Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
hatte Majestät gesehen, dass auch er in ihrem Land wanderte. In den Witterlanden, dem Heidegebiet, dem Revier der fel’Landa, dem Clan, dem auch ihre Mutter angehört hatte.
Und er hatte dort nach jemandem Ausschau gehalten.
Das war noch viel interessanter.
Sie würde es weiter beobachten müssen, vor allem, in welcher Absicht er sich mit einem der Bewohner ihres Reiches traf. Wenn es auch nur den Hauch eines Anscheins gab, dass er spionierte, dass er mit jemandem konspirierte, der Schaden verursachen konnte, dann würde er nicht lange überleben.
Wenn er aber harmlos war oder gar hingebungsvoll wie Gesa – nun, dann würde man sehen.
Vielleicht gab es da sogar Möglichkeiten, ihre derzeit missliche Lage zu verbessern.
Zufrieden mit ihren Schlussfolgerungen drehte sich Majestät auf die andere Seite. Eine Hand legte sich um die Rundung ihres Rückens. Sie schnurrte sich leise in den Schlaf.
23. Der Ohrring
Felis Eltern waren wieder nach China abgereist. Nicht ohne ihr noch einmal ins Gewissen geredet zu haben, ihre Arzttermine einzuhalten und sich über ihre weitere Ausbildung Gedanken zu machen.
Ihre Tante hatte sich allerdings höchst konspirativ verhalten, was den schwarzen Kater anbelangte. Da ihre Mutter keine Haustiere duldete, hatten sie ihn auf den Dachboden gebracht, und erstaunlicherweise hatte er den ganzen Tag lang keinen Mucks von sich gegeben. Er schien auch nicht übermäßig schlecht gelaunt zu sein, als Feli ihn wieder zu sich ins Zimmer ließ. Allerdings unterzog er sich einer ausgiebigen Katzenwäsche, während sie an ihrem PC saß und sich einige Informationen für den Biologieunterricht heraussuchte.
»Na, Kater, alle Flöhe aus dem Pelz entfernt?«, fragte sie, als er fertig war und zu seinem Korb tigerte. Der Hinterlauf schien gut zu verheilen, er humpelte nicht mehr. Allerdings traf sie ein vorwurfsvoller Blitz aus seinen blauen Augen.
»Na gut, keine Flöhe. Aber wir müssen mal über einen Namen für dich nachdenken. Ich kann dich ja nicht einfach Kater nennen.«
Der Kater blieb stehen, drehte sich um und setzte sich aufrecht hin.
»Mhm. Sag mal, irgendwie habe ich den Eindruck, dass du mich verstehst.« Sie stand auf und kniete sich neben ihm nieder. »Darf ich dich streicheln, oder haust du mich dann?«
Er sah sie an, blieb aber ruhig sitzen. Sie brachte ihre Hand vorsichtig in seine Nähe und strich dann versuchsweise über seinen Rücken. Er ließ es sich gefallen. Sie durfte auch seinen Nacken streicheln und ihn ein wenig zwischen den Ohren kraulen. Aber dann hatte er genug und erhob sich.
»Na gut, ein harter Mann steht nicht so auf Schmusen, was? Gut, kümmern wir uns mal um deinen Namen.«
Feli setzte sich wieder an ihren PC, aber sie tippte nichts ein, sondern ihr Blick blieb an der kleinen Statue hängen, die sie aus dem Zimmer ihrer Großmutter an sich genommen hatte.
»Die hier sieht dir ziemlich ähnlich«, meinte sie, und der Kater kam wieder näher. Er sprang auf den Polsterhocker neben dem Schreibtisch und nahm die Haltung der ägyptischen Katze an.
»Aha, ein ägyptischer Name soll es also sein. Nun, dann googeln wir mal.« Feli klickte sich durch ein paar Seiten und murmelte ein paarmal vor sich hin, bis sie etwas Passendes gefunden hatte.
»Ah, hier. Lass mal sehen. Also … Anubis schließen wir wohl aus, der Kerl sieht mir zu sehr nach Hund aus. Und Bastet wollen wir der Göttin überlassen. Was ist mit Penu?«, fragte sie und grinste ihn an. Der Kater schaffte es, äußerst verächtlich in die andere Richtung zu schauen.
»Okay, Maus passt ja auch nicht. Wohl auch nicht Imhotep, der in Frieden kommt, denn du siehst mir wie ein ziemlicher Raufer aus.«
Der Schwanz zuckte.
Feli kicherte. Dann klickte sie weiter.
»Oh, das würde mir gefallen. Shepsi, der Herrliche!«
Wenn ein Kater »Pffft!« sagen könnte, dann hätte er das wohl jetzt getan, fand Feli und musste schon wieder kichern.
»Gefällt dir nicht? Gut, versuchen wir es weiter. Ta-Miut wird dir auch nicht gefallen, ein junges Kätzchen bist du ja nicht mehr. Aber hier, oooch, hier, das gefällt mir. Kater, das gefällt mir richtig. Ich werde dich Nefer nennen. Nefer, der Schöne.«
Rumms!
Der Katerkopf knallte an ihr Knie.
»Hey, was soll das?«
Der Katerleib wickelte sich um ihre Beine. Und ein dröhnendes Schnurren belohnte sie.
»Ich hab’s getroffen, Nefer? Sieht ganz so aus. Uch, komm her, mein Schöner, mein Nefer, mein schwarzer Freund.«
Feli hob ihn hoch. Er stemmte
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