Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
nicht. Und die Naturi verschwinden auch nicht, bloß weil ich mich mit dir verkrieche." „Ich glaube, dass Jabari an diesem Hang zum Edelmut bei dir schuld ist. Von mir hast du das jedenfalls nicht", neckte mich Valerio, bevor er mit seinen Lippen die meinen streifte. „Aber das Angebot steht noch." „Ich kann nicht den Rest meines Daseins damit verbringen, vor Jabari zu flüchten."
„Aber wenn du dich ihm stellst, verkürzt das dein Dasein nur." „Ich ..." Mira! Tristans plötzlicher, unerwarteter Ruf ließ mich fast wieder in die Knie gehen. Ich fragte mich langsam, ob ich mich je daran gewöhnen würde, dass so viele Wesen in meinem Gehirn herumtrampelten. Bitte nicht schreien. Ich überlegte kurz, ob der Sarkasmus auf diesem Weg auch richtig ankam. Ich verbrachte nie viel Zeit damit, mich mit anderen Nachtwandlern auf diese Weise zu unterhalten. Ich vertraute nie ganz darauf, dass sie nur das sehen und hören konnten, was ich ihnen gestattete, und ich legte Wert auf meine Privatsphäre.
Die Naturi. Sie sind hier!
Ich zweifelte nicht an seinen Worten. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte ich gelacht und ihn für verrückt erklärt, aber nicht jetzt. Es hielt sich schon eine Naturi in den Katakomben des Thronsaals auf, und Rowe schmollte auf San Michele. Warum sollten nicht noch mehr von ihnen auf den verfallenen Gehsteigen von Venedig herumspazieren?
„Wir müssen zurück", sagte ich und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Valerio. „Was ist los?" „Die Naturi sind in Venedig." Meine Worte ließen den Vampir tatsächlich ein paar Schritte vor mir zurückweichen, und ich konnte es ihm ehrlich nicht verdenken. Ein Nachtwandler spazierte nicht einfach so an einen Ort, an dem sich bekanntermaßen Naturi aufhielten. Deshalb hört man auch keine Geschichten von Vampiren, die in mondlosen Nächten allein im Wald herumstreifen.
„Nein", fuhr ich ihn an und überwand mit einem Satz die Entfernung zwischen uns. Ich packte ihn bei den Jackettaufschlägen und zog ihn dicht an mich. „Du und ich kehren auf der Stelle nach Venedig zurück, oder ich verpasse dir einen fiesen Sonnenbrand. Du musst sie sehen. Du musst es verstehen." „Mira ..." „Auf der Stelle, Valerio!"
Ich kam nicht mehr dazu, noch weiter mit ihm zu streiten, bevor ich spürte, wie der magische Stoß mir durch den Körper fuhr. Einen Wimpernschlag später standen wir in meiner Suite im Hotel Cipriani. Ich öffnete den Mund zum Dank, als Valerio seine Arme um mich schlang und meinen Körper eng an sich presste, während er sich vorbeugte. Eine Sekunde später erklang das verräterische Krachen eines Messers, das auf Holz trifft.
Valerio richtete sich auf und zog mich mit in die Höhe. Wir sahen uns beide um und entdeckten ein Silbermesser mit schwarzem Griff, das im Türrahmen eines der Schlafzimmer steckte. Unser Blick wanderte zu Danaus hinüber, der uns stirnrunzelnd betrachtete.
„Versucht er immer, dich beim Reinkommen umzubringen?", witzelte Valerio und lockerte langsam den Griff um mich. „Wir haben eine ganz besondere Beziehung." Ich löste mich von dem Nachtwandler. Ich musste Danaus nichts erklären. Der Jäger war von unserem plötzlichen Auftauchen überrascht worden und hatte instinktiv reagiert. Genau diese Schnelligkeit hatte ihn so lange am Leben erhalten. Ich war ganz besonders zufrieden mit der Erkenntnis, dass Valerio offenbar kommen und gehen konnte, wie er wollte. Ich hatte immer geglaubt, dass es bei dieser Art zu reisen mehr Regeln und Beschränkungen gab. Leider wäre es Zeitverschwendung, Valerio selbst danach zu fragen. Diese Art von Information würde er nicht freiwillig preisgeben.
„Mira." Tristans brüchige Stimme erinnerte mich wieder daran, warum ich überhaupt nach Venedig zurückgeeilt war. Der junge Nachtwandler stand vor der Fensterfront und trug nichts als ein Paar zu große Jeans. Die Hosenbeine bauschten sich um seine Knöchel, und der Hosenbund schlackerte ihm um die Hüften. Ich fragte mich kurz, ob die Jeans Danaus gehörten, denn schließlich waren er und ich die Einzigen, die Klamotten zum Wechseln eingepackt hatten, aber ich entschloss mich, nicht zu fragen. Ich ließ die Augen rasch über Tristans Rücken wandern und entdeckte dort nur noch ein paar schwache rote Striemen.
Die Stirn in Falten gelegt, trat ich neben ihm ans Fenster, während Valerio hinter mir stand. Ich musste nicht erst Tristans ausgestrecktem Finger folgen, um zu sehen, worauf er zeigte. Die drei schwarzen Umrisse
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