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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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SimSinn-Chips mit Megaoutput, die absolut süchtig machen. »Dann sollte er gehen«, sagt Harman leise.
    »So einfach ist das nicht.«
    »Chipheads sind weder gut für HC noch gut für dich.«
    »Bob ist jetzt seit fast dreißig Jahren bei HC. Er hat sich von ganz unten hochgearbeitet. Er ist einer von diesen Menschen, die immer doppelt so hart arbeiten wie alle anderen, weil sie ihre Grenzen kennen. Ich glaube, daß er deshalb bei den BTLs gelandet ist. Er wollte einfach mehr aus sich herausholen.«
    »Früher oder später wird er ausbrennen.«
    »Vielleicht. Ich habe mit ihm geredet und ihm ein Ultimatum gestellt: Sie sind ein guter Mann, und Sie leisten gute Arbeit, aber unterziehen Sie sich einer Behandlung. Werden Sie clean, oder Sie sind draußen. Ich glaube, er macht Fortschritte.«
    »Und du glaubst, er hat eine Chance verdient.«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Also hängt deine Ressourcen-Gruppe momentan in der Luft, und jetzt bleibt es an dir hängen.«
    Amy sieht ihn an und nickt.
    »Ist es das wert?«
    Das ist eine Frage, die sich Amy schon mindestens ein paar millionenmal gestellt hat. Irgendwie findet sie immer dieselbe Antwort. Sie zwingt sich, sie jetzt mit Überzeugung vorzutragen. »Wenn ich nicht bereit bin, für meine Überzeugungen einzustehen, sollte ich mich aus dem Spiel zurückziehen.«
    »Ich bewundere deine Beharrlichkeit.«
    »Du würdest das gleiche tun.«
    »In deiner Situation? Das würde ich gerne glauben. Ich hoffe, ich hätte deine Courage. Es. gibt einige Veränderungen, die ich gerade im Moment gerne vornehmen würde, aber ich bin von Haien umgeben.«
    »Harman, du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«
    »Ich will, daß du mich verstehst.«
    »Ich verstehe dich ja. Wirklich.«
    Harman befindet sich in einer ganz anderen Situation als sie. Menschen spielen weder bei Mitsuhama noch in Harmans Zweig eine Rolle. Dort gibt es nur ein Thema, und das heißt ›Produkt‹ oder ›Verkauf‹. Harman scheint den größten Teil seiner Zeit Abwehrschlachten gegen Vorgesetzte, die ihm möglichst viele Knüppel zwischen die Beine werfen wollen, und Untergebene zu führen, die ihm den Boden unter den Füßen wegziehen wollen, vorzugsweise so blutig wie möglich. Harman kann sich nicht die Zeit nehmen, sich um menschliche Fragen zu kümmern. Er wäre ein Narr, es auch nur zu versuchen. So brutal sind seine Arbeitsbedingungen.
    »Überlegst du immer noch, bei MSE auszusteigen?«
    »Ich überlege es mir sehr ernsthaft«, sagt Harman entschlossen. »Ich beneide dich wirklich um deine Stellung. Das geht mir wirklich an die Nieren, weißt du. Du bist Direktor bei einer kleinen Laborgruppe, aber deine Arbeit gibt dir das Gefühl, daß du etwas zur Welt beisteuerst. Ich habe Leute auf der ganzen Welt und das Gefühl, durch einen Teich voller Piranhas zu schwimmen und trotzdem nichts zu erreichen.«
    »Willst du meine Meinung hören?«
    »Die kenne ich bereits.« Er lächelt und nimmt ihre Hand. Ihre Finger verschränken sich. »Weißt du, eigentlich wollte ich heute abend über uns reden.«
    »Es tut mir so leid.«
    »Ist schon in Ordnung. Wir hatten beide einen schrecklichen Tag, glaube ich. Vielleicht können wir es nächste Woche noch einmal versuchen, wenn du die Revisoren los bist. In der Zwischenzeit möchte ich, daß du über uns nachdenkst und auch darüber, was du willst. Du weißt, was ich meine.«
    Amy nickt. »Ich liebe dich.«
    »Und ich liebe dich.« Harman hält inne, lächelt und sagt leise: »Sollen wir es dabei belassen?«
    Amy nickt, lächelt. »Ja. Das wäre gut.«
    Sie machen sich auf die Heimfahrt. Vor der Triborough Bridge kriecht der Verkehr nur noch im Schrittempo. Amy sieht aus dem Seitenfenster in die Nacht hinaus. Ihre Sorgen bezüglich Hurley-Cooper und KFK und vor allem Kurushima Jussai nehmen sie wieder gefangen.
     
    Bis zum Spätnachmittag war die Liste nicht belegter Ressourcen - Materialien, Ausrüstung, arkane Gegenstände - sehr lang geworden, hatte tatsächlich sogar krisenhafte Proportionen angenommen. Einerseits kann Amy nicht glauben, daß über hundert einzelne Gegenstände einfach vergessen oder übersehen worden sind. Andererseits haben sich ihre schlimmsten Befürchtungen in bezug auf die Tokioter Revisoren bestätigt.
    »Amy. Schatz?«
    Harman berührt ihre Schulter. Sie merkt auf und stellt fest, daß er sie erwartungsvoll ansieht. Das gilt auch für den uniformierten Beamten der Hafenbehörde, der durch Harmans Fenster in den Wagen schaut.
    »Vielleicht noch

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