Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
allein im Zimmer waren. „Dein Arm ist ja voll mit angetrocknetem Blut!"
Ich hockte mich auf die Bettkante, während Shelly auf dem einzigen richtigen Stuhl im Zimmer Platz nahm, sodass sich Cynnia einmal mehr nur auf dem Boden an die Wand kauern konnte. „Ich habe mich mit einem alten Freund von mir namens Rowe getroffen. Er war anscheinend ganz wild darauf, dich zu finden, Cynnia." „Will er mich umbringen?", fragte Cynnia und schlang die Arme um ein angewinkeltes Bein, während sie das andere ausgestreckt ließ. „Ich weiß nicht, aber ich habe ihm ein Ultimatum gestellt. Wenn er die Zeremonie abbläst, lasse ich dich frei. Wenn nicht, bist du tot. Ich dachte, das wäre in unser beider Sinn." „Die Sache mit dem Umbringen nicht!" „Er braucht doch einen Grund, um zu kooperieren."
„Ist dir nichts eingefallen, was genauso überzeugend gewesen wäre, wie mein Leben zu beenden?" „Nein, weil es mir damit ernst ist. Ich kann dich nicht gebrauchen, wenn du mir nicht dabei hilfst, die Vollendung des Rituals zu verhindern. Ansonsten bist du nur eine weitere Naturi auf der Jagd nach Nachtwandlern und Menschen." „Nein, das ist nicht wahr. Du weißt, dass das nicht stimmt", fuhr sie auf. Sie krabbelte schwankend auf mich zu, bis sie auf Händen und Knien vor mir hockte. „Ich kann dir helfen. Ich will diesen Krieg nicht. Ich will nicht mit den Nachtwandlern kämpfen, und ich wäre überglücklich, wenn ich einen Weg finden könnte, wie wir mit den Menschen in Frieden leben können."
„Leider sieht es nicht so aus, als ob Rowe bereit wäre, seine Pläne bloß wegen der Schwester der Königin über den Haufen zu werfen. Er hat vor, das Opfer morgen Nacht wie geplant durchzuführen." „Nein! Bitte, Mira, wir können einen anderen Weg finden. Ich kann dir von Nutzen sein", flehte Cynnia verzweifelt. „Heute ist dein Glückstag, denn bevor ich hierher zurückkehren konnte, ist noch jemand anders aufgetaucht", sagte ich, woraufhin ihr Kopf ruckartig in die Höhe fuhr. „Es scheint, als würdest du deiner Schwester eine Menge bedeuten. So viel, dass sie möglicherweise versuchen wird, Rowes Absichten zu durchkreuzen, nur um dir das Leben zu retten."
„Nyx will, dass ich am Leben bleibe?", flüsterte Cynnia. Sie setzte sich wieder, und Tränen rannen ihr über die bleichen Wangen. „Ich hatte befürchtet, dass auch sie, falls sie hier auftauchen würde, geschickt worden wäre, um mich umzubringen. Aber Nyx will mich lebendig." „Es scheint wenigstens so", brummte ich. „Hast du einen Plan?", fragte Shelly, worauf ich mich wieder ihr zuwandte. Sie war auf dieser Reise eine stille Beobachterin gewesen, die sich um Cynnia gekümmert hatte, während Danaus und ich uns, so gut wir konnten, auf Machu Picchu vorbereitet hatten. Hoffentlich konnte sie die Erdmagie der Naturi blockieren.
„Wenn unsere kleine Nia hier am Leben bleiben will, dann wird sie uns wohl etwas unter die Arme greifen müssen, und damit auch ihrer Schwester Nyx." Ich legte eine Kunstpause ein, bis ich sicher war, dass ich Cynnias ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. Ihre weit aufgerissenen, feuchten Augen wichen keine Sekunde von meinem Gesicht, während sie sich mit dem Hemdsärmel die Tränen aus dem Gesicht wischte. „Wir müssen dafür sorgen, dass das Tor geschlossen bleibt."
„Das sehe ich genauso", sagte Cynnia nickend. „Ich möchte nicht, dass Aurora etwas passiert, aber sie darf auf keinen Fall zur Erde zurückkehren." „Dann musst du Shelly und mir beibringen, wie man Erdmagie einsetzt." „Ich kann schon mit Erdmagie zaubern", warf Shelly ein und schob sich auf ihrem Stuhl nach vorne. „Mag sein, aber nicht mit Macht, die dir jetzt und hier zur Verfügung steht", sagte ich kopfschüttelnd. ,Aber diese Macht musst du beherrschen, dafür müssen wir sorgen. Das Heilige Tal quillt fast über vor Energie, mehr noch, als ich es in Stonehenge oder im Palast von Knossos erlebt habe. Dieser Ort ist etwas ganz Besonderes, und es ist wichtig für mich, dass du darauf vorbereitet bist, damit du das so gut wie möglich ausnutzen kannst."
„Außerdem können Nachtwandler keine Erdmagie einsetzen", protestierte Cynnia. „Das widerspricht allen Gesetzen." Ich lächelte, stemmte mich vom Bett hoch und ging zu ihr hinüber. „Es gibt kein Gesetz, das man nicht brechen kann. Rowe setzt Blutmagie ein. Ich kenne einen Zauberer, der Blut-und Erdmagie zugleich benutzt hat. Und ich beherrsche das Feuer, womit ich, wenn es um Erdmagie geht, offenbar
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