Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
ist keiner von uns mehr sicher."
„Die Naturi kommen. In drei Nächten ist der nächste Neumond, der auf einen alten heidnischen Feiertag fällt. Ich glaube, dass die Naturi dann erneut versuchen werden, das Siegel zu brechen", erklärte ich. Ich streckte die Linke auf dem Boden aus und versuchte, die Kraft zu finden, mich hochzustemmen, aber es gelang mir nicht. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, was der Konvent vorhat. Du bist älter als die meisten. Ich habe angenommen, dass du vielleicht mehr weißt." „Ich weiß gar nichts", gestand er mit einem Kopfschütteln. „Der größte Teil des Hofes besteht aus einem Haufen Hohlköpfe, die nichts können außer Klatschen. Wenn irgendjemand dort wüsste, was wirklich los ist, hätte ich inzwischen sicherlich davon erfahren."
„Macaire wird bald versuchen, sich mit mir unter vier Augen zu treffen", murmelte ich und sah ihm wieder ins Gesicht. Erneut verzog er missmutig die vollen Lippen, sodass sich auf seinen Wangen tiefe Sorgenfalten bildeten. Auf gewisse Weise trug das zur vornehmen Reife seiner Züge bei. „Noch mehr Spielchen", sagte er bei sich, während er gedankenverloren im Zimmer auf und ab ging. „Ich lasse mich nicht zur Marionette des Konvents machen", sagte ich mit fester Stimme.
Valerio hielt inne und sah mich an. Ein trauriges kleines Lächeln spielte um seine Lippen und stieg funkelnd in seine Augen. „Ein Feuerkäfer, etwas anderes bist du nie gewesen." „Auch für dich nicht?"
Bei dieser Frage wurde sein Lächeln breiter und verlegen. Als er mir die Hand entgegenstreckte, ließ ich sie unbeachtet, bis er endlich sprach. „Ich habe dich nie als Marionette benutzt, aber das bedeutet nicht, dass ich es nicht hätte tun können oder tun würde, wenn ich die Gelegenheit dazu bekäme."
Diese Antwort gefiel mir ganz und gar nicht, aber sie entsprach der Wahrheit, und das war mehr, als ich von irgendjemandem sonst bekam. Ich unterdrückte ein Zähneknirschen und legte meine linke Hand in seine, sodass er mir aufhelfen konnte. Doch dann hielt er plötzlich inne und starrte auf meine Hand hinab. Erst als ich spürte, wie er mir mit dem Daumen über den Ringfinger strich, begriff ich, dass er den Ring betrachtete, den er mir vor einigen Jahrhunderten geschenkt hatte. Er war aus Silber, und Wellenlinien waren im alten griechischen Stil darin eingraviert.
„Du hast ihn immer noch", flüsterte er und gab sich keine Mühe, die Überraschung in seiner Stimme zu verbergen. „Ich hänge an den Erinnerungen", gestand ich, als er mir endlich aufhalf. „Und was ist mit dem Wesen, das in diesen Erinnerungen vorkommt?" „In manchen Nächten kann ich es schon ertragen", neckte ich ihn und hauchte ihm dicht neben dem Ohr einen Kuss auf die Wange. „Ich glaube, du fandest es in manchen Nächten mehr als nur erträglich", erinnerte er mich und senkte die Stimme zu einem leidenschaftlichen Tonfall. Er hielt immer noch meine Hand und drückte sie jetzt etwas stärker. Ich fühlte mich wieder zu ihm hingezogen, zu seiner Ausstrahlung und seinem Versprechen auf ein Glück abseits von all dem Chaos, das im Moment mein Leben zu beherrschen schien.
„Valerio setzte ich an und hielt inne, als meine Stimme zu brechen drohte. Als ich endlich wieder sprechen konnte, kamen die Worte nur im Flüsterton. „Was für Spielchen treibst du hier?" Der Nachtwandler warf mir einen Blick zu, jetzt wieder mit einem Lächeln auf den Lippen, das aber irgendwie vor den Augen haltmachte. „Ich versuche nur, am Leben zu bleiben."
Er legte den Kopf zurück und drückte mir direkt unter dem Ohr einen Kuss auf die Wange. „Wir müssen nicht zurückkehren", flüsterte er, während seine Lippen über mein kühles Fleisch wanderten. „Bleib bei mir. Weit weg von den Naturi." „Und ständig auf der Flucht vor dem Konvent?", fragte ich und ließ meine Augen zufallen. Einen Moment lang war die Vorstellung wirklich verlockend; verlockender als die Illusion, mit der mich Sadira letzte Nacht geködert hatte, einfach weil sie real war. Zurück zu meinen Nächten voller Jagd und Vergnügen, mit Valerio an meiner Seite. Keine Naturi mehr. Keine Ältesten des Konvents. Keine Sorgen mehr darum, ob irgendein NachtWandler auf sich selbst aufpassen konnte. Keine schreckliche Last der Verantwortung mehr, die mich bedrückte.
„Sie werden dich schon bald vergessen haben." Seufzend wich ich einen Schritt von ihm zurück und blinzelte ein paar unerwartete Tränen weg. „Nein, das werden sie
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