Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
umkreisen begann. Als er einen Lichtkegel durchquerte, bemerkte ich erneut, wie durchscheinend er war. Der Bori konnte keine feste Gestalt annehmen, es sei denn, er fuhr in ein anderes Wesen, und ich vermutete stark, dass er keinen Naturi beherrschen konnte, selbst wenn er einen gefunden hätte, der es ihm erlaubte.
»Warum liegt dir so viel daran, dass Mira und ich unsere Kräfte vereinen?«, fragte ich.
»Weil ihr nur so mächtig genug seid, um die Naturi zu vernichten. Bestimmt habt ihr das schon selbst herausgefunden. Letzten Sommer in England habt ihr zusammen ein ziemlich unschlagbares Team abgegeben«, schnurrte er.
»Nein.«
»Ich kann mich nicht erinnern, dir in diesem Punkt irgendeine Wahl gelassen zu haben«, sagte Gaizka. Im gleichen Augenblick spürte ich, wie sich eine unsichtbare Faust um meine Brust schloss und mich in die Höhe riss. Meine Arme wurden an meinen Körper gepresst, sodass ich mich vergeblich abmühte, mich zu befreien. Die Energie hob mich empor und schleuderte mich durch die Luft. Ich krachte gegen den Stamm eines mächtigen Baumes. Schmerz durchzuckte meinen Körper und trieb mir die Luft aus den Lungen. Ich hörte die drei untersten Rippen brechen. Nur eine Sekunde sackte ich am Boden zusammen, bevor die unsichtbare Hand sich erneut um mich schloss. Sie schleifte mich über die Erde und rammte mich mit dem Kopf voran gegen eine Parkbank, bevor ich zum zweiten Mal gegen einen Baum krachte.
Mein Blick verschwamm, ich sah doppelt. Schwach erkannte ich die Umrisse des Bori in seiner Naturi-Gestalt. Mein Schädel war gebrochen, und ich hatte mir die linke Schulter ausgerenkt. Vor lauter Schmerz wurde mir übel. Ich lag reglos am Boden und rang nach Luft. Nur zwei Kräfte standen mir zur Verfügung – ich konnte andere Wesen erspüren und ihr Blut zum Kochen bringen. Beide waren gegen diese Kreatur wirkungslos. Töten konnte ich ihn auch nicht, weil er überhaupt keinen Körper hatte, dem man Wunden zufügen konnte. Ich saß in der Falle, hilflos einem Wesen ausgeliefert, das mich mühelos in Stücke reißen konnte. Meine einzige Hoffnung bestand darin, dass ich ihm lebendig mehr nützte, weil ich nur so die Aufgabe erfüllen konnte, die er für mich vorgesehen hatte. Trotzdem konnte der Bori mich noch die ganze Nacht foltern, wenn ihm danach war.
Das Geräusch des Herzschlags, der im Takt der pulsierenden Wunde in meinem Schädel wummerte, vernebelte mir die Sinne, sodass ich mich kaum noch konzentrieren konnte. Ich stieß ein schwaches Stöhnen aus, als sich die Energie erneut um mich verdichtete und mich in die Höhe riss, bis meine Zehen über den kalten Boden schleiften. Mein Kopf fiel schlaff zur Seite, und ich musste meine ganze Kraft aufwenden, um Atem zu holen. Hilflos hing ich in der Luft. Gaizka kam auf mich zu.
»Ich habe dich nicht dein ganzes Leben lang auf diesen Moment vorbereitet, damit du mir jetzt Scherereien machst«, stellte er ruhig fest. »Hör auf, dich mir zu widersetzen, dann bin ich auch nicht gezwungen, dich und alles, was dir etwas bedeutet, zu vernichten.«
Mit einem Wink schleuderte die Kreatur mich beiseite. Ich krachte auf den Gehweg und rollte noch ein paar Schritte weiter, bevor ich unsanft vom Pulaski-Denkmal im Zentrum des Platzes gestoppt wurde. Als neuer Schmerz in meinem Rücken explodierte, schrie ich auf.
Der Naturi drehte sich grinsend um und kehrte in die Schatten zurück, aus denen er gekommen war. Mit zitternden Händen und einem leisen Aufstöhnen schleuderte ich ihm, so wuchtig ich konnte, das Messer hinterher. Pfeilgerade sauste die Klinge und blitzte im Mondlicht auf. Sie flog geradewegs durch den Rücken des Naturi hindurch und fiel dann dumpf zu Boden, bevor die Erscheinung sich ganz in Luft auflöste. Gaizka hatte recht. Ich konnte ihn nicht töten – und damit hatte ich keine Chance, Mira und die Menschen in Savannah zu beschützen.
Minutenlang lag ich am Boden, während mir das Blut aus dem Schädel sickerte, und wartete ab, bis der schlimmste Schmerz nachließ, damit ich mich zurück in Miras Haus schleppen konnte. Doch als der Schmerz langsam aus meinem geschundenen Körper wich, trat eine abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit an seine Stelle, die mich vollkommen überwältigte. Diesen Kampf konnten wir nicht gewinnen.
24
Ich unterdrückte ein Gähnen und rieb mir mit dem Handballen das linke Auge, während ich mich langsam die Stufen zur Polizeiwache hinaufschleppte. Die Sonne stand noch nicht lange am Himmel, und ich hatte
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