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Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker

Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker

Titel: Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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minimal zu seinen Gunsten standen. Beide hassten wir die Naturi, und beide hatten wir ein tief verwurzeltes Ehrgefühl. Abgesehen davon gab es wenig, das uns davon abhielt, uns gegenseitig umzubringen. „Bitte, setz dich für mich mit der Erdhexe in Verbindung. Finde heraus, ob sie bereit wäre, nach Savannah zu kommen. Ich würde ihr gerne ein paar Fragen stellen."
    „Willst du, dass ich sie hierherbringe?" „Nein!" Ich unterdrückte den panischen Gefühlsausbruch und räusperte mich. „Bring sie zu meinem Wohnhaus in der Stadt. Ich treffe euch beide dann dort nach ihrer Ankunft. Meine geheime Zuflucht außerhalb der Stadt fühlt sich langsam bedeutend weniger geheim an als früher."
    Fast eine Stunde verging, bevor ich meinen dunklen Schatten endlich loswurde und mich allein zu meinem nächsten Treffen aufmachen konnte. Obwohl ich Danaus' Gesellschaft jetzt, da so viele Naturi in der Gegend waren, durchaus schätzte, musste ich mich um diese nächste Angelegenheit alleine kümmern, auch wenn ich dabei gemischte Gefühle hatte.
    Ich wanderte ziellos über den Friedhof, wobei meine Stiefelabsätze in die weiche Erde einsanken. Die Niederschläge waren in diesem Sommer stärker als gewöhnlich ausgefallen, sodass sich die Erde jetzt wie ein nasser Schwamm anfühlte. Der Friedhof lag außerhalb der Stadtgrenzen, war aber, den Grabsteinen nach zu urteilen, so alt wie die Stadt selbst. Engel weinten, die Gesichter von Zeit und Verfall gezeichnet.
    Einige Grabsteine waren so verwittert, dass man die Namen nur noch entziffern konnte, wenn man sie mit dem Finger nachzog. Ich schlenderte zum hinteren Teil des ausgedehnten Friedhofs und überquerte eine schmale Steinbrücke, die zu einer abgeschiedenen Insel inmitten eines großen Sees führte. Beim Tod meines ersten Bodyguards hatte ich alle Grabstätten auf der Insel gekauft. Hier wollte ich meinen Beschützern eine letzte Ruhestätte geben. Als ich die Insel erreichte, hielt ich vor den Grabsteinen von Thomas und Filip inne. Keiner von beiden hatte mir lange gedient, denn sie hatten gerne Streit mit Wesen gesucht, mit denen sie eigentlich nicht das Geringste zu schaffen hatten. Ich hatte nichts tun können, um ihren tragischen Tod zu verhindern.
    Und dann kam ich zu Michael. Der Letzte in der Reihe meiner verstorbenen Bodyguards. Seit seiner Einstellung hatte ich ihn und meinen jetzigen Bodyguard Gabriel als meine Schutzengel bezeichnet. Michael mit dem goldenen Haar und dem sanften Lächeln beschützte mich mit unerschütterlicher Wachsamkeit. Er sah während der Tagesstunden nach mir und vertrieb bei Nacht die Dunkelheit.
    Jetzt wollte ich einfach nur um ihn weinen. Ich hätte ihn nie mit nach England mitnehmen dürfen. Als sich herausstellte, dass die Naturi mir in Ägypten auf den Fersen waren, hätte ich ihn schnurstracks in die Vereinigten Staaten zurückschicken sollen, wo er und Gabriel in Sicherheit gewesen wären. Aber stattdessen hatte ich ihn aus purem Egoismus bei mir behalten. Und das hatte ihn das Leben gekostet. Um das Ganze noch schlimmer zu machen, hatte ich noch nicht einmal seine Leiche bergen können, um sie hier bei seinen Waffenbrüdern zu begraben. Ryan zufolge hatten die Naturi seine sterblichen Überreste aus irgendeinem unerfindlichen Grund gestohlen.
    Ich kniete mich ins feuchte Gras und strich über die in den massiven Marmorblock eingravierten Buchstaben seines Namens. Während ich die Fingerspitzen über die sanft geschwungenen Bögen gleiten ließ, versuchte ich, mir sein schiefes Grinsen ins Gedächtnis zu rufen, oder auch das Kitzeln der winzigen Härchen auf seinen Armen. Gabriel hatte sich nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten um alle Formalitäten gekümmert, und ich besuchte sein Grab, wann immer ich konnte. Ich wollte nicht, dass die Naturi mich hier fanden. Ich hätte nicht gegen sie kämpfen können, während ich an Michaels Grab stand. Mein Engel hatte ein Recht auf Ruhe. Er hatte sie sich redlich verdient.
    Hinter mit schlurfte ein Schuh über den Beton der Brücke, die die Insel mit dem Ufer verband. Ich hatte Gabriels Kommen gespürt, aber er war so höflich, seine Ankunft durch ein kleines Geräusch anzukündigen. Er wollte mich mit dem Neuankömmling an seiner Seite nicht unvorbereitet treffen. Während sie näher kamen, durchleuchtete ich den Friedhof und stellte fest, dass wir ganz allein waren. Oder jedenfalls so allein, wie es nur ging. Ich konnte die Naturi nicht erspüren und fragte mich langsam, ob ich

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