Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
Herrin. Ich bin dein Herr. Aber im Vergleich mit Mira bin ich ein Nichts.«
»Ausgezeichnet«, murmelte Mira. Sie ließ die junge Vampirin los, die auf die Knie fiel, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen. Sie drehte sich auf dem Absatz um und blickte auf David hinab, der immer noch auf dem staubigen Boden lag und sich nicht zu rühren wagte. Mira hatte ihm eine lange Halswunde beigebracht, aus der nun Blut auf seinen Hemdkragen tropfte. »Sie muss noch viel lernen. Ich will Gnade walten lassen, obwohl ich euch beide töten sollte. Nimm sie in die Lehre, David! Bring ihr alles bei, was du weißt!« Mira hob den Blick und ließ die Augen langsam über die ringsum versammelten Vampire schweifen. »Die Naturi sind unter uns, und wir dürfen uns keine Schwäche erlauben.«
Die Erregung verschwand schlagartig aus dem Raum und wich einem ängstlichen Beben. Mehrere Vampire zogen ihre menschlichen Begleiter enger an sich, als sehnten sie sich plötzlich nach deren Wärme. Es wurde kalt in dem unterirdischen Raum. Die Luft war stickig. Keiner sah dem anderen in die Augen. Mira war nicht die Einzige, die von der Erinnerung an die Naturi heimgesucht wurde. Obwohl ich vermutete, dass sie als Einzige am eigenen Leib erfahren hatte, welche finstere Bedrohung die Naturi darstellten, konnte die versammelte Menge die Furcht und den Hass spüren, mit dem sie von ihnen sprach. Und das genügte.
Mira hockte sich vor David hin, griff ihm ins kurze Haar und zerrte seinen Kopf hoch, sodass sie ihm in die weit aufgerissenen Augen blicken konnte. »Bis auf Weiteres gehörst du mir. Du wirst mir dienen und alle meine Wünsche befolgen, bis ich dich freigebe.«
Mira stand auf und kam zu mir zurück. Ihr Gesicht war erschreckend ausdruckslos. Aber die Verbindung zwischen uns war immer noch stark. Ich spürte ihre Enttäuschung, und den Selbsthass, der sich wie Säure in ihre Seele fraß. Anders als die Zuschauer, die jede ihrer Bewegungen gebannt verfolgt hatten, hatte sie nicht genossen, was sie getan hatte. Das Wort schmutzig schoss ihr durch den Kopf, bevor sie sich wieder im Griff hatte und es vor mir verbarg. Die Drohungen und die Brutalität waren notwendig gewesen. Das waren die Grundpfeiler ihrer Lebensweise und die Schlüsselreize, auf die ihre Leute reagierten. Sie selbst hatte mir schon vor Monaten erklärt, dass Macht das Wichtigste in ihrer Welt war und dass die einzige Möglichkeit, sie zu demonstrieren, Furcht und Gewalt waren. Und darin war sie Meisterin, ob es ihr passte oder nicht.
Ich streckte die Hand aus, schob sie ihr ins Haar und berührte sie mit den Fingerspitzen im Nacken. Es war leichter, telepathisch mit ihr zu kommunizieren, wenn wir uns dabei berührten. So kostete es weniger Energie, außerdem wollte ich keine unnötige Aufmerksamkeit erregen, während die anderen damit beschäftigt waren, David dabei zuzusehen, wie er auf sein Kind zukroch. Mira zuckte bei meiner Berührung zusammen; offenbar war sie überrascht, dass ich Kontakt zu ihr aufnehmen wollte.
Du hattest keine andere Wahl , sagte ich nachdrücklich in ihrem Kopf.
Es gibt immer eine Wahl. Ihre Gefühle waren düster und schwermütig. Sie stiegen mir wie eisiger Nebel in den Geist.
Du musst dich durchsetzen. Genau wie du gesagt hast, Schwäche kannst du dir nicht leisten.
Als ihre Gedanken mich das nächste Mal erreichten, waren sie müde. Ich hätte sie beide umbringen sollen.
Diese Feststellung ließ mich innehalten. Stimmt. Aber sie halten dich nicht für schwach, weil du Gnade hast walten lassen.
Miras Kopf war lange Zeit leer, während wir zusahen, wie David die junge Vampirin in die Arme schloss und ihr liebevoll das Haar aus dem Gesicht strich. Ihr Schluchzen war zu einem leisen Wimmern verebbt. Ihre anfängliche Furcht schwand langsam, als das beständige Pulsieren des Hungergefühls zunehmend ihre Gedanken beherrschte. Ich konnte sie neben Mira in meinen Gedanken spüren, ein brennendes Verlangen neben Miras kühler, gelassener Gegenwart.
Ein rascher Tod durch meine Hand wäre gnädiger gewesen als der, den die Naturi ihr bereiten werden. Ich war überrascht, als sich das geisterhafte Wispern erneut in meine Gedanken stahl.
Du kannst dir nicht sicher sein, ob ihnen das bevorsteht.
Aber mir steht es bevor, und die Naturi werden alles vernichten, was zwischen mir und ihnen steht. Mira hob die Hand, griff sanft nach meiner Linken in ihrem Nacken und legte meinen Arm um ihre schlanke Taille. Ich versuchte, den Arm ohne
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