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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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zu schlachten.«
    Amy runzelt die Stirn. »Was?«
    »Ich habe soeben gehört, daß der Revisionsstab auf ein Problem in bezug auf Vernon Janasovas Bürobudget gestoßen ist. Ungefähr eine halbe Million Nuyen an persönlichen Geschäftsausgaben scheinen in seine Manhattaner Eigentumswohnung gewandert zu sein.«
    Amy stöhnt und läßt sich auf ihren Stuhl fallen. Das einzig Gute an dieser Nachricht ist die Tatsache, daß ihr spezieller Verantwortungsbereich nicht darin verwickelt ist. Falls das überhaupt eine Rolle spielt. Aber es spielt keine. »Wie gut sind Sie mit Seifenlauge und Lappen?«
    »Machen Sie nicht auch noch Witze darüber.«
    »Ich mache Witze?«
    Wenn Hurley-Coopers Geschäftsführer den Konzern betrogen hat, werden sie wahrscheinlich alle gefeuert: schuldig, weil sie in derselben Firma arbeiten. Vielleicht ist das eine Übertreibung. Und vielleicht nicht. Jedenfalls scheint das Gewitter, daß sich seit der Ankunft der Revisoren zusammenbraut, offenbar schnell über sie hereinzubrechen, und zwar mit ohrenbetäubenden Donnerschlägen, blendenden Blitzen und einem Himmel so schwarz wie Teer. »Weiß Mercedes Feliz Bescheid?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Amy.«
    »Am besten, Sie teilen es ihr mit.«
    Der Verwaltungsdirektor ist jetzt so ungefähr alles, was sie noch in die Waagschale werfen können.
    Chang erklärt sich widerwillig einverstanden und legt auf. Das Telekom klingelt erneut. Diesmal ist es Kurushima, Mr. Revisor persönlich, der eine Erklärung bezüglich der Vorkommnisse in ihrem Vorzimmer verlangt.
    Amy drückt sich unmißverständlich aus. »Niemand geht mit meinem persönlichen Stab oder einem anderen Mitglied dieses Unternehmens so unhöflich und beleidigend um! Hurley-Cooper ist eine KFK-Tochter. Das macht uns weder zu Sklaven noch zu Leibeigenen. Und vor allem macht es meine persönliche Assistentin nicht zu einem Hund, den Ihre Leute nach Belieben anknurren können! Sollte es noch einen weiteren Zwischenfall dieser Art geben, rufe ich die Sicherheit und sorge dafür, daß die betreffende Person vom Werksgelände entfernt wird.«
    Und als Direktor des Konzerns Hurley-Cooper, der die Miete für dieses Werksgelände bezahlt, hat Amy auch alle Befugnisse, die sie dazu benötigt.
    Kurushimas Augen weiten sich. Sein Gesicht wird ein wenig blaß. Zweifellos betrachtet er eine derartig direkte Aussage als unhöflich, vielleicht sogar als verblüffend. Wahrscheinlich kommt sie auch einem Selbstmord gleich, zumindest was ihre Karriere betrifft.
    Amy fügt hinzu: »Ich verlange eine umgehende Entschuldigung.«
    Kurushima starrt sie an. Er stammelt mehrere Entschuldigungen. Amy wartet, bis er fertig ist, dann unterbricht sie die Verbindung. Sie lehnt sich zurück, starrt an die Decke und schließt dann die Augen.
     
    Das Telekom klingelt. Es ist Dr. Phalen.
    »Wann immer Sie bereit sind, meine Liebe.«
    Sie ist so bereit, wie sie nur sein kann.
    Noch einmal versucht sie Harman zu erreichen, hat jedoch kein Glück. Wo mag er nur stecken? Letzte Nacht hat sie ihn zweimal anzurufen versucht und heute morgen, bevor sie zur Arbeit ging, einmal, doch ohne Erfolg. Es sieht ihm überhaupt nicht ähnlich, so lange nichts von sich hören zu lassen.
    Mit einem Seufzer nimmt Amy ihre Aktentasche und ihren Zoé-Trench und geht zu ihrem Wagen. Der Verkehr in der Umgebung der Plaza ist ein Alptraum, die Straßen sind mit Autos verstopft und wimmeln von Menschen, die von einer Straßenecke zur nächsten wollen. Sie braucht über eine Viertelstunde, um auf den Major Deegan Expressway zu gelangen, und kriecht dann fast eine Dreiviertelstunde über die Schnellstraße bis zum Van Cortlandt-Industriegebiet.
    Ihr fallen Scotties Warnungen wieder ein, und sie schaut mehrmals in den Rückspiegel, kann aber kein Auto ausmachen, das ihr zu folgen scheint. Vielleicht haben die Jahre in den Schatten Scottie übermäßig mißtrauisch oder vorsichtig gemacht. Wahrscheinlich spielt es keine Rolle.
    Wenn das stimmt, was Joey Chang sagte, dann gehen die Revisoren weit über eine simple Prüfung der Bücher Hurley-Coopers hinaus. In diesem Fall wissen sie wahrscheinlich längst alles, was es über die Unregelmäßigkeiten, denen sie nachgeht, zu erfahren gibt. Die Frage lautet dann, warum läßt man sie all das durchmachen, was sie durchgemacht hat? Wenn jemand zusieht, kann sie nur hoffen, daß der Betreffende die Vorstellung, diese letzten Augenblicke ihrer Karriere, genießt.
    Es ist weit nach neun, als sie die

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