Jägerin des Herzens
Schwester für den Rest ihrer Tage unglücklich machen wird. Er ist nicht fähig zur Liebe. Penelope hat schreckliche Angst vor ihm. Frag doch deine Freunde nach ihm. Frag irgendjemanden. Sie werden dir alle das Gleiche erzählen – er hat kein Herz.«
Nun ja. Ein herzloser Mann. Sie kannte genug davon. Lily seufzte. »Zachary, ich kann dir keinen Rat geben«, sagte sie bedauernd. »Ich liebe meine Schwester, und natürlich wäre ich außer mir vor Entzücken, sie glücklich zu sehen.
Aber ich kann nichts für euch tun.«
»Du könntest mit deiner Familie reden«, bettelte er. »Du könntest dich für Penelope und mich verwenden.«
»Zachary, du weißt doch, dass meine Familie mich verstoßen hat. Meine Worte haben bei ihr kein Gewicht. Ich bin schon vor Jahren in Ungnade gefallen.« »Bitte. Du bist meine letzte Hoffnung. Bitte!«
Lily blickte in Zacharys ängstliches Gesicht und schüttelte hilflos den Kopf. Sie wollte ihm keine Hoffnung machen. Ihre eigene kleine Quelle war versiegt. Da sie nicht ruhig dasitzen konnte, sprang sie auf und ging im Zimmer auf und ab, während er ganz still in seinem Sessel sitzen blieb.
Zachary wählte seine Worte, als habe er Angst, dass eine einzige falsche Formulierung sein Ruin sein könnte.
»Lily, denk doch daran, wie sich deine Schwester fühlt. Versuch dir vorzustellen, wie es für eine Frau ohne deine Stärke und Freiheit ist. Verängstigt abhängig von anderen, hilflos … oh, ich weiß, dieses Gefühl ist dir völlig fremd, aber …«
Sie unterbrach ihn mit ihrem Lachanfall. Lily war stehen geblieben und stand jetzt neben dem mit schweren Vorhängen verhängten Fenster. Sie lehnte sich an die Wand und stützte sich mit einem Bein so ab, dass ihr Knie zu sehen war. Spöttisch sah sie ihn an und schenkte ihm ein ironisches Lächeln. »Völlig fremd«, wiederholte sie.
»Aber Penelope und ich sind verloren … wir brauchen jemanden, der uns hilft, der uns den Weg ebnet den wir zusammen gehen wollen …«
»Gott, wie poetisch.«
»Herrje, Lily, weißt du nicht wie es ist zu lieben? Glaubst du denn nicht an die Liebe?«
Lily wandte sich ab und zupfte an ihren Haarsträhnen. Müde rieb sie sich die Schläfen. »Nein, diese Art von Liebe kenne ich nicht«, erwiderte sie zerstreut. Seine Frage tat ihr weh. Plötzlich wünschte sie, er würde gehen, damit sie seinen verzweifelten Blick nicht länger ertragen musste. »Ich glaube an die Liebe, die eine Mutter für ihr Kind empfindet. Und an die Liebe zwischen Geschwistern. Ich glaube an Freundschaft. Aber dauerhafte romantische Liebe, habe ich noch nie erlebt. Es endet immer alles in Eifersucht Wut Gleichgültigkeit …« Sie wappnete sich, um seinem Blick kühl zu begegnen. »Benimm dich wie alle anderen Männer, mein Lieber. Heirate vorteilhaft, und dann nimm dir eine Geliebte, die dich, solange du sie behalten willst mit all der Liebe versorgt die du brauchst.«
Zachary zuckte zusammen, als habe sie ihn geohrfeigt. Er starrte sie anklagend an, als sei sie eine Fremde. »Zum ersten Mal«, sagte er mit unsicherer Stimme, »kann ich einige der Dinge glauben, die andere über dich erzählen.
Verzeih mir, dass ich hierhergekommen bin. Ich dachte, du könntest uns helfen. Oder zumindest trösten.«
»Verdammt!«, explodierte Lily. Zachary zuckte zusammen, blieb aber sitzen. Erstaunt stellte Lily fest dass seine Not so groß, seine Hoffnung so hartnäckig war. Und sie, gerade sie, verdammt noch mal, sollte verstehen, wie es war, von jemandem getrennt zu sein, den man liebte. Langsam trat sie zu ihm, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und streichelte ihm über das Haar, als sei er ein kleiner Junge. »Verzeih mir«, murmelte sie reumütig. »Ich bin ein selbstsüchtiges Luder.«
»Nein«, erwiderte er verwirrt »nein, du …«
Ach bin unmöglich. Natürlich werde ich dir helfen, Zachary. Ich bezahle immer meine Schulden, und das stand schon lange an.« Mit neu erwachter Energie ging sie im Zimmer hin und her. »Und jetzt lass mich nachdenken …
Lass mich nachdenken …«
Verwirrt über ihren raschen Stimmungswechsel, saß Zachary nur da und beobachtete sie schweigend.
»Ich muss Wolverton kennen lernen«, sagte sie schließlich. »Ich muss die Lage selbst beurteilen können.«
»Aber ich habe dir doch schon gesagt wie er ist.«
»Ich muss mir selber einen Eindruck verschaffen. Wenn ich finde, dass Wolverton weder so grausam noch so schrecklich ist, wie du ihn beschreibst, dann unternehme ich nichts.«
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