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Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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je«, murmelte Alfons Hoffmann.
    »Siehst du. Hast du Illi erreicht?«
    »Geht nicht ans Telefon. Soll ich dir jemand anders schicken?«
    »Nein.«
    Sie legte auf.
    Ein Junggesellenabend.
    Mick hatte seinen Junggesellenabschied gefeiert. Rolf Bermann, wenn sie sich richtig entsann, ebenfalls. Andere Kollegen und Bekannte. Fragte man nach, erhielt man zumeist ein Grinsen zur Antwort. Vermeintlich wilde und doch nur lächerliche Erinnerungen, die bis ans Lebensende blieben – Männer unter sich. Alkohol, die einschlägigen Witze, oft genug halbnackte Frauen. Tänzerinnen, Stripperinnen, Nutten. Sie hatte von Pornonächten, Massenselbstbefriedigung, auch von Vergewaltigung gehört. Aus Kostengründen wurden viele Junggesellenabende inzwischen nach Osteuropa verlegt. Bratislava, Prag, Budapest. Das Bier und die Frauen waren dort billiger.
    Die Krone der Schöpfung, saufend und grölend unter ihresgleichen, den Schwanz in der Hand.
    Manche Traditionen würde sie nie verstehen.

    Alles in Ordnung drüben im Elsass, sie waren vor wenigen Minuten aufgebrochen, Ben Liebermann und Claus Rohmueller in einem Auto, die drei alten Frauen und Nadine im zweiten, die beiden französischen Kollegen im dritten, ein kleiner Konvoi auf dem Weg in die Berge. Wieder fragte sie sich, ob es falsch gewesen war, Ben Liebermann hineinzuziehen und womöglich in Gefahr zu bringen. Claus Rohmueller hatte gewollt, dass er in Colmar blieb und später mitkam nach Gérardmer, eine Art persönlicher Leibwächter, und Ben Liebermann fühlte sich endlich wieder gebraucht, aber darauf konnte sie sich nicht hinausreden. Sie hatte ihn hineingezogen.
    »Pass auf dich auf, Ben.«
    »Und du auf dich.«
    »Ich brauch dich noch.«
    »Und ich dich.«
    »Sag mal, hattest du einen Junggesellenabschied, bevor du geheiratet hast?«
    Ben Liebermann lachte leise. »Nein.«
    Es gab ja, dachte sie, zum Glück auch andere.
    Es gab Ben Liebermann, der in diesem Moment auf dem Weg zu ihrer Familie war, die Onkels und Tanten in Gérardmer kennenlernen würde. Ein seltsames Gefühl, dass da jetzt wieder jemand war. Fast ein wenig tröstlich.
    Wenn da nicht die Sorge gewesen wäre, dass sich auch hinter seinem Gesicht eine Fratze verbarg, die sich ihr irgendwann, irgendwie offenbaren würde, wenn sie es am wenigsten erwartete.

24
    Ein unscheinbares weißes Haus am Ortsrand, zwei Stockwerke, schräg zur Straße gebaut, ein paar Meter weiter begannen die Maisfelder. In der Einfahrt wartete ein alter Mann in einem grauen Kittel, die Hände in den Kitteltaschen, nur die Daumen sahen heraus. »Zeit wird’s, ich muss ins Geschäft zurück«, sagte er zur Begrüßung und kniff die Augen im Sonnenlicht zusammen.
    »Wer nicht«, entgegnete Louise.
    An der Front des Hauses entlang verliefen Gitter im Asphalt, darunter waren schmale Fenster zu erkennen.
    Ein Kellerraum in Oberrimsingen.
    Sie stiegen die Stufen zur Haustür hinauf. Vier Namensschilder, im Erdgeschoss Edgar Haberle.
    »Weiß nicht, warum er das Schild nicht ausgetauscht hat«, sagte der Hausmeister. »Ist mir auch egal.« Er wies mit der rechten Hand auf ihren Peugeot. »Könnt ihr euch keine richtigen Autos mehr leisten?«
    Sie sah noch auf seine Hand. Bis auf den Daumen fehlten alle Finger.
    »Die deutsche Polizei sollte deutsche Autos fahren.«
    »Ja«, sagte Louise. »Wohnen Sie hier?«
    »Warum sollte ich hier wohnen?« Mit der linken Hand zog er einen Schlüssel aus der Kitteltasche, schloss auf.
    Sie betraten das Haus. Im Eingangsbereich roch es nach Sagrotan.
    Er zeigte auf eine Wohnungstür. »Sie rühren mir da drin nichts an.«
    »Würde mir nicht im Traum einfallen.«
    »Weiß ich, was die Polizei träumt?«
    »Was ist mit Ihrer Hand passiert?«
    Er zuckte die Achseln. »Der Krieg um Elsass-Lothringen.«
    »Der vor sechzig Jahren?«
    »Die anderen hab ich nicht erlebt.« Er lachte.
    »Sie werden mir nicht erzählen, dass Sie im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben.«
    »Natürlich. Hab Steine geworfen. Da wollten mir die Franzosen die Hände abhacken. Fast hätten sie’s geschafft.« Er nahm einen weiteren Schlüssel mit Namensschild aus der Tasche.
    »Geben Sie her.«
    Wortlos gehorchte er. Sie näherte sich der Tür, hielt inne. Sie hatten bei Haberles Leiche keine Ausweise, kein Geld, keine Schlüssel gefunden. Der Mörder hatte alles an sich genommen. Auch einen Schlüssel zu dieser Wohnung?
    War er von Colmar hierher gefahren?
    Sie schloss die Augen halb, versuchte, sich zu konzentrieren. Die Angst ließ

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