Jägerin des Herzens
blickte ihn aus großen Augen an. Der Anblick der ]Kirche hatte sie wie ein Eimer kalten Wassers getroffen ihr erst jetzt klar geworden war, was passieren sanft: »Reich mir deine Hand.
»Was tue ich eigentlich?«, fragte sie kleinlaut.
»Lass mich dir herunterhelfen.«
Lily legte die Hand auf ihr wild pochendes Herz blickte ihn an. Sein Verhalten war nicht bedrohlich aber tief in seinen Augen lag ein stählerner immer, und in seiner Stimme schwang eine unter wellige Warnung mit. Jetzt gab es für sie kein Enten mehr. Sie kam sich vor wie in einem Traum sie ihre Hand in seine legte und von der Kutsche …
»Als Harry mich verlassen hat«, stammelte sie, »habe ich mir geschworen … gelobt … dass ich niemals heiraten würde.«
Alex blickte auf ihren gesenkten Kopf, und ihm wurde klar, wie sehr es sie verletzt hatte, dass ihr Verlobter sie sitzen gelassen hatte. Die Demütigung war auch nach zehn Jahren immer noch lebendig. Er legte den Arm um sie und küsste sie auf den Scheitel. »Er hat dich nicht verdient«, flüsterte er. »Er war ein feiger, schwächlicher Narr.«
»Schlau genug, um sich in Sicherheit zu bringen. Manche Leute würden dich vielleicht als den größeren Narren bezeichnen, weil du das tust …«
»Ich habe meine Fehler«, sagte Alex, zog sie an sich und schützte sie mit seinem Rücken vor den neugierigen Blicken der Leute, die vorbeikamen. Er lächelte wehmütig. »Viele Fehler, und die meisten hast du schon kennen gelernt. Aber ich werde dich niemals verlassen, Wilhelmina Lawson. Niemals. Hörst du?«
»Ich höre«, erwiderte sie traurig auflachend. »Ich höre dich, aber ich glaube dir nicht. Du denkst, du weißt schon das Schlimmste von mir, aber du hast ja keine Ahnung.« Mehr wagte sie nicht zu sagen. Gespannt wartete sie, ob das schon ausreichte, um seine Meinung zu ändern.
»Ich weiß alles, was ich wissen muss«, sagte er ruhig. »Den Rest heben wir uns für später auf.« Dann legte er den Arm um sie und trat mit ihr in die Kirche.
Das Innere des kleinen Gebäudes berührte durch seine Einfachheit. Es war erfüllt von dem Licht das durch die Buntglasfenster drang. Die glänzend polierten Eichenbänke schimmerten im Schein der Kerzen. Drinnen wartete ein alter Pfarrer auf sie. Sein Gesicht war wettergegerbt und freundlich. Obwohl er nicht größer als Lily war, besaß er eine starke Ausstrahlung. »Lord Raiford«, sagte er heiter lächelnd. Seine klaren blauen Augen glitten zu Lily.
»Und Ihr müsst Miss Lawson sein.« Er ergriff sie bei den Schultern und musterte sie anerkennend. »Ich kenne Alexander schon lange, meine Liebe. Fast von Geburt an.«
»Oh?«, erwiderte Lily lächelnd. »Und wie ist Eure Meinung über ihn, Hochwürden?«
»Der Earl ist ein guter Mann«, sagte der Pfarrer nachdenklich und zwinkerte Alex zu, »nur manchmal vielleicht ein bisschen zu stolz.«
»Und arrogant«, fügte Lily hinzu. Ihr Lächeln wurde breiter.
Der Pfarrer lächelte ebenfalls. »Ja, das vielleicht auch. Aber er ist auch verantwortungsbewusst und mitfühlend, und wenn er der Familientradition folgt, wird er ein ungewöhnlich ergebener Ehemann werden. Das Raiford-Blut wisst Ihr. Ich freue mich, dass der Earl sich eine Frau mit starken Anlagen zur Gefährtin gewählt hat. In den vergangenen Jahren hat er viele Bürden tragen müssen.« Der Pfarrer warf Alex, der sich abgewandt hatte, einen Blick zu und wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder Lily zu. »Habt Ihr jemals eine Seereise gemacht Miss Lawson? Dann habt Ihr vielleicht schon einmal den Ausdruck ›heiraten‹ als nautischen Begriff gehört. Er bezieht sich darauf, dass die Seeleute zwei Seile miteinander verbinden, damit sie stärker sind als eins. Ich werde dafür beten, dass dies bei Eurer Verbindung der Fall sein wird.«
Lily nickte, berührt von der stillen Atmosphäre der Kirche, dem freundlichen Gesicht des Pfarrers und von Alex’ Anblick, dem langsam die Röte ins Gesicht stieg. Alex sah sie nicht an und blickte starr zu Boden, aber sie spürte, dass er genauso ergriffen war wie sie. »Ich hoffe es«, flüsterte sie.
Der Pfarrer bat sie, ihm zu folgen, und sie traten an den Altar. Lily zögerte. Ihr Herz klopfte heftig. Langsam streifte sie ihre Handschuhe ab und reichte sie Alex. Er steckte sie in die Tasche und ergriff ihre Hand. Lily blickte ihn mit einem zittrigen Lächeln an, aber sein Gesicht blieb ernst.
Mit verschränkten Händen standen sie vor dem Pfarrer. Lily kam sich vor wie in einem Traum und
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