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Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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Nacht begriffen hatte, dann das: Ich würde verlieren.
    »Warum hast du mich hierher gebracht?«, fragte ich aufgebracht, während ich immer noch an der Schwelle der Veranda stand.
    Mira setzte ihren Weg zum Auto fort und grinste mich kurz über die Schulter an. Sie zog die Fernbedienung aus der Tasche. Die Scheinwerfer blinkten, die Türen entriegelten sich.
    »Sag mir, warum!«, bellte ich und ärgerte mich über das leichte Zittern in meiner Stimme.
    Endlich blieb sie ein paar Schritte vor dem Wagen stehen und drehte sich zu mir um. Ich sah ihren Eckzahn blitzen. »Ich muss sichergehen, dass du verstehst, wer wir sind«, antwortete sie. »Und ich muss sichergehen, dass du dich selbst besser verstehst – und deine Verbindung zu meinem Volk. Du bist einer von uns.«
    »Ich bin kein Vampir«, sagte ich und schritt die ersten Stufen hinab.
    »Nein, aber du bist uns näher als den Menschen.« Der Wind frischte auf und wehte ihr eine Haarsträhne ins Gesicht, die sie sich hastig hinter das Ohr strich. »Du wirst nur dann aufhören, uns zu jagen, wenn du begreifst, dass du einer von uns bist. Wir sind nicht deine Feinde.«
    »Ihr seid böse«, beharrte ich, aber selbst das klang nicht mehr so ätzend wie sonst immer. Diese Überzeugung war mir jahrhundertelang eingetrichtert worden, aber nachdem ich in den warmen Gefühlen von Lust, Leidenschaft und in einigen Fällen sogar Liebe gebadet hatte, begann ich an dieser Überzeugung zu zweifeln. Sie begann vor meinen Augen zu zerfallen.
    »Nicht mehr als der Rest der Menschheit auch«, sagte sie achselzuckend. »Wir alle waren einmal Menschen. Unsere Seele ist die gleiche geblieben, als wir Nachtwandler wurden.«
    »Nur eure Instinkte nicht«, knurrte ich.
    Miras Antwort bestand aus einem Schulterzucken, während sie sich wieder dem Auto zuwandte. »Komm mit, Jäger«, sagte sie. »Wir haben keine Zeit mehr, hier noch länger Däumchen zu drehen.« Sie hatte die Hand schon an der Tür, als sie noch einmal innehielt und mich über die Schulter hinweg ansah. Um ihre Lippen spielte ein anzügliches Lächeln. »Außerdem kann ich mich sonst, glaube ich, nicht länger beherrschen.«
    Rasch stieg ich die letzten quietschenden Stufen hinab, glitt auf den Beifahrersitz und ließ mich ins weiche Leder sinken. Heute Nacht konnte ich den Kampf in meinem Inneren nicht entscheiden. Ich brauchte mehr Zeit zum Nachdenken.
    Als Mira den Motor anließ, warf ich einen Blick auf die Uhr. Es war noch nicht ganz einundzwanzig Uhr. Ungläubig starrte ich auf die Ziffern, während mein Verstand sich damit abmühte, das Gesehene zu verarbeiten. Wir waren gerade mal dreißig Minuten drinnen gewesen. Dabei hätte ich schwören können, dass wir Stunden in betäubender Glückseligkeit zugebracht hatten.
    Ein paar Minuten saßen wir schweigend im Auto, bevor ich die Stille schließlich barsch unterbrach: »Was war das gerade?«
    »Erstkommunion.«
    »Ich war schon dabei, wenn Vampire sich gekräftigt haben. So etwas habe ich dabei noch nie empfunden.«
    »Was du gefühlt hast, spüren wir jedes Mal, wenn wir uns nähren. Ein Nachtwandler kann aber selbst bestimmen, ob auch das Opfer oder andere Nachtwandler diese Empfindung teilen sollen. Ein Welpe kann das noch nicht. Das erste Mal, wenn du dich nährst, ist immer das beste. Es ist eine Welle von Lust und Macht, wie du sie nie zuvor erlebt hast. Zum allerersten Mal sind wir mit allen Lebewesen auf diesem Planeten eins.« Ihre Stimme klang träumerisch, wie ein sanftes Streicheln auf meiner Seele. »Deshalb bedeutet uns die Erstkommunion so viel. Sie ist unsere Chance, diesen einzigartigen Moment noch einmal zu erleben. Und für manche ist es auch die Gelegenheit, diesen Augenblick noch einmal mit jemandem zu genießen, der ihnen etwas bedeutet. Je nach Erzeuger geht die Erstkommunion für den Welpen nicht immer so glimpflich ab. Emma kann sich glücklich schätzen.«
    »Und jetzt hat sich das Ganze also in eine Orgie verwandelt.«
    »Tja«, seufzte Mira. »Möchtest du umkehren?«
    Ich gab keine Antwort und sah aus dem Fenster, während wir wieder auf die Autobahn fuhren, die sich in südlicher Richtung auf die Innenstadt von Savannah zuschlängelte. Die Bilder und Eindrücke waren noch lebendig, und ich hatte Mühe, das alles zu verarbeiten. Ich hatte Mira so sehr begehrt wie noch nie etwas zuvor. Hatte sie mir diese Gedanken eingeflüstert? Oder lag es an all den Vampiren, die sich ringsum gekräftigt hatten? Ich hatte Mira schon früher begehrt,

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