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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Agenten seinen Sicherheitsgurt und kam, wegen der niedrigen
Kabine vornübergebeugt, zu uns nach vorn. Er hatte ein kantiges,
sonnenverbranntes Gesicht, braunes, an den Schläfen grau
meliertes Haar, sehr dunkle Augen und wohlgeformte levantinische
Lippen. Um beim Sprechen sicher zu stehen, hielt er sich an der
Rückenlehne meines blauen Sitzes fest. Er stellte sich als David
Breaker vor.
    »Wir möchten Ihnen für Ihre Unterstützung
danken.« Ich hörte, wie es in seinem Magen rumorte.
»Ben hat Ihnen unsere Operation vielleicht schon
erläutert.«
    »In groben Zügen«, erwiderte ich.
    »Ich bin mit der Leitung dieses Teils der Operation betraut.
Wir bringen Sie nach New York. Nach Manhattan. Wie Sie sicher bemerkt
haben, fühle ich mich nicht besonders. Und das hat nichts mit
Flugangst oder Höhenkrankheit zu tun. Wir schämen uns
für das, was passiert ist, und tun alles, was in unserer Macht
steht, um es wieder gutzumachen. Dafür nehmen wir auch kleine
Turbulenzen in unseren Gedärmen in Kauf.«
    »Schön«, sagte ich ausdruckslos. Ich wusste noch
immer nicht, wem ich glauben und zu wem ich nett sein sollte. Und
schon gar nicht, wem ich mein Leben anvertrauen konnte.
    »Ich persönlich habe erst vor einem Monat von Silk
gehört. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Nachdem ein Teil der
CIA die Ermordung Ihres Bruders unterstützt hat – sogar
selbst die Hände im Spiel hatte –, möchte ich mich in
aller Form…«
    »Entschuldigen?«, fragte ich und spürte erneut
nackte Wut. »Zum Teufel damit.«
    »Sie müssen einige Dinge über diese Operation
erfahren. Erstens ist sie vom Präsidenten nicht genehmigt. Der
Präsident wurde positiv getestet; er ist irgendwann in letzter
Zeit markiert worden. Wir haben zwei der Leute entlassen, die ihn,
wie wir glauben, steuern, aber es ist durchaus möglich, dass es
bereits Ersatzleute gibt, die deren Aufgaben übernehmen. Einige
meiner Kollegen hören sämtliche Anrufe ab, die der
Präsident erhält. Ich weiß nicht, was wir in dieser
Situation sonst noch tun können, auf die konkrete Situation
bezogen oder verfassungsrechtlich. Deshalb sind wir vollkommen auf
uns selbst gestellt und bewegen uns in rechtlosem Raum. Zuerst
müssen wir das Zentrum der Aktivitäten von Silk in
Nordamerika ausräuchern. Dazu brauchen wir Ihre Hilfe, Dr.
Cousins. Wenn alles wie geplant läuft, schicken wir heute
Nachmittag ein bewaffnetes Einsatzteam – alles, was wir an
zuverlässigen Leuten aus der Armee, von CIA, NSA und FBI
aufbringen können, zusammen vielleicht zwanzig Mann – ins
Jenner Building in New York. Kennen Sie das Gebäude, von dem ich
rede?«
    »Ben hat davon erzählt«, sagte ich. »Die
Anthrax-Zentrale.«
    »Das war über Jahre hinweg ihre Tarnung. Wir hoffen,
alles unter Kontrolle zu haben, bis unser Flugzeug landet. Sie werden
mit Sicherheitsleuten hineingehen. Wir wollen Ihnen die Gelegenheit
geben, mit eigenen Augen zu sehen, über welche Einrichtungen und
Laboranlagen Silk verfügt. Betrachten Sie es als eine Art
Generalprobe für die große Show in Florida.«
    »Lemuria?«
    Breaker nickte.
    »Ich kann Ihnen möglicherweise auch jetzt schon
helfen«, sagte ich. Ich sah zu Ben hinüber, der auf der
anderen Seite des Ganges saß und von Breaker halb verdeckt
wurde. Als Ben sich vorbeugte, trafen sich unsere Blicke kurz. Aus
keinem mir ersichtlichen Grund vertraute ich dem Mann, der auf den
Abzug gedrückt und Rob erschossen hatte.
    Das hätte Rob gefallen. Er hätte sich königlich
darüber amüsiert.
    »Wie?«, fragte Breaker.
    »Sagen Sie Ihren Wissenschaftlern, sie sollen die
komplementären Stränge von Piecework – piece
mit ie –, Regulus und Chopper, herstellen. Das war
die letzte Botschaft meines Bruders an mich.«
    »Komplementäre Stränge?«
    »Sie werden wissen, was ich meine. Fügen Sie alle drei
zu der Liste der Inhaltsstoffe in Ihrem Gegenmittel hinzu.
Immunisieren Sie uns alle damit, wenn noch Zeit bleibt.«
    Breaker wiegte zweifelnd den Kopf. »Falls noch Zeit
bleibt«, sagte er. Ein Agent, der hinter uns saß, schob
sein Sturmgewehr zur Seite und notierte die Namen auf einem Block.
Ich buchstabierte sie mehrere Male, um sicherzugehen.
    Breaker schloss einen kleinen DVD-Player an einen in die
Rückenlehne des Sitzes integrierten Bildschirm an. »Das
hier stammt von einer Überwachungskamera in der Cafeteria des J.
Edgar Hoover-Gebäudes in Washington, D.C.«, erklärte
er. »Aufgenommen vor zwei Wochen.« Ein Titel wurde
eingeblendet: Ȇ-KAM. HOOVER,

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