Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
Beth einen Fehler: Sie kam Jana zu nahe.
Zane hatte es kommen sehen, bevor Jana sich mit dem Rücken gegen Davey stemmte und Beth beide Füße in den Bauch rammte.
Die Blonde krümmte sich würgend. Mit einem Fluch zerrte Davey Jana zurück.
»Schaff sie raus!« Beth richtete sich wieder auf. Ihre Augen funkelten vor Zorn. »Pack sie in die Zelle«, befahl sie und wandte sich erneut zu Zane. »Steck sie beide rein, damit sie sich wieder beruhigen.«
»Ich bin ruhig«, rief Jana. »Ruhig genug jedenfalls, um dir auch ohne Feuer den Arsch zu versohlen. Ruhig genug …«
»Das letzte Mal, das ich dich auf meinem Tisch hatte, flehtest du um dein Leben.« Beths vernarbte Hand wanderte zu ihrem Bauch, und ihre Augen waren eiskalt. »Bald wirst du wieder betteln.«
»Und du brennen«, konterte Jana trotzig.
Beths Lippen zitterten ein wenig. Offensichtlich wusste sie, dass das ein Versprechen war.
»Fühlst du das Feuer noch, Beth?«
»Schaff sie raus!«
»Fühlst du es?«
»Raus!«
Sie wurden in eine Kühlkammer geworfen; oder zumindest fühlte es sich für Zane wie eine an: ein kleiner, enger Raum mit Edelstahlwänden, in dem Kühltemperatur herrschte.
»Mistkerle«, knurrte Jana, noch ehe Davey die Tür geschlossen hatte – eine fünfzehn Zentimeter starke Stahltür. Sie drehte sich zu Zane um. »Kannst du uns hier rausbringen?«
Er schickte ein wenig Energie gegen die Tür und fühlte sofort das Magiefeld. »Sie haben sie von einer Hexe sichern lassen.«
»Natürlich haben sie das.« Jana strich sich das Haar aus dem Gesicht, wobei Zane auffiel, dass ihre Hand zitterte. »Wahrscheinlich von derselben Hexe, die Beth vor dir schützt. Hat sie den gesamten Raum mit ihrem Feld verstärkt?«
Er nickte. »Ich kann hier nicht raus.« Rein technisch gesehen, könnte er es wohl, doch dazu müsste er eine Energie aufwenden, die Jana verletzen, wenn nicht gar töten könnte, denn diesen Zauber konnte er nur mit allergrößter Kraft zerstören.
Er ging näher zu Jana und strich ihr behutsam über die Wange. Der blaue Fleck dort würde über Tage bleiben. Menschen brauchten so lange, um sich von Wunden zu erholen.
Sie zuckte ein bisschen zusammen.
»Warum bist du mir gefolgt?«, fragte er.
Jana schluckte.
»Du hättest fliehen können.«
Ihre blauen Augen wirkten ungeheuer tief und dunkel. »Und dich im Stich lassen? Nein, das konnte ich nicht.« Sie rückte dichter an ihn. »Übrigens beobachten sie uns hier. Dieser Raum ist mit Kameras und Mikros ausgestattet.«
Zwar konnte er keine Kameras sehen, aber er glaubte ihr.
»Sie sehen und hören alles, und sie warten bloß darauf, dass wir einen Fehler machen.« Sie sprach sehr leise. »Sie suchen nach Schwächen, die sie gegen uns einsetzen können.«
Davey glaubte, Zanes Schwäche bereits zu kennen.
»Ich bin zurückgekommen«, sagte Jana laut und deutlich, »weil Perseus mein Leben ruiniert hat.«
Richtig, aber ihre Augen sagten etwas anderes. Ich wollte dich nicht im Stich lassen.
»Bist du wirklich ein Hybride?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete er knapp.
Jana nickte. »Und eine Stufe zehn?«
Das beantwortete er nicht, erst recht nicht unter Beobachtung.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, zog seinen Kopf hinunter und streifte seine Lippen mit ihren, während sie hauchte: »Komm rein.«
Falsche Zeit, falscher Ort, aber diese Worte weckten ein brennendes Verlangen in ihm. Jana schmiegte sich sanft an ihn, und ihr süßer Duft hüllte ihn vollständig ein.
Aber sie war verwundet und unter Drogen gesetzt worden, und er hatte gewiss nicht vor, eine Show vor Publikum abzuliefern.
»Komm rein«, flüsterte sie abermals. »Du musst … in mich hineinsehen.«
Es dauerte einen Moment, ehe er verstand, was sie meinte. Sie sprach gar nicht von Sex, überhaupt nicht.
Nein, ihr war klar, was ein Dämon der zehnten Stufe vermochte, und sie gab ihm die Erlaubnis, in ihr Denken einzudringen, erlaubte ihm, jedes ihrer Geheimnisse, jeden ihrer Gedanken kennenzulernen.
Du musst … in mich hineinsehen.
Jana wich ein wenig zurück und sah zu ihm auf.
Komm rein.
Seine Macht konnte nichts gegen den Zauber ausrichten, der sie in diesem Raum hielt, aber er sperrte Zane nicht aus Janas Kopf aus. Also atmete er tief durch, blickte ihr in die Augen und drang in sie ein.
Mitten ins Feuer.
Elftes Kapitel
Das Feuer war überall um ihn herum, brannte so heiß und schnell. Schreie hallten. Schreie von ihm, nein, von ihr.
Das Feuer, das er sah, die wirbelnden
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