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Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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und drückte sich erbebend an sie.
    Danach schwiegen sie beide. Lily hielt die Augen geschlossen, obwohl ihr tausend Fragen durch den Kopf gingen.
    Ich liebe dich … Das konnte er nicht wirklich gesagt haben, dachte sie. Und wenn er es doch gesagt hatte, dann hatte er es bestimmt nicht so gemeint. Ihre Tante Sally hatte sie früher einmal gewarnt den Dingen, die ein Mann in der Leidenschaft sagte, keine Beachtung zu schenken. Damals hatte sie die Bedeutung dieses Ratschlags nicht verstanden.
    Nach einer Weile spürte sie, wie Alex sich regte, als wolle er sich von ihr wegdrehen. Sie tat so, als sei sie eingeschlafen, und hielt die Arme um seinen Hals geschlungen. Als er versuchte, sich von ihr zu lösen, gab sie ein schläfriges Murmeln von sich und schmiegte sich fester an ihn. Zu ihrer Erleichterung blieb er bei ihr. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch. Sie fragte sich, warum er wohl so heftig atmete. Wahrscheinlich dachte er an das, was er gesagt hatte. Und es tat ihm leid.
    Aber, du lieber Gott … sie wollte dass es wahr war.
    Erschreckt über ihre eigenen Gedanken, gelang es ihr trotzdem, entspannt in seinen Armen zu liegen. Er hatte etwas viel Besseres als sie verdient eine reine, unschuldige, unbefleckte Frau. Er liebte sie doch nur, weil er gar nicht wusste, wie sie wirklich war. Wenn er erst einmal von ihrem unehelichen Kind erfahren würde, dann würde er sie verlassen. Und wenn sie zuließ, dass sie sich in ihn verliebte, dann würde ihr Herz in tausend Stücke zerspringen.
    »Ich brauche euch nicht zu sagen, was für ein hoffnungslos vulgäres Chaos das ist«, sagte Lady Lyon streng und betrachtete das frisch verheiratete Paar wie eine Herrscherin, die ihren Schützling dabei erwischt hat wie er in einer Ecke ein Bauernmädchen küsst. Sie war eine elegante Frau mit glänzenden, silberweißen Haaren, klaren blauen Augen und einer starken, makellosen Knochenstruktur, die sie in ihrer Jugend zu einer gefeierten Schönheit gemacht hatte.
    Alex zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Aber Tante, in Wahrheit …«
    »Versuch bloß nicht, mir, die Wahrheit zu erzählen, du ungezogener Junge! Ich habe die Gerüchte gehört und das reicht mir!«
    »Ja, Tante Mildred«, erwiderte Alex zum zehnten Mal ergeben, wobei er seiner Frau einen Seitenblick zuwarf. Sie standen im grüngoldenen Salon von Lord Hampton Lyons Haus in der Brook Street. Lily kauerte auf einem Stuhl und blickte starr auf ihre gefalteten Hände. Alex bemühte sich, ein Grinsen zu unterdrücken. Noch nie hatte er sie so züchtig gesehen. Er hatte sie vor dem Besuch gewarnt. Und wie er es vorausgesehen hatte, hatte seine alte Tante ihnen auf ihre königliche Art einen mindestens viertelstündigen Vortrag gehalten.
    »Spielen, Nacktheit wechselnde Partner und Gott weiß was noch«, fuhr Lady Lyon in scharfem Ton fort »und das alles mitten in der Öffentlichkeit. Das ist unverzeihlich. Ich mache dich dafür genauso verantwortlich wie deine Frau, Alexander. Dein Anteil daran ist keineswegs weniger tadelnswert. Eigentlich sogar umso schlimmer. Wie kannst du es wagen, deinen guten Ruf derart aufs Spiel zu setzen und den Namen der Familie so leichtfertig in den Schmutz zu ziehen?« Sie schüttelte den Kopf und betrachtete die beiden streng. »Es war klug von dir, dass du mit der Angelegenheit zu mir gekommen bist. Ich denke zwar eigentlich, es ist zu spät, um Euch beide davor zu bewahren, gesellschaftlich ein für alle Mal unmöglich geworden zu sein, aber es wird die größte Herausforderung meines Lebens sein, Euch wieder den Zutritt zur Gesellschaft zu verschaffen.«
    »Wir haben vollkommenes Vertrauen in dich, Tante Mildred«, murmelte Alex reumütig. »Wenn jemand es schafft, dann bist du es.«
    »In der Tat«, erwiderte Lady Lyon säuerlich.
    Lily hob die Hand an den Mund, um ein Lächeln zu verbergen. Sie genoss es, dass ihr Gatte ausgescholten wurde wie ein ungezogener Schuljunge. Und obwohl die alte Dame Alex nach allen Regeln der Kunst heruntergeputzt hatte, war es nur zu deutlich, dass sie ihn anbetete.
    Lady Lyon musterte sie misstrauisch. »Ich kann nicht ganz begreifen, warum mein Neffe Euch geheiratet hat«, verkündete sie. »Er hätte besser Eure wohlerzogene Schwester genommen und Euch zu seiner Geliebten gemacht.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Lily. »Ich war dazu bereit seine Geliebte zu werden. Das wäre eine viel vernünftigere Lösung gewesen.« Sie lächelte Alex süß an und ignorierte seinen spöttischen Blick.

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