Jägerin des Herzens
Kopfschmerzen aus, die nicht vergehen wollten. Sie verbrachte den Tag in der Gesellschaft von Totty und Penelope, wobei sie ihren damenhaften Gesprächen nur halbherzig lauschte. Beim Abendessen entschuldigte sie sich und ließ sich etwas kalten Braten und Brot aufs Zimmer bringen.
Nachdem sie zwei Gläser Rotwein getrunken hatte, zog sie sich ihr Nachthemd an und ging ins Bett. Dort warf sie sich ruhelos hin und her und legte sich schließlich auf den Bauch, die Arme um das Kopfkissen geschlungen. Die Einsamkeit lastete schwer auf ihr.
Sie hätte gerne jemanden gehabt mit dem sie reden konnte. Sie wollte sich bei jemandem ausweinen. Sie brauchte Tante Sally, die einzige, die jemals von Nicole gewusst hatte. Sie brauchte ihre Lebensklugheit und ihren Sinn für Humor. Sally war mit jedem Schicksalsschlag fertig geworden. Sie hatte bei Nicoles Entbindung geholfen und hatte sich so liebevoll wie eine Mutter um Lily gekümmert.
»Sally, ich möchte mein Baby zurück«, flüsterte Lily. »Wenn du doch nur hier wärst du könntest mir sagen, was ich tun soll. Das Geld ist alle. Ich habe niemanden. Langsam verzweifle ich. Was soll ich nur tun? Was?«
Sie erinnerte sich daran, wie sie zu Sally gegangen war und ihr weinend und voller Scham gestanden hatte, dass sie einen Liebhaber gehabt habe und aus dieser einen Nacht der verbotenen Leidenschaft ein Kind entstanden sei.
Damals hatte sie geglaubt das sei das Schlimmste, was ihr jemals passieren könnte. Sally hatte sie getröstet. »Hast du daran gedacht das Kind wegzugeben?«, hatte sie gefragt. »Jemanden dafür zu bezahlen, dass er es großzieht?«
»Nein, das würde ich niemals tun«, hatte Lily unter Tränen geantwortet. »Das Kind ist doch unschuldig. Es darf nicht für meine Sünden bezahlen.«
»Wenn du vorhast das Kind zu behalten, dann werden wir eben zusammen in Italien bleiben.« Sallys Augen hatten vor Freude geleuchtet. »Wir werden eine Familie sein.«
»Das könnte ich niemals von dir verlangen …«
»Das hast du ja auch nicht. Ich habe es, dir angeboten. Sieh mich an, Lily. Ich bin eine reiche alte Frau, die das tun kann, was ihr beliebt. Ich habe genug Geld für uns alle. Wir kümmern uns einfach nicht um die Heuchler dieser Welt!«
Lily war tief betrübt als Sally kurz nach Nicoles Geburt starb. Sie hatte sie vermisst, aber sie hatte Trost in ihrer kleinen Tochter gefunden. Nicole war der Mittelpunkt ihrer Welt und sie erfüllte jeden Tag mit Liebe und Staunen.
Solange Nicole bei ihr war, war alles gut.
Tränen tropften aus Lilys Augen auf das Kissen. Leise begann sie zu weinen. Sie war niemals vor jemandem zusammengebrochen, nicht einmal vor Derek. Gerade ihm würde sie nie zeigen, wie verletzlich sie war. Derek hatte schon zu viel Leid in seinem Leben gesehen. Früher einmal mochte er bei den Tränen einer Frau Mitgefühl empfunden haben, aber diese Fähigkeit war ihm schon lange abhanden gekommen. Kläglich fragte sich Lily, wer wohl jetzt bei Nicole sein mochte. Und wer sie wohl tröstete, wenn sie weinte.
Alex wälzte sich stöhnend im Schlaf. Er war in einem quälenden Traum befangen. Irgendwie wusste er zwar, dass es nicht wirklich passierte, aber er konnte nicht aufwachen. Er sank immer tiefer in eine Dämmerwelt. Lily war da.
Überall erklang ihr spöttisches Lachen. Ihre glänzenden braunen Augen blickten ihn an. Mutwillig lächelnd beugte sie sich zu seiner Schulter und biss hinein. Er versuchte, sie wegzustoßen, aber plötzlich lag ihr nackter Körper auf seinem, und er keuchte auf, als er ihre seidige Haut an seiner spürte. »Zeig mir, was du willst«, flüsterte sie mit einem wissenden Lächeln.
»Geh weg«, sagte er rau, aber sie lachte nur leise, und dann umfasste er ihren Kopf mit den Händen und drückte ihn dahin, wo er ihren Mund spüren wollte … da Erschreckt und keuchend erwachte Alex. Er legte den Arm über die Stirn. Seine Haare waren feucht vor Schweiß. Sein ganzer Körper schmerzte vor Erregung. Fluchend packte er ein Kissen und warf es quer durchs Zimmer. Er wollte eine Frau. Noch nie war er so verzweifelt gewesen. Alex versuchte, das Hämmern seines Herzens zu ignorieren und sich an die Zeit zu erinnern, als er das letzte Mal mit einer Frau geschlafen hatte. Zum letzten Mal vor seiner Verlobung mit Penelope. Er hatte das Gefühl, ihr Treue schuldig zu sein. Er hatte gedacht ein paar Monate Enthaltsamkeit würden ihn schon nicht umbringen. Idiot schalt er sich selber. Idiot.
Er musste etwas unternehmen. Er
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