Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
Augen geschützt Dinge ein- und ausladen, was auf einem großen Flughafen nicht gut möglich war.
Die Limousine blieb ein paar Meter von dem Flugzeug entfernt stehen, und der Fahrer stieg hastig bei laufendem Motor aus. Ich war sein einziger Job in dieser Nacht, und ich spürte, dass er es eilig hatte, ihn hinter sich zu bringen. Seltsame Leute abholen und zu einem verlassenen Flugplatz bringen zählte nicht zu seinen normalen Aufgaben. Er öffnete mir die Tür und neigte den Kopf, als könne er meine Macht spüren. Ich steckte ihm beim Aussteigen lächelnd einen Fünfzig-Dollar-Schein zu, denn ich hatte es gern, wenn meine Bediensteten schnell und effizient waren. Danaus folgte mir mit finsterem Blick, während der Fahrer unser Gepäck aus dem Kofferraum holte.
Kaum waren wir ein paar Schritte gegangen, griff Danaus nach einem der Messer an seinem Gürtel. Ich fasste ihn an der Schulter, um ihn zu beschwichtigen, und lächelte still vor mich hin. Er hatte offensichtlich die beiden großen Kerle erblickt, die links und rechts der kurzen Treppe vor dem Jet standen. Über ihren engen schwarzen Hemden trugen sie Schulterholster mit hübschen Pistolen, und jeder hatte eine Messerscheide am Oberschenkel.
„Ruhig, Brauner", sagte ich und gab Danaus einen Klaps. „Die gehören zu mir." Er blieb mit der Hand an seinem Messer stehen. „Ich reise nicht gern ohne Schutz", fügte ich erklärend hinzu. Danaus ließ die Hand sinken und folgte mir. Ich lächelte meine beiden Bodyguards an, und als ich die Treppe erreichte, ließ ich meine Hand über die Brust des Mannes zu meiner Rechten gleiten. „Moment!", sagte Danaus plötzlich. „Wir werden beobachtet."
Mit dem rechten Fuß auf der ersten Stufe und der Hand auf der Schulter meines Bodyguards drehte ich mich um. Ich breitete meine Kräfte aus und suchte die Umgebung ab. Alle Menschen, die sich in der Nähe aufhielten, waren Angestellte des Flugplatzes, und der nächste Nachtwandler war fast dreißig Kilometer von uns entfernt. Ansonsten spürte ich niemanden, und mir jagte ein kalter Schauer über den Rücken. War wo-möglich dieser ominöse Rowe hinter mir her? „Lass sie doch gucken", entgegnete ich. „Und komm endlich!" Ich zwang mich, ganz lässig ins Flugzeug einzusteigen und der Finsternis den Rücken zuzukehren.
Drinnen zog ich meinen Blazer aus und warf ihn auf einen der weißen Ledersessel. Dieses Flugzeug war so ein schickes Gerät, dass ich mir wünschte, häufiger fliegen zu können. Im vorderen Teil der Kabine befanden sich lange weiße Lederbänke an den Seiten, in deren Mitte zwei weiße Ledersessel standen. Der Boden war mit einem dicken cremeweißen Teppich ausgelegt, der die Schritte dämpfte. Im hinteren Teil gab es eine Bar mit einem Kühlschrank und einer Mikrowelle und weiteren Sitzgelegenheiten. Ich persönlich benutzte sie nie, aber meine Bodyguards fanden sie auf langen Reisen ganz angenehm. Hinter der geräumigen Kabine befand sich ein Raum mit einem Bett und einer abschließbaren Tür.
Ich machte es mir auf der linken Bank bequem, und Danaus nahm die rechte, damit er mich und die Bodyguards im Auge hatte. Zum ersten Mal zeigte er Anzeichen von Unbehagen, aber Angst vorm Fliegen hatte er bestimmt nicht. Vielleicht wurde ihm allmählich der Ernst der Lage bewusst. Er befand sich in einer unheilvollen Situation, aus der er einen Ausweg finden musste, und dabei musste er sich auch noch darauf verlassen, dass ihm ausgerechnet ein Vampir den Weg durch dieses Chaos wies.
Nachdem die Piloten die Tür geschlossen hatten, zündeten sie die Triebwerke. Michael kam zu mir herüber und kniete sich vor mich hin. Er war ein gut aussehender Mann von nicht einmal dreißig Jahren mit prächtigen blonden Locken, die ihn noch jünger wirken ließen, als er tatsächlich war. Er war nun schon seit fünf Jahren mein Bodyguard.
Und in den letzten drei Jahren hatte er mir geholfen, die Einsamkeit zu überwinden. Er bot mir Zerstreuung und Unterhaltung, wenn die Nächte sich hinzogen wie die endlose sibirische Tundra. Mehr war allerdings nicht drin. Wie sehr ich mich auch bemühte, es war mir unmöglich, einem Wesen mein Herz zu schenken, das eigentlich vor mir und meinesgleichen geschützt werden musste. Manche Nachtwandler ließen sich trotzdem auf so etwas ein, und Geschichten dieser Art waren älter als ich .. Ein jahrhundertealter Vampir verliebt sich in einen Menschen und macht ihn zum Vampir, damit sie bis in alle Ewigkeit zusammenbleiben können. Klar
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