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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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übergibt sich.
    Die anderen springen auf. Tikki packt Thuy an der Kehle, schiebt sie in die Nische zurück und gegen ihre Freunde und beugt sich vor, so daß sich ihre Nasen fast berühren. »Du riechst schlecht«, knurrt Tikki. »Vielleicht reiße ich dir die Kehle heraus.«
     
    Thuys Augen sind weit aufgerissen. Sie riecht jetzt nach Angst. Die anderen riechen ebenfalls nach Angst. Sie betrachten sie jetzt mit anderen Augen. Vielleicht sind sie beeindruckt. Vielleicht haben sie auch die rasche Verwandlung ihrer Hände gesehen, die Größe und die Form, Fell, Krallen.
    »Du kennst Steel, du bist Sahne. Null Problemo«, winselt Thuy.
    Tikki läßt die Schlampe eine Krallenspitze spüren, die sich wie eine Klinge in ihre Haut bohrt und dann wieder verschwindet. Ein dünnes Rinnsal Blut läuft Thuys Hals herunter.
    »Du willst Hardware?«
    Tikki läßt sie los, tritt einen Schritt zurück und nickt. Thuy erhebt sich, auf der Hut, wie Beute, dreht sich um und geht rasch zu einer Tür in der hinteren Wand. Tikki folgt ihr. Ein schmaler Flur geht in eine alte Holztreppe über, die nach unten in den Keller führt. Der Boden ist aus Beton und mit Kisten aus Makroplast übersät. Es riecht nach Maschinen.
    »Was du willst.«
    Tikki öffnet eine Kiste. Sie will eine Kang Automag, schwer, durchschlagskräftig, einfach, zuverlässig. Der Kang noch am nächsten kommt die Merlin Viper A12, eine große, schwere schwarze Pistole mit integriertem Laserzielrohr und Schalldämpfer. Als Ersatz für die Kang ist sie nicht schlecht. Man kann sie auf zwei oder drei Kugeln pro Schuß einstellen. Sie findet Munition und lädt die Merlin. Außerdem findet sie ein paar Spielzeuge, die sich als nützlich erweisen könnten, zum Beispiel ein elektronisches Passepartout vom Typ Magna Z.
     
    Zwei Stunden später betritt sie mit der Viper in der Hand ein Schlafzimmer, dessen Wände mit irgendeinem glänzenden schwarzen Zeug wie Satin behängen sind. An der Decke glitzern kleine Lichtpünktchen wie Sterne. Von irgendwoher kommt Musik wie von einem ätherischen Chor. In dem großen, rötlich angehauchten Bett schläft ein großer Zweibeiner mit dunkelbrauner Haut und schwarzem Haar. Sein Name ist Clutch. Er gehört erst seit kurzem zu Castillanos Bostoner Kontakten und wurde allgemein als zuverlässig eingestuft. Neben ihm liegt eine Zweibeiner-Frau mit blauem, kurzgeschnittenem Haar und hellbrauner Haut. Die Frau hebt den Kopf und sieht sich um, springt auf und geht fauchend direkt auf Tikki los.
    Das ist keine Überraschung. Draußen mag es heller Tag sein, aber es ist auch Vollmond. Primitive Instinkte sind auf dem Vormarsch. Als die Zweibeiner-Frau um das Fußende des Bettes herumkommt, schwingt Tikki die Viper wie eine Keule, und die Frau geht zu Boden.
    »Was läuft denn hier!« knurrt Clutch, der sich plötzlich aufrichtet.
    Die Viper hustet und bockt. Clutch zuckt zusammen und schreit auf, und plötzlich bekommt der Geruch seiner Wut einen sauren Beigeschmack der Angst. In dem Kissen neben ihm ist ein großes schwarzes Loch. Er betrachtet es verdutzt und sieht sofort wieder Tikki an, jetzt jedoch mit weit aufgerissenen Augen.
    »Was, zum Teufel, machst du denn!«
    »Auf den Bauch.«
    »Bist du irre!«
    Die Viper hustet noch einmal. Diesmal ist das Loch im Kopfkissen nur einen oder zwei Zentimeter von Clutch' linker Hand entfernt. Der Mann schreit auf und zuckt zur Seite, und jetzt stinkt er nach nackter Angst.
    »Hör auf damit!«
    »Auf den Bauch.«
    Der Mann dreht sich auf den Bauch. Tikki steigt auf das Bett und setzt sich auf seinen Rücken. Sie packt seine linke Hand und drückt sie flach auf die Matratze. Sie preßt die Mündung der Viper gegen seinen kleinen Finger, und zwar dort, wo der Finger in die Hand übergeht. Sie weiß, was der Verlust eines Fingers für einen Mensch bedeutet. Wenn Menschen Glieder verlieren, wachsen sie nicht nach. Menschen sterben manchmal, weil ihre Wunden so langsam heilen, daß sie verbluten. Sie sind wirklich sehr gebrechlich.
    »Drei Elfen sind in meine Hütte gekommen.«
    Clutch brüllt förmlich. »Darüber weiß ich nicht das geringste!«
    »Du bist der einzige, der Bescheid wußte. Du hast ihnen gesagt, wo sie mich finden können. Du hast ihre Kreds genommen, zweihunderttausend K. Jetzt wirst du mir ihre Namen nennen.«
    »Ich hab keine...«
    Die Viper hustet. Clutch schreit. Die Schreie weichen unzusammenhängenden Bitten um Gnade. Vielleicht versteht Clutch jetzt, daß sie keine

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