Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
ihm etwas anderes zu tun geben.
„Nachdem ich mich gekräftigt und mit Rowe gesprochen habe, muss ich mich mit allen Nachtwandlern in der Stadt treffen", verkündete ich. „Mit den ortsansässigen?"
Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich kopfschüttelnd ein paar Schritte von dem Jäger zurücktrat. Die Andeutung eines Lächelns huschte mir über das bleiche Gesicht, als ich zu ihm aufsah. „So was gibt es in Südamerika überhaupt nicht. Ich wüsste nicht, dass überhaupt irgendein Nachtwandler diesen Kontinent sein Zuhause nennt. Das hier ist Naturi-Territorium. War es schon immer." Überall um uns herum spürte ich Nachtwandler erwachen und die Stadt erkunden. Sie alle waren vom Konvent nur aus einem einzigen Grund geschickt worden, was die höchst angespannte Stimmung erklärte. Leider konnte sich Angst nur allzu leicht in Wut und Gewalttätigkeit verwandeln. Ich musste diesen Haufen unter Kontrolle kriegen, bevor jemand draufging.
„Wir müssen in die Gänge kommen", sagte Danaus und schob die Hände in die Taschen. Nachdem er in Savannah etwas lässiger herumgelaufen war, trug er jetzt wieder seine altbewährten schwarzen Hosen, aber das schwarze T-Shirt sah neu aus. „Kennst du einen Ort, an dem ich die Nachtwandler zusammenrufen kann? Irgendwo in der Öffentlichkeit, wo es genug Platz gibt?" „Ein paar Blocks von hier gibt's eine Bar namens Norton Rat's. Sie hegt ganz in der Nähe des Hauptplatzes und sollte groß genug sein. Dort arbeitet auch Eduardo." „Gut." Ich nickte und wanderte unruhig zur Bettkante und wieder zurück. „Schau da mal vorbei und sieh nach, ob Eduardo dir helfen kann, ein paar Transporter oder einen Bus zu mieten. Wir können heute Nacht wenigstens ein Stück des Weges nach Machu Picchu fahren."
„Und was ist mit dir?" „Ich gehe jagen, kümmere mich um die Sache mit Rowe und treff dich dann in etwa einer Stunde in der Bar", sagte ich. „Bist du dir sicher?" „Wir wissen doch beide, dass du nicht zulassen würdest, dass ich mich kräftige, und ich muss heute Nacht einfach auf die Jagd. Ich werde allein gehen. Mit Rowe werde ich schon fertig, und auch sonst mit allem, was die Naturi für mich in petto haben", sagte ich bestimmt.
Was er auch hatte sagen wollen, er schluckte es hinunter. Mir war klar, warum er sich Sorgen machte. Die Naturi waren in der Stadt. Ich konnte sie zwar nicht spüren, aber ich glaubte Cynnias Behauptung, dass es über hundert waren. Die ganze Gegend wimmelte von ihnen. „Ich komme schon klar. Vertrau mir, wenn ich in Schwierigkeiten gerate, kriegst du es mit." Ich schenkte dem Jäger ein fieses Grinsen aus lauter Zähnen und Bedrohlichkeit. Wenn nötig, würde ich die halbe Stadt abfackeln, um die Erde von einer Handvoll Naturi zu säubern.
„Die Bar hegt an der Plaza de Armas. Du musst durch das Hotel Loreto gehen, um hineinzukommen", erklärte Danaus, der meine Entscheidung offenbar endlich akzeptiert hatte. Wortlos verließ er das Hotelzimmer. Ich fragte nicht, wie viele Naturi in der Stadt waren, und er sagte nichts dazu. Offensichtlich fand er, es wäre besser, wenn ich nicht genau wusste, wie viele in der Nähe lauerten.
Sobald die Tür zugefallen war, riss ich meine Tasche mit Klamotten auf und schüttete den Inhalt aufs Bett, um zu überprüfen, was ich in der Eile noch zusammengerafft hatte, bevor ich aus dem Haus gestürmt war, um meinen heillos verspäteten Flug zu erwischen. Ich zog mir das T-Shirt über den Kopf und schlüpfte stattdessen in ein Longsleeve mit V-Ausschnitt, das wie eine zweite Haut an mir klebte, bevor ich darüber noch ein schwarzes Hemd anzog.
Während es zu Hause in den Staaten erst allmählich Herbst wurde, befand sich Peru schon in den letzten Tagen des Winters und steuerte auf den offiziellen Frühlingsanfang zu. Die Kälte würde mich zwar nicht weiter stören, aber sie würde meine Muskeln unbeweglich machen; doch wenn ich es mit Rowe aufnehmen wollte, musste ich so behände wie möglich sein.
Ich fuhr mir schnell mit der Bürste durchs Haar und band es mir hinten am Kopf zusammen, damit es mir nicht in die Augen fiel. Bevor ich aus dem Zimmer ging, hielt ich rasch noch einmal vor dem Klamottenberg inne, den ich beim Durchwühlen meines Rucksacks aufgetürmt hatte. Warum sollte ich mir überhaupt die Mühe machen, alles wieder einzupacken? Der Kampf in Machu Picchu stand unmittelbar bevor. Ich würde keine Klamotten mehr brauchen oder mir darüber den Kopf zerbrechen müssen, was ich auf
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