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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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hatte die Naturi gespürt, was eigentlich kein Nachtwandler konnte -und ich hatte ihre Seelen zerstört.
    Langsam öffnete ich die Augen und sah Danaus an. Der Jäger saß vornübergebeugt neben mir auf dem Boden. Da er den Kopf gesenkt hielt, war sein Gesicht hinter einem Vorhang aus langen dunklen Locken verborgen. Er war ebenso erschöpft wie ich und atmete stoßweise und unregelmäßig. Als er schließlich zu mir herüberschaute, sah ich, dass sich mein Entsetzen in seinen blauen Augen widerspiegelte.
    Danaus wollte nach meinem Arm greifen, doch ich wich ruckartig vor ihm zurück. „Rühr mich nicht an!", schrie ich und krümmte mich im selben Moment vor Schmerzen. Sie waren grässlich, doch meine Angst vor dem, was geschehen war, war viel schlimmer. Ich konnte es einfach nicht fassen. Ich hatte diesen Mann schon mehr als einmal berührt, und es war nie etwas passiert.
    „Mira?", sagte Sadira mit matter, zittriger Stimme. „Sie sind weg." Meine Worte waren kaum mehr als ein klägliches Winseln, doch die Schmerzen klangen endlich ab, und ich konnte allmählich wieder klar denken. Ich hob den Kopf und sah mich widerstrebend im Raum um. Es war die reinste Katastrophe, eine Szene wie aus einem Albtraum. Überall waren Körperteile verstreut. Der grausigste Anblick waren für mich jedoch die verkohlten Leichen derjenigen, die ich vernichtet hatte. Mit ihren Körpern waren auch ihre Seelen verbrannt. Die meisten waren in sich zusammengefallen, doch einige standen noch. Sie sahen aus wie geschrumpfte, rußgeschwärzte Schneemänner. Meinetwegen war die Insel nun mit schwarzen Schneemännern übersät; mit leeren Hüllen, die nur darauf warteten, von einer leichten Brise verweht zu werden.
    „Dann ist es vollbracht", sagte Sadira um einiges gefasster. „Die Triade wurde neu formiert." „Also glaubt ihr mir jetzt", entgegnete ich und versuchte zu lächeln, was mir jedoch nicht gelang. Ich hätte mich am liebsten übergeben. Mir war speiübel, und mein Magen zog sich immer wieder zusammen, weil er sich von den Gewalttaten reinigen wollte, für die ich verantwortlich war, doch ich hatte in den vergangenen Nächten einfach zu viel Blut verloren.
    „Nein!", brüllte Jabari wütend. „Er kann nicht der Dritte sein!" „Er?" Ich schaute entgeistert von Jabari zu Sadira, aber die beiden schenkten mir keine Beachtung. „Er ist nicht einmal einer von uns!", polterte Jabari weiter. „Das spielt offenbar keine Rolle", stellte Sadira nüchtern fest. „Du hast die Macht in diesem Raum doch genauso gespürt wie ich!"
    „Nein!" „Du würdest eher Danaus in die Triade aufnehmen als mich?", fragte ich Sadira aufgebracht. Ich diskriminierte zwar niemanden wegen seiner Rassenzugehörigkeit, doch Danaus in eine Vampirtriade zu berufen, ging mir gehörig gegen den Strich, was auch immer er für ein Wesen sein mochte - zumal er meinesgleichen jahrelang gejagt und getötet hatte.
    Wenn man bedachte, dass ich mich kaum aufrecht halten konnte, war es vermutlich nicht die weiseste Entscheidung, die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ich hätte mich gern auf den Boden gelegt, aber die Blutlachen und die verstreuten Körperteile der Naturi hielten mich davon ab.
    „Begreifst du es denn immer noch nicht?", fragte Jabari ungläubig und kam mit wutverzerrter Miene auf mich zu. „Du kannst kein Mitglied der Triade sein, ganz egal, wie alt oder stark du noch werden solltest." Er kniete sich hin, um mir in die Augen zu sehen, und grinste höhnisch. „Du bist nur eine Waffe, nicht mehr als ein Schwert oder eine Pistole. Ein Werkzeug. Deine wahre Macht liegt darin, wie andere Gebrauch von dir machen."
    „Nein!", krächzte ich, doch mein Gehirn arbeitete bereits fieberhaft. Die Stimme in meinem Kopf hatte mir Befehle erteilt, und ich hatte gehorcht. Ich hatte keine andere Wahl gehabt. Ich hätte gar nicht verhindern können, was geschehen war.
    „Die Triade bündelt ihre Macht in dir. Wir haben dich wie einen Schlüssel benutzt, um das Tor zwischen dieser Welt und den Naturi zu verschließen", erklärte Jabari. „Wenn ich für den Verlauf der Ereignisse so wichtig war, warum kann ich mich dann nicht an jene Nacht erinnern?", fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Der Gedanke, von jemand anderem kontrolliert zu werden, war wie ein Messer in meiner Brust und betäubte meine körperlichen Schmerzen. Mir kam es vor, als hätte ich schon seit meinem ersten Atemzug auf dieser Erde um meine Unabhängigkeit und das Recht gekämpft, mein

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