Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
trat ihm hart vor die Brust und schleuderte ihn gegen eine der Säulen, als sein Gefährte mich zurückriss. Überrascht lockerte der jüngere Gestaltwechsler für einen Augenblick seinen Griff. Ich packte seinen Arm und schleuderte ihn gegen seinen Kumpan. Gemeinsam sackten sie vor der Steinsäule zu einem Häuflein Elend zusammen, auf das der Mörtel rieselte.
Beim Aufrichten entfuhr mir ein schmerzhaftes Aufstöhnen. Nach zu vielen Kämpfen und zu wenig Schlaf war ich zerschlagen und träge. Ich massierte mir den Kiefer und versuchte, den Kopfschmerz zu ignorieren, der in meinem Hinterkopf pulsierte. Die beiden Lykanthropen lösten sich langsam voneinander und standen wieder auf.
Der ältere der beiden zog eine Klinge aus der Scheide an seinem Gürtel. Das silberne Messer blitzte auf, als das Licht der Autoscheinwerfer darauf fiel. Ich fasste mir an den Rücken, zog das Messer aus der Scheide dort und lächelte. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es bei einem kurzen Gerangel im Dreck bleiben können, aber wenn sie unbedingt Blut sehen wollten, wollte ich sie nicht enttäuschen.
Zu meiner Überraschung zog der andere Lykanthrop eine kleine Pistole und richtete sie auf mich. Der Lauf der Waffe zitterte leicht, weil die Hand des jungen Mannes bebte. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Kalter Schweiß lief mir über den Nacken, während ich reglos verharrte. Der Kampf hatte gerade eine unerwartete Wendung genommen.
»Shawn!«, bellte Nicolai.
»Ich sorge bloß dafür, dass dieser Kampf ein bisschen ausgeglichener wird«, gab der junge Mann mit zitternder Stimme zurück. »Ich hab alles Mögliche über ihn gehört. Hab gehört, er hat Kräfte. Nur so kann er die Begegnung mit Mira überlebt haben. Ich will bloß, dass alles schön fair zugeht.«
Fair? Zwei gegen einen und fair? Ich behielt meine Kommentare für mich, während der ältere Lykanthrop mich rechtsherum zu umkreisen begann, wobei er sorgfältig vermied, auf Gesteinsbrocken und zerdrückte Bierdosen zu treten. Ich folgte seiner Bewegung und gab mir Mühe, mich ganz und gar auf den Mann mit dem Messer und nicht auf den Mann mit der Pistole zu konzentrieren.
Er ging zuerst zum Angriff über und versuchte, seine unglaubliche Schnelligkeit zu seinem Vorteil einzusetzen. Statt zurückzuweichen, tänzelte ich leichtfüßig beiseite, sodass ich dem Kerl die Klinge über den Brustkorb ziehen konnte. Das Messer schlitzte ihm Mantel und Hemd auf und brachte ihm, als es über die Haut kratzte, eine oberflächliche Fleischwunde bei, aber es reichte aus, um ihn zu beeindrucken. Grollend wirbelte er auf dem linken Fuß herum und stach erneut nach mir, aber ich war verschwunden, bevor er mich erwischen konnte.
Seit fast zweitausend Jahren übte ich mich nun schon im Messerkampf. Die Klingen waren eine Verlängerung meines Körpers. Er hatte nicht die geringste Chance, mich zu besiegen. Ich hoffte bloß, dass der andere mir nicht einfach eine Kugel in den Kopf jagen würde, wenn ich seinen Freund am Boden hatte. Ich holte kontrolliert Luft, als der Mann wieder zum Angriff überging, und stieß den Atem aus, als meine Klinge über blanke Haut glitt. Zug um Zug schaltete ich meinen Gegner aus. Mit einer fließenden Rechtsbewegung stach ich ihm in die Seite und streifte dabei lebenswichtige Organe. Der Mann schrie auf und brach in die Knie. Das Messer fiel ihm aus den Händen, als er sich schmerzerfüllt an die Körperseite griff. Ich war mir sicher, dass er sich rasch wieder erholen würde. Allerdings musste ich mich immer noch um seinen Gefährten kümmern. Dieses Kreuzen der Klingen war schneller vorüber als gedacht, und jetzt war es höchste Zeit, sich dem Mann mit der Pistole zu widmen.
Blitzartig trat ich hinter den besiegten Werwolf. Mit der einen Hand packte ich ihn am kurzen braunen Haar und drückte ihm mit der anderen das Messer an die Kehle, wobei ich gerade so viel Druck ausübte, dass ihm ein Blutstropfen über den Hals rann. Shawn umklammerte die Pistole mit beiden Händen. Die Waffe war auf uns gerichtet, zitterte aber unkontrolliert.
»Runter mit der Waffe, oder ich schneide ihm die Kehle durch«, knurrte ich. »Ich habe Mira nicht gesehen. Ich habe keine Ahnung, wo sie ist.«
»Bist du denn auf der Suche nach ihr?«, fragte Nicolai von seinem Posten am Auto aus. Während der ganzen Prügelei hatte der blonde Lykanthrop sich kaum mehr als einen halben Meter von der Stelle gerührt. Alles andere hätte mich auch überrascht.
»Nein«,
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