der einem anderen traut. Darüber dürfte sich das Schicksal kugelig lachen.
Als sie die Augen öffnete, wurden Jana als Erstes zwei Dinge bewusst: dass sie in einem fremden Bett lag, in dem es nach abgestandenem Zigarettenrauch roch, und dass sie nicht allein war.
Da sie sich als Letztes erinnerte, vor dem Dusk gestanden und eine Kugel abbekommen zu haben – was der Schütze noch bereuen würde –, rührte sie sich lieber nicht. Sie bemühte sich, weiter ruhig und flach zu atmen, obwohl ihr Herz raste. Langsam ließ sie die Energie in sich ansteigen, wobei sie den Blick auf die Zimmerdecke richtete, an der sich bräunliche Linien von einem Wasserschaden abzeichneten.
Falls das FBI sie zur Auslöschung hergebracht hatte, sollten sie erfahren, dass Jana nicht leicht zu töten war, und falls sie nicht vorhatten, sie umzubringen …
Ich spiele nicht deren Pitbull . Sie war es restlos leid, sich als Allzweckwaffe benutzen zu lassen.
Mehr und mehr Energie staute sich in ihr auf, was bedeutete, dass das Feuer heiß und kräftig wäre und …
»Hör auf.«
Zwei schroffe, abgehackte Worte, kalt; die Stimme jedoch war vertraut. Zane! Sie rollte sich auf die Seite und sah erschrocken neben sich. Er war auch beim Dusk gewesen, hatte direkt bei ihr gestanden, als die angebliche FBI-Agentin feuerte. »Sie haben dich auch geschnappt.« Aber wieso? Zane war ein Jäger.
»Haben sie nicht.« Sein Oberkörper war bloß, sein Haar zerwühlt, als wäre er sich mehrfach mit den Fingern hindurchgefahren.
Jana stockte der Atem. »Ich verstehe nicht.«
»Wusstest du, dass du auf ihrer Tötungsliste stehst?«
Lügen war wohl sinnlos. »Tja, Night Watch war hinter mir her, also dachte ich mir, dass es das FBI wohl auch ist. Ich nehme sogar an, dass das FBI euer Auftraggeber war.« Und warum war sie dann hier?
»Ich will keine Märchen mehr hören«, sagte er streng.
Schade, denn im Märchenerzählen war sie gut.
»Was wolltest du im Dusk?«
Jana fiel keine prompte Antwort ein. Okay, mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. »Was wolltest du da?« Zu viel Zufall. Jana richtete sich so abrupt auf, dass die Decken beiseiteglitten. »Du bist mir gefolgt.« Die Erinnerung, die nun zurückkehrte, war unschön.
Er rührte sich nicht. »Hast du ernsthaft geglaubt, der Sex könnte mich so sehr ablenken, dass ich dich einfach entwischen lasse?«
Sie erwiderte nichts, denn nun fiel ihr auf, dass
Weitere Kostenlose Bücher