Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
Vom Netzwerk:
Hurley-Cooper, nur, daß sie sich diesem Glauben einfach nicht mehr hingeben darf, nicht nach ihrem Besuch mit Scottie im Metawissenschaftslabor. Man hat sie belogen - das ist gewiß. Schritte müssen unternommen werden. »Ich bin auf Hinweise gestoßen«, sagt sie, »die nahelegen, daß ein Mitglied der Metawissenschaftsgruppe die Einkaufsund Auszahlungssysteme manipulieren könnte.«
    »Meinen Sie damit Unterschlagung?«
    Amy holt noch einmal tief Luft. »Es ist möglich, daß man uns dafür eingespannt hat, kontrollierte Materialien unzulässigerweise einzukaufen, darunter auch Substanzen arkaner Natur. Es ist außerdem möglich, daß man uns um einen Haufen Geld betrogen hat.«
    »Um wieviel Geld?«
    »Wahrscheinlich um bis zu dreizehn Millionen Nuyen.«
    »Wen verdächtigen Sie?«
    Halt. Wiederum ein tiefes Luftholen. »Zunächst möchte ich keinerlei Zweifel daran aufkommen lassen, daß ich hier niemanden im besonderen beschuldige. Ich habe keinen eindeutigen Beweis.«
    Feliz mißbilligender Schmollmund wird noch offenkundiger. »Amy«, sagt sie, »kein Beweis ist absolut, und Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern, daß Sie gerecht sein wollen. Dessen bin ich mir vollkommen bewußt. Und jetzt kommen Sie zur Sache. Das ist schließlich ein Gespräch unter vier Augen. Wen verdächtigen Sie?«
     
    Nichts von alledem macht es ihr leichter, es zu sagen. Amy ringt mit ihrem Widerwillen, ihrer Unsicherheit und dem rein egoistischen Wunsch, daß dieses ganze Durcheinander einfach verschwinden und nie wieder auf tauchen möge. Sie ringt mit dem Bewußtsein, daß sie die Worte nie mehr zurücknehmen kann, sobald sie sie einmal ausgesprochen hat.
    »Dr. Hill ist der Hauptverdächtige. Womit ich meine, es ist wahrscheinlich, daß Dr. Hill auf irgendeine Weise darin verwickelt sein muß. Das ist meine Vermutung, und an dieser Stelle ist es nicht mehr, eben eine Vermutung. Wie Sie wissen, hat Dr. Hill die uneingeschränkte Befugnis, Materialanforderungen für die Metawissenschaftsgruppe zu genehmigen.«
    Feliz nickt. »Wie hat das alles angefangen?«
    Amy erzählt von den Gegenständen, die zwar gekauft, aber nicht benutzt worden sind, von der geheimnisvollen Datei im Computernetz der Metawissenschaftsgruppe und von den Konzernen, die zwar das Geld erhalten haben, nun aber nicht mehr existieren. Zu rasch gelangt sie zu dem belastendsten Indiz, das sie ausgegraben hat. »Außerdem habe ich erfahren, daß ein Mitarbeiter der Metawissenschaftsgruppe ein spezielles Bankkonto mit ungefähr drei Millionen Nuyen besitzt.«
    »Damit meinen Sie Hill?«
    »Das möchte ich an dieser Stelle lieber nicht bestätigen.«
    »Was macht dieses Konto so verdächtig?«
    »Es ist ein Haufen Geld, und das Konto befindet sich nicht bei der First Corporate Trust.«
    »Das macht es in der Tat fragwürdig.«
    Aus der Sicht eines KFK-Revisors muß allein schon die Bankverbindung fragwürdig sein. »Ja, ich weiß«, sagt Amy, »und ich habe die Person befragt, der es gehört. Die Antworten, die ich erhielt, entsprachen nicht der Wahrheit. Absolut nicht.«
     
    »Das klingt ebenfalls sehr belastend.«
    »Vielleicht ist es das. Ich bin aber noch nicht hundertprozentig überzeugt, und ich werde erst Anklage erheben, wenn ich es bin.«
    »Bevor oder nachdem Sie ein volles Geständnis in der Hand halten?«
    Amy spürt, wie ihr das Blut in die Wangen schießt. Sie ist zu weich, zu mitfühlend, zu entschlossen, fair zu sein - das will Feliz ihr damit sagen. Vielleicht hat sie recht. »Wissenschaftler sind von ihrem Ruf abhängig«, sagt Amy unnachgiebig. »Ich werde es nicht riskieren, jemandes Karriere zu ruinieren, bevor ich nicht absolut von seiner Schuld überzeugt bin.«
    »Kein Beweis ist absolut.«
    »Ja, dessen bin ich mir bewußt.«
    »Also gut.« Feliz wischt sich kurz über eine hochgezogene Augenbraue, dann sagt sie: »Wie wollen Sie vorgehen?«
    Amy zögert, da sie ein wenig Angst vor dieser Frage hatte, aber natürlich ist der Hauptgrund für ihr Gespräch mit dem Verwaltungsdirektor, Feliz' Zustimmung für ihren Aktionsplan zu bekommen. Ein halbherziger und aller Wahrscheinlichkeit nach vergeblicher Versuch des Selbstschutzes. Jedenfalls redet sie sich das ein. Andererseits flüstert ihr eine Stimme in ihrem Hinterkopf beständig zu, daß es falsch ist, Dinge für sich zu behalten, daß ihr Verdacht gemeldet werden muß, weil, nun... Dinge eben gemeldet werden sollten. Weil das verantwortungsbewußt und sogar ethisch ist. Weil sie ein

Weitere Kostenlose Bücher