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Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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gedacht hatte.
    Bermann sagte etwas, aber sie hörte nicht zu. Der Gedanke war konkreter geworden. Die Durchsuchung des Hofes.
    Dann hatte sie es. Wenn die Täter ihnen zuvorkamen?
    Der Polizist musste ahnen, dass es auf dem Hof möglicherweise etwas zu finden gab, nachdem die Durchsuchung genehmigt worden war. Und wenn er schon telefoniert hatte, schon jemand unterwegs war?
    »Schick eine Streife nach Grezhausen, Rolf.«
    »Da sind genug.«
    »Zum Hof der Ettingers. Falls sie zurückgekommen sind.«
    Bermann grunzte.
    Rief Alfons Hoffmann an.

    Diesmal fuhren sie die schmale Straße hinunter, in Richtung Au. In steilen Kurven führte sie hinab, flankiert von Bäumen, hier und da ein Gebäude. Louise dachte an das Haus mit der Nummer 23 oben auf dem Hügel. Sie sah Emily am Esstisch sitzen, Brigitte Haberle in einem der weißen Sessel. Das alte Leben vorbei, ein neues musste beginnen. Aber dafür war es noch zu früh. Erst einmal öffneten sich die Abgründe. Sie mussten lernen, mit der Scham, dem Hass, der Trauer, den Verletzungen umzugehen.
    Bermann sagte: »Du übernimmst mit Illi die Praxis. Die anderen kommen mit mir zu den Ettingers.«
    »Ich hab Fingerabdrücke hinterlassen. Sag Lubowitz Bescheid.«
    Bermann nickte.
    »Und nehmt jemanden von der Hundestaffel mit. Sie haben einen Schäferhund.«
    »Was hast du mit dem gemacht?«
    Sie lächelte düster. »An die Kette gelegt.«

    In Au fuhren sie an dem Haus vorbei, in dem die Niemanns untergekommen waren, nachdem Antun Lonc?ar alias Heinrich Schwarzer das Haus in Merzhausen niedergebrannt hatte. Auch Bermann blickte für einen Moment darauf, und sie fragte sich, woran er dachte. Sie hatten so furchtbar versagt.
    Ihr Handy gab SMS-Laute von sich. Alfons Hoffmann.
    Ruf an.
    Sie wählte seine Nummer.
    »Colmar«, sagte Alfons Hoffmann aufgeregt. »Sie haben da eine Wohnung.« Er nannte eine Adresse. Er sprach mit leiser Stimme, als wäre der Verrat auf diese Weise weniger schwerwiegend gewesen.
    Sie dachte an das Gespräch mit Josepha Ettinger. An das elsässische »mr«.
    »Fährst du hin?«
    »Ja. Später.«
    »Vor dem Gespräch mit Graeve oder danach?«
    Sie zögerte. »Danach.«
    »Gut«, sagte Alfons Hoffmann gehetzt. »Weiter. Zu Markus, Bert, Micha. Ich nehme an, du möchtest, dass ich Kollegen mit diesen Vornamen aufliste?«
    »Ja.«
    »Polizeidirektion oder nur Kripo?«
    Sie schwieg.
    »Ach so. PD?«
    »Nein.«
    »Nur Kripo.«
    »Ja. War’s das?«
    »Warte«, sagte Alfons Hoffmann. »Wenn er ein Kripomann ist … Ich meine, falls du recht hast, was ich nicht glaube. Aber falls du recht hast …«
    »Ja?«
    »Dann könnte er genauso in der Soko sein, oder?«

    Merzhausen flog vorbei, das bunte Vauban, sie nahm es wahr, ohne es wahrzunehmen, in ihrem Kopf wieder und wieder Alfons Hoffmanns letzter Satz. In der Soko. Sie spürte, wie sehr sie sich gegen diesen Gedanken sträubte. Sonderkommissionen waren das Zentrum, das Allerheiligste. Das Herz des Organismus Kripo. Nur die Besten oder wenigstens Zuverlässigsten wurden in Sokos berufen. Kollegen, denen man vertrauen können musste.
    Undenkbar, dass er in der Soko war.
    Sie warf einen Blick auf Bermann. Plötzlich verstand sie ihn und Almenbroich. Sie definierten das Allerheiligste lediglich ein wenig anders.
    Undenkbar, dass er Polizist war.

    Nahe der Polizeidirektion lenkte Bermann den Wagen in eine Tankstelle. Wortlos stieg er aus. Im Außenspiegel sah sie, wie er den Tankstutzen einführte.
    In der Soko.
    Rolf Bermann, Thomas Ilic, Alfons Hoffmann, weitere Männer vom D 11: Horst Riemann, Jörg Seibold, Thomas Breutle.
    Vom D 23 Hans Meirich, Andi Bruckner, zwei, drei andere.
    Walter Scuma vom Fahndungsdezernat.
    Ein Kollege, den sie nicht zuordnen konnte.
    Reinhard Graeve, der Kripoleiter.
    Undenkbar.
    Ein paar hundert Meter weiter ragte der Solar Tower auf, im obersten Stockwerk das Kagan. Vor ihrem inneren Auge sah sie Nadine in dem gläsernen Aufzug hinunterfahren, ein lachendes Mädchen mit Depressionen auf dem Weg in die Hölle. Am Martinstor ein Kuss für Serge, den Exfreund. Ein blauer Jeep mit dem Ersatzrad huckepack, mindestens drei Männer, das Martyrium begann, drei oder mehr Männer und ein Mädchen. Viele Stunden später lag das Mädchen in einer Scheune in Grezhausen, mehr tot als lebendig.
    Zwei Jungen, zwei alte Frauen, das Mädchen verschwand.
    Zwei Morde geschahen.
    Einer der Täter in Panik geraten, Dietmar Haberle, der ein Kinderschänder war, aber kein abgebrühter Profi. Das

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