Jägerin des Herzens
Pferde«, murrte er. »Ich kümmere mich darum.«
»Aber …«
»Tu, was ich dir sage«, befahl er ruhig. Lily gehorchte und ging langsam zur Ecke. Alex trat zu den zwei Männern.
»Das Tier gehört uns«, sagte er ruhig.
Einer der Männer trat vor und straffte die Schultern. »Wir brauchen ihn für den Kampf.«
»Ihr werdet Euch einen anderen Bären suchen müssen. Den hier will meine Frau.« Er lächelte leise, aber seine Augen blickten kalt und gefährlich. »Möchtet Ihr Euch mit mir streiten?«
Die Männer blickten misstrauisch auf Rooters’ niedergestreckten Körper und auf Alex bedrohliches Auftreten.
Offenbar wollte keiner von ihnen das gleiche Schicksal erleiden wie ihr Kumpan. »Was, zum Teufel, sollen wir denn dann den Hunden vorwerfen?«, beklagte sich einer der beiden.
»Ich kann Euch ein paar Vorschläge machen«, erwiderte Alex und sah sie fest an. »Aber wahrscheinlich würde Euch keiner davon gefallen.«
Unbehaglich wichen sie zurück. »Vielleicht könnten wir ja mit Ratten und Dachsen weitermachen«, murmelte der eine dem anderen zu.
Der andere verzog unglücklich das Gesicht. »Aber wir haben ihnen einen Bären versprochen …«
Ohne sich weiter um ihr Dilemma zu kümmern, winkte Alex seinem Kutscher.
Greaves eilte herbei. »Ja, Mylord?«
»Ich möchte, dass du den Wagen nach Hause fährst«, erklärte Alex bestimmt. »Lady Raiford und ich kommen auf den Pferden nach.«
Greaves wirkte überhaupt nicht glücklich über die Aussicht, den Bären nach Swan’ s Court fahren zu müssen. Er machte jedoch keine Einwände. »Ja, Mylord«, antwortete er ergeben. Dann trat er zögernd auf den Wagen zu, breitete umständlich ein Taschentuch über den Holzsitz und setzte sich vorsichtig darauf, um seine feine Livree nicht zu ruinieren. Der Bär beäugte die Vorgänge mit mildem Interesse. Alex musste ein Grinsen unterdrücken und ging an die Ecke, wo Lily auf ihn wartete.
Sie runzelte besorgt die Stirn. »Alex, glaubst du, wir könnten in Raiford Park vielleicht ein Gehege oder einen Käfig für ihn aufstellen? Oder vielleicht können wir ihn ja auch irgendwo im Wald freilassen …«
»Er ist zu zahm, um freigelassen zu werden. Ich habe einen Freund, der auf seinem Besitz exotische Tiere hält.«
Alex warf dem Bären, der wohl kaum unter der Kategorie ›exotisch‹ einzuordnen war, einen zweifelnden Blick zu.
Er seufzte. »Mit etwas Glück kann ich ihn vielleicht dazu überreden, Pinky aufzunehmen.«
»Pokey.«
Er sah sie vielsagend an und schwang sich auf sein Pferd. »Hast du für morgen Abend eine weitere Eskapade geplant?«, fragte er. »Oder könnten wir vielleicht einfach nur einen ruhigen Abend zu Hause verbringen?«
Lily senkte demütig den Kopf und erwiderte nichts, obwohl ihr auf der Zunge lag, ihn daran zu erinnern, dass sie ihn gewarnt hatte, dass sie keine gewöhnliche Ehefrau sein würde. Sie warf ihm Seitenblicke zu und versuchte, die hektische Nervosität zu unterdrücken, die sie überfiel. Sie wollte ihm danken für alles, was er für sie getan hatte, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt.
»Lass uns aufbrechen«, sagte er knapp.
Sie biss sich auf die Lippe. »Alex, du bedauerst es wahrscheinlich schon, dass du mich geheiratet hast, oder?« Ihre Stimme klang ängstlich.
»Ich bedauere nur, dass du mir nicht gehorcht und dich in Gefahr gebracht hast.«
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie hitzig mit ihm über die Gehorsamspflicht einer Ehefrau diskutiert, aber da die Erinnerung an ihre Rettung ihr noch so frisch im Gedächtnis war, antwortete sie ungewöhnlich sanft: »Du konntest mir nicht helfen. Ich musste die Dinge alleine lösen.«
»Du schuldest das Geld nicht Craven«, sagte er gepresst. »Du hast die fünftausend Pfund jemand anderem gegeben.« Als sie nickte, presste er die Lippen zusammen. »Worin bist du verwickelt Lily?«
»Ich wünschte, du würdest nicht fragen«, flüsterte sie kläglich. »Ich möchte dich nicht anlügen.«
Seine Stimme war leise und schneidend. »Warum sagst du es mir nicht einfach?«
Sie nahm die Zügel auf und wandte ihr Gesicht ab.
Alex hielt die Brandyflasche in der Hand und starrte ins Halbdunkel der Bibliothek. Lily war oben und bereitete sich darauf vor, ins Bett zu gehen. Offensichtlich hatte sie vor etwas Angst das sie auch mit viel Zeit und Geduld nicht preisgeben würde. Er wusste nicht wie er sie dazu bringen sollte, ihm zu vertrauen. Er sah in ihren Augen, dass ihr die Zeit davonlief, dass eine Gefahr
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