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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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liegen lassen, war sein nächster Gedanke. Er befand sich auf einem Geröllfeld am Fuße der Berge, und mit einiger Mühe trug er im Maul ein paar Steine zusammen, um sie über dem Mann aufzuhäufen.
    Er mühte sich gerade wieder mit einem Brocken ab, als er eine Katze auf sich zukommen sah. Irritiert beobachtete er sie. Irgendwas stimmte nicht mit der. Sie schwankte und humpelte und fiel auf die Schnauze. Kam wieder auf die Pfoten, winkelte das rechte Vorderbein an und hoppelte drei Schritte, winkelte dann das andere Bein an, hoppelte wieder und – fiel auf die Schnauze. Es war sowieso ein ungewöhnliches Tier, fand Finn. Der Pelz schimmerte in allen Braunschattierungen von fast schwarz bis rot. Eine Hinterpfote jedoch war hell, und um den Hals zog sich ebenfalls ein fast weißer Streifen, der sich unter dem Kinn verbreiterte. Es sah aus wie eine Halskette mit Anhänger. Außerdem war diese Katze ziemlich rundlich um die Mitte. Finn fragte sich, ob sie verletzt oder einfach betrunken oder gedopt war. Wieder kam sie angewankt, sah ihn, stolperte und – fiel auf die Schnauze.
    Sie sah aus waldseegrünen Augen zu ihm auf und kicherte.
    »Klappt nicht. Passgang auf drei Beinen, mein ich. Hat so Tücken, ne?«
    »Äh.«
    Finn fiel der Stein aus dem Maul.
    »Wollt ich’s mal ausprobieren. Kommst du zurecht?«
    »Äh – nein.«
    »Liegen Steine ziemlich schwer im Magen, ne?«
    »Wollt ich nicht ausprobieren. Es ist nur, weil …« Er wies mit der Nase auf den halb zugedeckten Toten. Die Katze kam näher, jetzt in ganz normaler Gangart.
    »Oh, ein totes Menschel. Hast du umgebracht?«
    »Nein, nein, um Gottes willen.«
    »Wär auch nicht gut. Die sind kostbar.«
    »Kostbar.«
    »Ah, du bist nicht von hier. Bist du Mitbringsel, ne? Von den drei Narren.«
    »Mitbringsel?«
    Finn schüttelte den Kopf. Er wurde langsam zum Einwort-Echo. Was nicht eben auf geistige Überlegenheit deutete.
    Wieder kicherte die Katze, dann stupste sie mit ihrer Nase an seine.
    Finn machte einen Satz rückwärts.
    »Ooch, wollt ich dich nur nett begrüßen.«
    »Äh – ja. ’tschuldigung.«
    »Ich bin Che-Nupet. Und du?«
    »Finn. Wo sind Sem, Pepi und Ani?«
    »Schieben Dienst. Hungrig?«
    »Ich hab … ich hab ein Kaninchen und so.«
    »Ah, gut. Kümmern wir um das hier, ne?«
    Che-Nupet ging an ihm vorbei und besah sich den Toten. Schnupperte an ihm, schob noch ein paar Steine zur Seite und blieb dann mit offenem Maul sitzen. Es sah ziemlich dümmlich aus, fand Finn, aber er traute sich nichts zu sagen. Diese dicke Katze schien nicht sehr helle zu sein.
    »Mhm«, sagte sie dann. »Mhm! Komisch.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Geflehmt.«
    »Ge – was?«
    »Kannst auch. Musst du durch den Mund atmen. Schmeckt man mehr Geruch.«
    »Ah so. Und was hast du geschmeckt?«
    »Panther.«
    Grelle Panik flammte in Finn auf. Er hörte sich schon wieder echoen: »Panther?«
    »Leben hier in den Bergen. Haben Wohnrecht, aber keinen Einfluss, ne.«
    »Ja, das sieht man.«
    »Das ist was anderes. Keine Angst, Raubkatze ist weg. Hast du noch mehr Menschel gesehen?«
    »Nein, keine Menschen hier.«
    »Nicht Menschen, ne. Das hier ist Menschel.«
    »Ist mir egal, ich werde ihn jetzt trotzdem begraben.«
    »Ja, gut. Helfe ich dir. Machen die das so, mit ihren Toten, ja?«
    Che-Nupet erwies sich als sehr geschickt, lose Steine mit den Pfoten zu ihm zu rollen, sodass er sie nur aufnehmen und über den Toten legen musste. Dann war er bedeckt, und Finn setzte sich neben den Steinhügel. Die Kätzin sprang ohne Abschied davon, und er wollte sich gerade darüber ärgern, als sie zurückkam und ihm ein Kaninchen vor die Pfoten legte.
    »Teilen wir uns, ja?«
    »In Ordnung.«
    »Hast du den ersten Biss.«
    Da er sich dabei noch immer ziemlich dämlich anstellte, nahm er es ihr nicht übel, als sie kopfschüttelnd eingriff und ihm zeigte, wie man das Tier mit der Kralle aufschlitzte.
    »Ja, das scheint praktisch«, meinte er und nahm den ersten Bissen. Dann überließ er das Tier ihr. Erstaunlicherweise nahm sie nur einen zierlichen Happen.
    »Muss ich auf meine Figur achten. Nimm den Rest.«
    Finn fraß weiter, dann putzte er sich, wie er es gelernt hatte, ordentlich Pfoten und Gesicht.
    »Diese Menschel …«, begann er.
    »Menschel leben wild dort unten im Scharrwald. Andere sind Haustiere bei Katzen, ne. Wie Katzen bei euch. Wir brauchen sie.«
    »Hände, ich weiß.«
    »Ja, Ringe und Kopftücher und die Lauben und so. Braucht vor allem der Hofstaat sie. Der

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