Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
sie und verlor doch noch die Fassung. „Ich will nie wieder von einem Naturi angefasst werden. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, wenn sie dich gefangen halten. Gefoltert, ohne einen Tropfen Blut, verspottet, und die ganze Zeit über wartest du bloß auf einen noch qualvolleren Tod."
Als die Wut jeden anderen Gedanken in meinem Kopf ausblendete, war ich blitzschnell bei ihr. Ich legte ihr die Hände um den Hals und rammte sie so heftig gegen das Geländer der Wendeltreppe, dass das Holz splitterte und krachte. Dann schleuderte ich sie auf den Marmorboden. Sie wimmerte leise.
Zu meiner Überraschung trat Tristan vor und setzte ihr den Fuß auf den Bauch, während er die Rechte in ihrem Haar vergrub. Er ging in Stellung, um sie für mich festzuhalten, damit ich sie weiter durch die Gegend prügeln konnte. Seine Zeit mit Sadira hatte ihn gelehrt, was Strafe war. Aus Treue zu mir war er bereit, seine Gefühle für Amanda auszublenden und sie festzuhalten. Tristan war stärker, als es den Anschein hatte.
Mühsam zügelte ich meine Wut und ballte die zitternden Hände. „Lass sie aufstehen", knurrte ich Tristan zu und wandte mich an Amanda. „Nie wieder wirst du daran zweifeln, wie gut ich die Naturi verstehe. Ich weiß besser als jeder andere, wozu sie fähig sind." „Mir bleibt keine andere Wahl", jammerte sie, was mir ein leises Lachen entlockte. Darüber beschwerte sich schließlich die halbe Welt. „Niemand zwingt dich, meiner Familie beizutreten, und mir wäre es lieber, wenn du nicht bloß deshalb zu uns kommen würdest, weil du keine andere Möglichkeit siehst", sagte ich und lockerte meine Haltung ein wenig, als Wut und Anspannung aus meinem Körper zu schwinden begannen. .Aber wenn ich es nicht tue, verliere ich meine Stellung in der Gemeinschaft. Ich verliere deinen Schutz", hielt sie mir entgegen.
„Stimmt, aber du kannst immer noch aus Savannah fortgehen." Aus den Augenwinkeln sah ich Tristan zusammenzucken und vorschnellen, so als könne er meine Worte abfangen, bevor sie ihre Ohren erreichten. „Geh weg, und ich bin mir sicher, dass die Naturi dich in Ruhe lassen. Du wärest schließlich nicht die Erste, die sich wegen der Naturi aus dem Staub macht." „Ich gehe nicht", sagte sie stur.
Ein Lächeln spielte um meine Lippen. Ich war also nicht die Einzige, die an dieser Stadt hing, die mir mittlerweile zum Zuhause geworden war. „Jetzt musst du dich entscheiden, ob du meiner Familie beitreten möchtest. Bist du bereit, mir zu dienen und zu gehorchen? Bist du bereit, dich den Naturi erneut zu stellen?" „Ich möchte deiner Familie beitreten", sagte sie und richtete sich mühsam auf. „Ich will dich nicht, wenn du es nur tust, um deine Haut zu retten." „Das tue ich nicht. Wenn ich ein Teil der Familie bin, kann ich andere vor den Naturi schützen", sagte sie hastig, während ihr Blick zu Tristan huschte und dann zu mir zurückkehrte.
Meine Lippen verzogen sich zu einem boshaften Grinsen, während ich sie scharf musterte. „Tristan braucht deinen Schutz nicht. Er ist stark genug, sich den Naturi allein zu stellen. Dafür werde ich persönlich sorgen." Ich schüttelte den Kopf und kehrte ihr den Rücken zu. „Ich hab´s mir anders überlegt. Du bist nicht diejenige, für die ich dich gehalten habe. Ich ziehe mein Angebot zurück." „Nein!", schrie sie.
„Mira, bitte!", rief Tristan. Ich drehte mich um und sah, dass er zwischen mir und Amanda stand. „Sie hat schreckliche Dinge durchgemacht. Sie braucht Zeit, um sich zu erholen. Sie kann nicht klar denken. Bitte überlege es dir noch mal. Ihr Platz ist bei uns." Der Nachtwandler streckte die Hände nach mir aus und umklammerte meine Rechte. „Dann hätte sie zu Hause bleiben und sich von ihren Strapazen erholen sollen, statt hierherzukommen und unsere Familie zu beleidigen", herrschte ich. „Es tut mir leid", sagte Amanda kleinlaut. „Ich .. ich .. "
„Wer von den Naturi hat die Befehle gegeben, als du gefangen warst?", verlangte ich und wechselte unvermittelt das Thema. An ihren Entschuldigungen war ich jetzt nicht interessiert. Sie hatte sowohl Tristan als auch mich beleidigt, indem sie mein Heim mit ihrem Gejammer und ihrem pessimistischen Gehabe besudelt hatte. „Ich .. ich verstehe nicht", antwortete sie und strich sich mit einer Hand das Haar aus dem Gesicht.
Ich setzte meine beschwerliche Reise ins Arbeitszimmer fort, und der Klang ihrer Schritte folgte mir über den Marmorboden und die Dielen. „Wenn du Teil dieser
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