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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Beweis je absolut ist, ist auch keine bei Hurley-Cooper oder sonst einem Konzern angestellte Person ein völlig unbeschriebenes Blatt und gänzlich unbescholten. In der Sechsten Welt gibt es solche Leute nicht. Jeder hat mindestens einen kleinen dunklen Fleck in seiner Akte, und das schließt nicht nur sie selbst, sondern auch die Leute ein, ob Wissenschaftler oder Verwaltungsstab, die für die Metawissenschaftsgruppe arbeiten.
    Zum Wohle Hurley-Coopers, ganz zu schweigen von ihrer eigenen Karriere, hat sich Mercedes über den Hintergrund jener informiert, die in den kritischeren Bereichen Hurley-Coopers arbeiten.
    Sie geht ihre Liste durch. Die Doktoren Liron Phalen und Ben Hill sind so sauber wie jede Durchschnittsperson. Phalen hat einmal bei einem Konzernwechsel Vertragsbruch begangen. Hill hat sich einmal betrunken und dabei seinen Wagen in die Garage eines Nachbarn gefahren. Einige andere Mitglieder der Metawissenschaftsgruppe sind durch Freunde oder Familie in Dinge verwickelt, die man als fragwürdig bezeichnen könnte. Mercedes lädt eine ausgewählte Gruppe von Namen, darunter auch Phalen und Hill, auf einen Datenchip, dann stöpselt sie sich aus und drückt ein paar Tasten auf ihrem Schreibtisch.
    Zwei Minuten später kommt Zach Wanger herein. Sein offizieller Titel lautet Direktionsassistent für Firmensicherheit. Seine wahren Aufgaben beinhalten mehr als elektronische Überwachung, Alarmanlagen und uniformierte Wachen. Auf den ersten Blick würde das kein Mensch vermuten. Zach sieht wie ein großer Junge aus, erwachsen, aber im Herzen noch ein Kind, immer zu einer Feier bereit. Mercedes legt den Daten chip auf den Tisch und bedeutet Wanger, ihn zu nehmen.
    »Was ist das?«
    »Sie finden eine Personenliste auf diesem Chip«, erläutert Mercedes. »Ich brauche Hintergrundinformationen über jede einzelne. Richten Sie Ihr Augenmerk insbesondere auf die Finanzen. Ich will wissen, wie ihre Vermögenssituation aussieht, wo sie ihr Geld investieren und woher das Geld stammt. Außerdem will ich, daß große Eingänge zu ihrem Ursprung zurückverfolgt werden.«
    »Wie groß ist ›groß‹?«
    »Nun, sagen wir fünfzigtausend Nuyen.«
    »Wie schnell brauchen Sie die Informationen?«
    »Umgehend.«
    »Umgehende Prioritäten kosten Geld.«
    »Sie haben ein Budget. Benutzen Sie es.«

56
     
    Als sie erwacht, hört Tikki ein Stimmengemurmel, das jedoch zu vage und zu weit für sie entfernt ist, um Worte zu verstehen, und danach einen dumpfen Knall, als fiele eine Tür ins Schloß. Es stinkt nach Zweibeinern und noch etwas anderem, irgendeiner Chemikalie, die sich rasch verflüchtigt.
    Muskeln zucken, eine mächtige Tatze schlägt zu.
    Jemand ruft: »Raus hier! NICHTS WIE RAUS!«
    Der kahle, platingraue Raum hat sich verändert. Aus einem der Wandpaneele ist eine Tür geworden, und diese Tür ist nicht etwa geschlossen, sondern steht weit offen. Zwei Zweibeiner in weißen Overalls versuchen sich gleichzeitig durch die Öffnung zu quetschen. Tikki springt auf und wirft sich vorwärts. Bevor sie sie erreicht, sind die Zweibeiner draußen und schlagen die Tür vor Tikkis Nase zu.
    Sie prallt dagegen, stolpert zur Seite, setzt sich abrupt auf die Hinterpfoten. Intensive Schmerzen. Wasser schließt ihr in die Augen. Ihr keuchender Atem wird zu einem kehligen Grollen, als die gebrochenen Knochen in ihrer Brust wieder zusammenwachsen. Sie niest heftig. Aus ihrer Nase spritzt ein wenig Blut und fällt auf den Boden. Die Schmerzen sind ebenso wie das Wasser in ihren Augen rasch verschwunden.
    Die Zweibeiner sind ihr diesmal entkommen, aber jetzt weiß sie, wo die Tür ist. Sie betrachtet die Tür, dann setzt sie sich daneben, die Flanke gegen die Wand gepreßt.
    Zeit vergeht.
    Die Stimme aus der Decke meldet sich wieder. Sie ist merkwürdig, metallisch, computermoduliert, weder männlich noch weiblich. »Ich weiß, was du bist und wer du bist«, sagt sie. »Du bist Striper. Du bist eine Mörderin. Du wirst dafür bezahlt, Leute umzubringen. Du arbeitest für die Yakuza und die Triaden. Du verursachst einem echt Gänsehaut. Wie gefällt dir deine neue Unterkunft bis jetzt?«
    Tikki bleckt die Zähne und brüllt.
    Die Stimme redet weiter. »Manchmal bringst du Leute auch kostenlos um. Du mußt es genießen. Das Töten muß dir gefallen. Ich wette, es gibt deinem Leben einen Sinn. Dadurch weißt du, daß du lebst, indem du Leute umbringst.«
    Tikkis Ohren zucken gereizt. Diesem aufdringlichen Zweibeiner zuzuhören, ist so, als

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