Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith

Vom Netzwerk:

leitender Angestellter von Hurley-Cooper und es ihre Pflicht ist, ihre Vorgesetzten auf dem laufenden zu halten. Das klingt so sehr wie die Stimme eines kerzengeraden, korrekten Pinkels, daß sie sie haßt.
    »Sie müssen doch einen Plan haben«, hakt Feliz nach.
    Amy nickt und sagt: »Ich will mich mit Dr. Phalen treffen, alles darlegen, was ich herausgefunden habe, und ihn nach seiner Meinung fragen.«

    »Und wenn er Unwissenheit beteuert?«
    Amy spürt, wie ihr der Schweiß die Seite herunterläuft. Sie spürt, wie ihr Herz schneller und fester pocht. Wenn Dr. Phalen keine annehmbare Erklärung für ihre Entdeckungen liefern kann, ist sie erledigt. Wenn Phalen in irgendeine Verschwörung verwickelt ist und sie belügt... »Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl, als damit zu Janasova zu gehen.«
    »Der damit sofort zum Revisionsstab laufen wird.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Haben Sie über Ihre eigene Schuld bei dieser Sache nachgedacht?«
    Amy nickt, dann begegnet sie Feliz' Blick oder zumindest dem Spiegeln ihrer Augen. »Wenn ich unwissentlich zu jemandes Bemühungen beigetragen habe, Hurley-Cooper zu betrügen, werde ich die Konsequenzen tragen, wie sie auch ausfallen mögen. Ich werde nicht versuchen, irgend etwas zu verschleiern. Darum bin ich hier, darum erzähle ich Ihnen all das. Ich wollte Ihnen sagen, daß ich die Entdeckung gemacht habe und alles in meiner Macht Stehende tun werde, um die Wahrheit herauszufinden.«
    »Sollte Tokio zu dem Schluß kommen, daß Sie die Schuld dafür tragen, kann ich sie vielleicht nicht retten.«
    »Das weiß ich.«
    Feliz nickt, fast unmerklich. »Dann konzentrieren wir uns darauf, was getan werden muß. Ich stimme zu: Befragen Sie Dr. Phalen. Er trägt die Verantwortung, auch wenn die Routineverwaltung der Metawissenschaftsgruppe in Dr. Hills Ressort fällt. Bestehen Sie auf einer umgehenden Besprechung. Sie können sich dabei durchaus auf mich berufen. In der Zwischenzeit werde ich mir überlegen, was ich tun kann, um diese Angelegenheit weiter zu untersuchen.«
    »Wie zu untersuchen?«
    »Haben Sie irgendwelche Vorschläge?«

    Amy zögert, da sie spürt, wie sie wiederum errötet. Ihr kommt nur ein Gedanke, den sie jedoch niemals laut aussprechen würde. Sie könnte mit ihrem Bruder reden. Scottie kennt wahrscheinlich ein paar Shadowrunner, die bereitwillig schmutzige Geheimnisse über jeden ausgraben würden, den sie ihnen nennt. »Es tut mir leid, nein«, sagt sie. »Keine Vorschläge.«
    Feliz nickt.
    Besprechung beendet.

55

    Sobald sich die Tür hinter Amy Berman geschlossen hat, greift Mercedes Feliz unter ihren Schreibtisch und berührt den Abdruckscanner neben ihrem Knie. Die unterste rechte Schublade ihres Schreibtisches öffnet sich. Der in die Schublade eingebaute Fuchi-Dektron-Warner informiert sie, daß niemand versucht, ihr Büro abzuhören, und falls doch, hört der Betreffende gerade das 1. Brandenburgische Konzert von Bach oder auch leeres Rauschen. Die Anzeige auf ihrem Sony Palmtop bestätigt, was sie ihr bereits als erstes heute morgen verraten hat, daß nämlich niemand versucht hat, sich an dem Warner zu schaffen zu machen.
    Sie hat keinen absoluten Beweis dafür, daß Enoshi Ken oder die KFK-Revisoren versucht haben, sie überwachen zu lassen, aber wie sie gerade erst zu Amy Berman gesagt hat, kein Beweis ist je absolut.
    Wie Amy Berman entdeckt hat, daß irgendein Angestellter ein Konto bei einer anderen Bank als der First Corporate Trust unterhält, ist die große Frage. Sie muß irgendwie darüber gestolpert sein. Sie ist viel zu konsequent, was die Einhaltung ihrer ethischen Prinzipien anbelangt, viel zu menschenfreundlich, um sich je auf offenkundig illegale Aktivitäten einzulassen, wie sie offenbar erforderlich sind, um geheime Bankkonten aufzuspüren. Das ist ihre größte Schwäche. Gleichzeitig ist es genau die Eigenschaft, die sie so wertvoll für Hurley-Cooper macht.
    Sie ist wie Leim - zäh und hartnäckig, entschlossen, die Dinge zusammenzuhalten und die Leute in eine Richtung marschieren zu lassen. Sie ist eine Motivations- und Verhandlungskünstlerin und ein fähiger Exec. Sie ist zu wertvoll, um das Risiko einzugehen, sie wegen der Diebereien irgendeines Dummkopfs zu verlieren. Die Entdeckung, daß möglicherweise ein Betrug vorliegt, muß sie einiges gekostet haben.
    Sie könnte sie durchaus ihre Karriere kosten.
    Mercedes stöpselt sich in ihren Palmtop ein und ruft ihre Sicherheitsdateien auf. Ebenso wie kein