Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
überhaupt weißt, wie das geht." „Weiß ich wohl!" „Dann zeigs mir", knurrte ich. Augenblicklich fuhr meine Hand zu dem Messer in der Scheide an meinem Gürtel.
Mit einer blitzartigen Drehung des Handgelenks ließ ich das Messer durch die Luft wirbeln, geradewegs auf sie zu. Dabei achtete ich sorgfältig darauf, so zu zielen, dass es einen Schritt vor ihr landen würde, aber zu meiner Überraschung rollte sie sich geschickt aus der Bahn des heransausenden Messers und sprang auf die Füße. Auf einen Wink hin erschienen drei Feuerbälle vor ihr und schössen auf mich zu.
„Eigentlich ein geschickter Schachzug", sagte ich und fing alle drei Bälle mit erhobener Hand ab, sobald sie in Reichweite waren. „Aber ich bin die Feuermacherin. Feuer wird mich nicht aufhalten." „Stimmt, aber das hier schon", stieß Shelly hervor. Sie vollführte mit der Linken eine weitere fließende Bewegung, aber diesmal erschien kein Feuer. Ich war drauf und dran, meinerseits einen Feuerball auf die kleine Hexe zu schleudern, als plötzlich Ranken aus dem Boden brachen und sich um meine Knöchel schlangen. Die Pflanze wurde schnell kräftiger, sodass die Ranken sich wie Taue meine Beine empor bis zu den Knien wanden und mich an Ort und Stelle auf der gemauerten Veranda festhielten.
„Ein netter Anfang, aber auch das kann mich nicht lange aufhalten", sagte ich grinsend. Feuer fraß sich durch die Ranken, und schon hatte ich mich mit einem leichten Ruck befreit.
Shelly stieß ein leises, enttäuschtes Stöhnen aus und wich Schritt für Schritt vor mir zurück, tiefer in den Garten hinein. Zu Beginn des Kampfes hatte ich den Garten vor den Blicken der Nachbarn abgeschirmt, die vielleicht gerade jetzt einen Blick aus dem Fenster werfen mochten. Ich wollte heute Nacht keine Zeit damit verschwenden, das Gedächtnis meiner lieben Nachbarn zu löschen, nur weil sie ein paar Feuerbälle oder Pflanzen gesehen hatten, die wie von selbst über den Rasen hinterm Haus krochen.
„Du gibst dir ja wirklich Mühe, aber du hast einfach nicht den nötigen Biss, um jemanden mit deinen Fähigkeiten ernsthaft anzugreifen", bemerkte ich und blieb stehen, als wir beide in der Mitte des Gartens angekommen waren. „Du musst bereit sein, das Wesen zu töten, das versucht, dich zu töten. Nicht jeder hat diesen Instinkt." „Da liegst du falsch", höhnte sie.
Mir blieb keine Chance mehr zu reagieren. Ranken schössen aus dem Boden und schlangen sich blitzschnell um meine Arme und Beine. Ich wurde mit dem ganzen Körper hochgerissen, und mein Rücken krachte gegen den nächsten Baumstamm. Sterne explodierten vor meinen Augen, und mein Blick verschwamm kurz, sodass meine Konzentrationsfähigkeit hin war. Bevor ich auch nur auf die Idee kommen konnte, die Ranken zu verbrennen, spürte ich, wie sich eine harte Spitze genau über dem Herzen in meine Brust bohrte. Ich blickte hinab und sah eine fünfte Ranke von der Form eines angespitzten Pflocks, die geradewegs auf mein Herz gerichtet war. Ein falsches Wort von mir, ein Zucken, und Shelly würde mich aufspießen.
„Gib's zu", rief sie. „Ich hab dich erwischt." Statt meine Niederlage einzugestehen, wie es jeder vernünftige Mensch getan hätte, brach ich in Gelächter aus. Ich legte den Kopf in den Nacken und schlug damit gegen den Baumstamm hinter mir, während mir das Lachen aus der Kehle schallte. „Ja, du hast mich erwischt! Warum hast du das vorhin nicht gemacht?" „Sie haben Tiere in den Kampf geschickt! Hilflose Tiere. Es war nicht ihre Schuld, dass sie uns angreifen mussten." „Und deswegen hast du beschlossen, dass sie uns ohne Gegenwehr töten dürfen?" „Ich finde, man sollte nach einem anderen Ausweg als Töten suchen, um den Feind zu schlagen. Gibt es denn keine andere Lösung?"
„Nein, gibt es nicht", ertönte eine Stimme aus dem Haus. Wir sahen beide auf und entdeckten Cynnia, die in der offenen Tür stand, und Danaus mit einem langen Messer in der Hand auf der Veranda. „Mira hat recht, es gibt keinen anderen Weg, um mit meinem Volk fertigzuwerden. Aurora ist überzeugt davon, dass die einzige Rettung für die Erde darin besteht, sämtliche Nachtwandler und Menschen zu beseitigen", fuhr sie fort und schloss die Tür hinter sich, bevor sie auf der Veranda an Danaus' Seite trat.
„Was machst du denn hier draußen?", fauchte ich und vergaß darüber die Tatsache, dass ich immer noch vollkommen hilflos und gefesselt war, und damit wohl kaum in der Position, irgendwelche Befehle zu
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