Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
glücklich zu machen. Er wird sie lehren, ihre Gabe zu benutzen. Er wird dafür sorgen, dass sie eine erstklassige Ausbildung bekommt und auch etwas über unsere Welt lernt, damit sie mit Nachtwandlern ebenso fertig wird wie mit Lykanthropen, Zauberern, Naturi und allem anderen, womit sie es möglicherweise zu tun bekommt.«
»Ich weiß nicht recht«, sagte Mira zögernd und sah auf meine Hände.
»Bei Themis hat sie die Chance auf ein einigermaßen normales Leben«, sagte ich eindringlich. »Das können wir ihr nicht bieten, sosehr wir es auch versuchen.«
Ich will sie einfach nicht verlieren , flüsterte Mira in meinem Kopf. Ich spürte, wie die Trauer in ihr aufstieg. In Lily hatte sie die Chance gesehen, noch einmal eine Tochter zu haben, ihr Leben noch einmal von vorne zu beginnen, und diese Gelegenheit nahm ich ihr jetzt. Aber ich würde sie genauso loslassen müssen.
Ich weiß. Das will ich doch auch nicht , antwortete ich, während ich mich vorbeugte und sie auf die Schläfe küsste. »Wir müssen tun, was für sie am besten ist«, sagte ich laut und trat einen Schritt zurück.
»Dann lasst mich hierbleiben!«, schrie Lily, als sie ins Zimmer stürzte.
Ich ließ Mira los und drehte mich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie die Kleine auf mich zuraste und meinen linken Arm ergriff. Sie musste uns von der Treppe aus belauscht haben. Als sie sich nach oben verzogen hatte, hatte ich mir nicht mehr die Mühe gemacht nachzuschauen, ob sie auch wirklich dortblieb. Es war genau, wie ich Mira gesagt hatte: Wir waren einfach keine guten Eltern. Ein echter Vater hätte sich davon überzeugt, dass er mit der Mutter allein war, bevor er das Schicksal seines Kindes diskutierte.
»Wir müssen tun, was am besten für dich ist«, erklärte ich. »Es ist zu gefährlich, wenn du hierbleibst. Dieses Wesen, das du gesehen hast, der Bori, will dich umbringen, wenn Mira und ich nicht tun, was er verlangt. Wir müssen dich an einen sicheren Ort bringen.«
»Ich will aber hierbleiben!«, maulte sie.
»Das ist viel zu gefährlich. Wir dürfen dein Leben nicht aufs Spiel setzen«, sagte Mira und legte dem Mädchen die Hand auf die schmale Schulter.
»Na gut! Dann schickt mich eben weg – aber holt mich zurück, wenn es hier wieder sicher ist«, antwortete sie. »Ich bin gerne hier bei dir und Danaus und Tristan. Ihr behandelt mich wenigstens endlich mal wie einen ganz normalen Menschen.«
»Bei Danaus und mir gibt es keine Sicherheit, nie. Dein Leben dürfen wir aber nicht aufs Spiel setzen«, sagte Mira sanft.
»Die Menschen, bei denen du leben wirst, behandeln dich wie ein normales Mädchen«, versprach ich. »Themis ist ein wissenschaftliches Projekt, das Leute wie Tristan und Mira erforscht. Es gibt dort noch andere, die ähnliche Fähigkeiten haben wie du. Sie werden dir helfen, deine Kräfte besser zu kontrollieren, und das können weder Mira noch ich dir beibringen. Bei Themis wirst du stärker werden. Wenn du bei Mira und mir bleibst, passiert dir irgendwann nur ein Unglück.«
Lily presste die Lippen zu einem schmalen, harten Strich zusammen und sah zwischen mir und Mira hin und her. »Werde ich euch denn jemals wiedersehen?«
Mira lachte aus vollem Herzen, halb vor Erleichterung und halb, um den Trennungsschmerz zu bekämpfen, vermutete ich. Sie legte Lily die Arme um die Schultern und drückte sie fest. »Du wirst uns ganz bestimmt wiedersehen. Zu Weihnachten. In den Sommerferien. Du musst dir Themis als eine Art Internat vorstellen. Wir werden uns so oft wie möglich sehen, das verspreche ich dir.«
Lily sah mich fragend an, und ich nickte mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen. Ich hatte immer noch keinen Schimmer, wo ich enden würde, nachdem ich Themis verlassen hatte, aber ich würde alles tun, was ich konnte, um Lily noch ein paar Jahre länger um mich zu haben.
»Mira, würdest du bei Ryan anrufen? Wir müssen sie noch heute Abend ins Flugzeug setzen«, sagte ich, um wieder auf das eigentliche Problem zurückzukommen, nachdem Lily uns jetzt keine Schwierigkeiten mehr machte.
»Ich soll schon heute Abend weg? Ich … ich habe doch gar nichts anzuziehen. Wo ist denn Themis überhaupt?«, fragte sie. Ihre Stimme kippelte am Rande der Panik.
»Themis liegt am Stadtrand von London«, schaltete sich Tristan ein und stand wieder auf. »Wenn Mira mich entbehren kann, werde ich dich dorthin begleiten. Ich war schon mal da und kann dich ein paar Leuten vorstellen und dir helfen, dich
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