Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
spüren könnten, weil ihre menschliche Gestalt gestorben sei?" „Na ja, Nachtwandler sollen ja angeblich auch kein Feuer kontrollieren können", sagte ich und schnippte für eine Sekunde einen kleinen Feuertropfen in die Luft, bevor ich ihn wieder löschte. „Scheint so, als wäre ich in mehr als einer Hinsicht eine Ausnahme. Ich bin ein Kanal für die Mächte der Triade, also kann ich auch ein Kanal für die Mächte der Erde werden. Ich muss lernen, eines von beidem zu kontrollieren. Solange Jabari lebt, glaube ich kaum, dass es die Mächte der Triade werden, also bleibt mir nichts anderes übrig, als zu lernen, wie ich die Macht lenke, die aus der Erde in mich strömt."
„Empfängst du jetzt gerade irgendwas?" Ich schüttelte den Kopf, dass mir das rote Haar ums Gesicht flatterte. „Gar nichts." Das stimmte. Ich fühlte nicht das Geringste. Unter meinen Füßen war nichts als kühles Gras. Es gab nicht einmal den Pulsschlag des Lebens. „Vielleicht kannst du die Kraft nur einsetzen, wenn sie schon fast auf dem Höhepunkt ist", sagte Danaus.
Ich ließ den Blick über die Dunkelheit des Hofes wandern und starrte zu den Bäumen hinüber. Einen Moment lang fragte ich mich, ob wir von irgendwelchen Naturi beobachtet wurden, ließ den Gedanken aber genauso schnell wieder fallen. Danaus hätte mich sicher darauf aufmerksam gemacht. „Wenn das stimmt, habe ich nicht viel von dieser Kraft, selbst wenn ich lerne, sie zu kontrollieren." Seite an Seite machten wir uns auf den Weg zurück ins Haus.
„Es könnte helfen, wenn wir uns den Naturi beim nächsten Opfer stellen." „Gibt es schon irgendwelche Neuigkeiten darüber, wann und wo das sein wird?", fragte ich, als ich langsam die Steintreppe zur Terrasse hinaufstieg. Mit einem Wink entzündete ich Danaus zuliebe ein paar Kerzen, die ich hier draußen aufgestellt hatte. Sein Sehvermögen war zwar fast so ausgeprägt wie meines, aber ich nahm an, dass er sich im Lichtkreis der Kerzen ein wenig wohler fühlen würde.
„Keine Rückmeldung von Themis bis jetzt. Die Tagundnachtgleiche steht bevor, und wir vermuten, dass sie dann zuschlagen werden." „Das habe ich mir auch gedacht." Ich ließ mich in einen Liegestuhl fallen und starrte ins Kerzenlicht, während Danaus sich für einen Stuhl mir gegenüber entschied. „Wenn du lernen willst, die Kraft zu kontrollieren, die du aus der Erde ziehst, dann wirst du einen Lehrer brauchen", sagte er nachdenklich und kratzte sich die dunklen Stoppeln am Kinn.
„Ich bezweifle, dass ich jemanden in den Gelben Seiten finde", schnaubte ich und fuhr mir mit der Hand durchs Haar, um es mir aus der Stirn zu streichen. „Stimmt. Du brauchst eine Erdhexe." „Hm .. tja, das wäre eine Superidee, wenn sich nicht schon alle Erdhexen auf die Seite der Naturi geschlagen hätten. Ich hätte lieber eine Mentorin, die nicht andauernd versucht, mich hinterrücks zu ermorden."
„Nicht alle haben sich auf ihre Seite geschlagen." Ich packte beide Armlehnen des Liegestuhls und zog mich hoch, bis ich auf der Stuhlkante saß. „Du denkst an jemand Bestimmtes", stellte ich leise fest. „Ja." „Hat diese Person irgendetwas mit Ryan zu tun?", fragte ich und fürchtete mich vor der Antwort. Ich wollte den Anführer von Themis, so gut es irgend ging, aus meiner Ausbildung heraushalten. „Nein, sie gehört nicht zu Themis. Ich habe sie schon vor Monaten kennengelernt, als ich auf der Suche nach dir war. Sie lebt gleich nördlich von hier, in Charleston."
„Eine Geliebte?", forschte ich und beugte mich vor, während ich auf seine Antwort wartete, aber er schnaubte nur und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach ja. Der mächtige Danaus steht natürlich über menschlichen Gefühlen wie Liebe und Begehren. Du tötest nur." „Genau wie du", gab er rasch zurück. „Nein, Michael habe ich geliebt", flüsterte ich, als ich aufstand. Ich hatte meinen Bodyguard wirklich geliebt, und die Naturi hatten ihn mir weggenommen.
„Manchmal muss man im Leben einfach unangenehme Risiken eingehen, bei denen eigentlich kein Fünkchen Hoffnung besteht. Aber alles in allem sind das doch die Risiken, bei denen sich der Einsatz wirklich lohnt." „Ich gehe sehr wohl Risiken ein." „Aber nur kalkulierte." „Mit dir zusammenzuarbeiten ist ein kalkuliertes Risiko?", fragte er ungläubig und zog eine Augenbraue hoch.
Als ich auf ihn hinabblickte, zuckte doch ein Lächeln um meine Lippen. Es war ein kalkuliertes Risiko, aber eines, bei dem die Chancen nur
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