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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Anlage der Metawissenschaftsgruppe erreicht. Der Parkplatz ist voller Wagen. Manche Mitglieder des Wissenschaftsstabes scheinen niemals nach Hause zu gehen. Amy hat den Grad ihres Pflichteifers immer bewundert, aber heute ist diese Anerkennung mit einem gewissen Kummer durchsetzt. Sie ist ebenfalls pflichteifrig. Nur scheint ihr das nicht zu helfen.
    Wenn das ihre Abschlußvorstellung ist, wird sie sich nach Kräften bemühen, sich so gut wie möglich zu präsentieren. Das ist sie sich schuldig. Jeder andere würde wahrscheinlich die Zeichen erkennen und einfach verschwinden. Ein Jammer, daß das nicht ihr Stil ist.
    Sie nimmt den Fahrstuhl in den ersten Stock und trifft Dr. Phalen in seinem düsteren kleinen Büro, das mit überquellenden Bücherregalen, einem antiken Holzschreibtisch und einem alten Kunstledersofa gefüllt ist. Dr. Phalen ist groß und wirkt in seinem seit zehn Jahren unmodernen Anzug auf eine drollige Weise elegant. Er erhebt sich von seinem Schreibtischstuhl, um sie zu begrüßen, schüttelt ihr die Hand, tätschelt sie und führt sie zu einem Sessel. Seine ganze Art ist freundlich und liebenswert. Der Gedanke, daß dieser Mann oder gar seine Abteilung in Betrügereien verwickelt sein könnte, ruft in Amy ein Gefühl akuten Entsetzens wach.
    »Darf ich Ihnen ein Täßchen Tee anbieten, meine Liebe?«
    »Das wäre nett. Vielen Dank.«
    »Oh, es ist mir ein Vergnügen«, sagt Dr. Phalen lächelnd. Der Tee ist bereits fertig. Auf einer kleinen Anrichte steht ein antikes Service. Dr. Phalen gießt den Tee ein. »Ich darf Ihnen versichern, meine Liebe, ich bin mir ziemlich gewiß, daß alle Probleme, die möglicherweise aufgetreten sein mögen, zu jedermanns Zufriedenheit aufgeklärt werden können, sogar zur Zufriedenheit unserer Freunde aus Tokio.«
    »Das hoffe ich«, erwidert Amy. »Aber ich muß Ihnen sagen, daß das, was ich entdeckt habe, nicht besonders gut aussieht. Es gibt Hinweise auf Aktivitäten, die ich nur als betrügerisch bezeichnen kann.«
     
    Dr. Phalen bringt ihr eine Tasse Tee. »Nun, ich muß sagen, daß ich schockiert wäre, wenn sich dieser Verdacht als wahr erweisen würde. Ich frage mich aber, ob nicht vielleicht Informationen existieren, die noch nicht entdeckt worden sind. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, daß die kleinste Information manchmal einen gewaltigen Unterschied bedeuten kann, wie man einen bestimmten Sachverhalt wahrnimmt.«
    »Ich bin sicher, daß Sie recht haben«, sagt Amy. Sie hält inne, um einen Schluck Tee zu trinken, der irgendwie merkwürdig schmeckt, und plötzlich spürt sie, wie sie erschlafft und in den Sessel sinkt, wie ihr das Kinn auf die Brust fällt und sich der Tee aus der Tasse über ihren Schoß ergießt. Der Tee durchnäßt ihre Hosenbeine und ist so heiß, daß er sie fast verbrennt, aber sie kann nichts dagegen tun. Ihre Ellbogen rutschen von den Sessellehnen. Ihre Hände fallen schlaff herab. Ihre Augenlider werden schwer und schließen sich fast. Ihr Kopf schwankt hin und her.
    »Oh, es tut mir leid, meine Liebe.« Dr. Phalen betupft ihre Hosenbeine mit einer Stoffserviette. »Wie unbedacht. Ich hätte daran denken müssen. Ich hoffe sehr, daß Sie mir noch einmal verzeihen.«
    Amy sind der Tee und die Flecken auf ihren Hosenbeinen vollkommen egal. Sie fühlt sich so schwach, so völlig entkräftet, so losgelöst von allem - einschließlich ihrem eigenen Körper -, daß es wirklich beängstigend ist. Warum kann sie sich nicht bewegen? Hat sie einen Schlaganfall? Eine Art Gehirnschlag? Sie braucht Hilfe. Sie braucht Hilfe und müht sich, eine Bitte, einen Schrei, irgend etwas herauszubringen, aber es kommt nichts, nichts außer einem vagen Stöhnen, das von gefühllosen Lippen und Lungen gebildet wird, die luftleer zu sein scheinen.
    Aus dem Augenwinkel sieht sie einen rötlichen Schein wie das reflektierte Licht eines Edelsteins, doch greller. Der Schein wird immer heller, durchdringend, überflutet ihr Blickfeld und schließlich alles.
    Was geht hier vor? Was ist das?
    Eine Stimme murmelt in ihr rechtes Ohr. Sie scheint stundenlang zu leiern, bevor Amy einigermaßen versteht, was sie sagt. Die Dinge, die sie ihr sagt, sind falsch, ungeheuerlich, sogar unmoralisch. Nein, sie wird es nicht tun. Auf keinen Fall! Niemals! Sie wird nicht tim, was die Stimme will. Doch die Wörter, die die Stimme spricht, sind wie eine fühlbare Kraft - sie kann sie spüren -, die sie niederdrückt, die sich auf ihren Verstand und ihren Körper legt

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