Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
auf, bis ich schließlich den Kopf in den Nacken legte und mein Gelächter die Ebene erfüllte und das leise Klagen der Frau übertönte, die dazu verdammt war, in dieser Nacht zu sterben. „Spar dir die salbungsvollen Worte! Ich habe diese Sprüche schon mal gehört, und ich muss sagen, beim ersten Mal war es spannender. In Machu Picchu habt ihr versucht, mich dazu zu bringen, meine eigenen Leute zu töten. Und jetzt wollt ihr mich glauben machen, dass ich zu euch gehöre."
„Kannst du ehrlich sagen, dass du dich den Nachtwandlern zugehörig fühlst? Hm, Feuermacherin?" Mir verging das Lachen. „Das spielt keine Rolle!" „Du kannst den Krieg heute Nacht beenden", sagte Rowe leise. „Indem ich dich töte?" „Indem du die Opferung vollziehst."
Ich runzelte die Stirn und starrte ihn eine ganze Weile schweigend an. „Was soll das heißen?", fragte ich schließlich und senkte ebenfalls die Stimme. „Wenn du die Opferung durchführst, wird das Siegel ein für alle Mal gebrochen. Du hast es selbst hergestellt. Wenn du es brichst, können die Nachtwandler es nie wieder erneuern. Wir können diesen Krieg für alle Zeiten beenden." „Und wenn ich es nicht tue?" „Töte ich dich." „Und wenn ich es tue?" „Dann kannst du gehen, und die Naturi werden dich nie wieder belästigen."
„Aber ich werde als Verräterin gebrandmarkt und bis ans Ende meiner Nächte von meinesgleichen gejagt", sagte ich kopfschüttelnd. „Dann brich das Siegel und bleib bei uns", entgegnete er zu meiner Überraschung. „Ich bin der Gemahl der Königin, und du stehst unter meinem Schutz. Die Naturi werden dich nicht behelligen, und die Nachtwandler werden dich niemals zu fassen kriegen."
Ich ließ kurz meinen Blick über Stonehenge schweifen, bevor ich die Augen schloss. In den Händen der Naturi war ich eine Waffe gegen die Nachtwandler. Und für die Nachtwandler war ich eine Waffe gegen die Naturi. Ohne es zu wissen, hatte ich es geschafft, in jeder Tür einen Fuß zu haben. Ich stieß mich mit beiden Händen vom Boden ab und erhob mich. Neben mir raschelte es leise, als auch Rowe aufstand. Er blieb dicht bei mir, als ich langsam an dem äußeren Steinkreis vorbei in den inneren trat. Die sechs Naturi standen rings um die auf dem Boden liegende Frau.
Ihre gefesselten Handgelenke waren an einem Pfahl festgebunden, der über ihrem Kopf in der Erde steckte. Ihre Fußgelenke waren auf dieselbe Weise gefesselt, sodass ihr Körper ausgestreckt in ostwestlicher Richtung lag. Sie hatte kurzes dunkelbraunes Haar, und ihr rundes Gesicht schwamm in Tränen. Der Geruch ihres Bluts lag in der Luft, denn sie hatte sich die Handgelenke an den Fesseln aufgescheuert.
„Was muss ich tun?", fragte ich, während ich sie anstarrte. Rowe baute sich vor mir auf, fasste mir unters Kinn und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. „Du wirst es tun?" „Es ist an der Zeit, diesen Krieg zu beenden." Der Anflug eines Lächelns spielte um seine Mundwinkel, und er nickte. „Du musst ihr das Herz herausschneiden und es auf den Boden legen. Bevor wir es verbrennen, muss ihr Blut die Erde durchtränken."
Ich musste ganz sicher sein. Ich konnte mir jetzt keine Fehler erlauben. Als Rowe zur Seite trat, ging ich dichter an die Frau heran. Sie starrte mich aus weit aufgerissenen Augen an und bat mich mit flehentlichem Blick, sie zu befreien. Aber das konnte ich nicht. Sie war der einzige Mensch hier. Solange sie lebte, konnten die Naturi sie jederzeit opfern und für ihre Zwecke missbrauchen, was auch immer ich tat. Das Einzige, was ich für sie tun konnte, war ein schnelles Ende.
Ich sah sie an und konzentrierte mich auf ihr Herz. Die schlanke Frau rang plötzlich nach Atem, und ihr Keuchen zerriss die Stille der Nacht. Ihr Körper bäumte sich ruckartig auf, und die Naturi wichen einen Schritt zurück. Dann zuckte sie erneut und schrie auf.
„Was geht da vor?", fragte jemand. „Das macht die Nachtwandlerin! Sie tötet die Frau!", knurrte jemand anders, aber ich sah nicht auf. Ich konzentrierte mich weiter auf die Brust der Frau, bis ihre hellblaue Bluse sich endlich schwarz färbte und Feuer fing. „Haltet sie auf!"
Rowe packte mich und schleuderte mich gegen einen der riesigen Steinblöcke. Als ich zu Boden sackte, schloss ich die Augen, weil ich befürchtete, der quer auf dem Block liegende Stein habe sich gelöst und stürze auf mich herab. Als ich wider Erwarten nicht zerquetscht wurde, öffnete ich die Augen wieder und versuchte, die Schmerzen zu
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