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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bestanden haben, aber er hat eigentlich keinen hohen Status.«
    »Dritte Prüfung?«
    »Erkennt man daran, dass jemand einen der Alten Namen trägt.«
    »Immer diese Halbheiten. Erklär mir doch mal einer, was das nun wieder zu bedeuten hat.«
    Eine Weile schwieg Sem, offensichtlich schlecht gelaunt. Dann aber grummelte er: »Es ist blamabel für uns, dass wir noch immer die Kindernamen führen müssen.«
    »Wer?«
    »Ani, Pepi und ich. Wir sollten eigentlich mit der bestandenen Vorprüfung einen Erwachsenen-Namen erhalten, aber dann haben wir ja Mist gemacht. Weil wir dich mitgeschleppt haben.«
    »Fair war das auch nicht.«
    »Nein, war’s nicht. Jetzt müssen wir ein Jahr warten, bis wir die nächste Chance haben.«
    »Und dann?«
    »Bekommen wir einen sprechenden Namen. So wie Nefer oder Sheba oder so. Erst danach werden wir zur ersten Prüfung zugelassen.«
    »Aha. Und was ist man dann?«
    »Dann bekommt man die ersten Aufgaben, die man selbstständig lösen muss. Und bereitet sich auf die zweite Prüfung vor. Wenn man die bestanden hat, gehört man schon zum Rat. Und nach der dritten erhält man von dem Weisen oder der Königin einen der Alten Namen und gehört zu den Würdenträgern.« Und düster fügte Sem hinzu: »Werd ich wohl nie schaffen. Mir liegt das Lernen nicht so.«
    »Ist nicht viel anders als bei uns, Sem. Nur dass wir keine Namen, sondern Titel verliehen bekommen. Ich hab auch gerade eine Prüfung bestanden. Nennt sich Abitur.«
    »Und was machst du damit?«
    »Weiterlernen. Meine Mutter will, dass ich Jura studiere – Gesetze und Rechtswesen.«
    »Trockener Scheiß!«
    »Mhm.«
    »Kannst du auch was anderes machen?«
    »Eine ganze Menge. Aber ich weiß nicht, was. Ich wollte vielleicht Soldat werden.«
    »Soldat?«
    »Krieger.«
    »Das ist doch nicht schlecht. Machen hier viele.« Und wieder grinste Sem. »Wir raufen halt gerne.«
    »Scheint mir auch so.«
    Finn hatte schon einige Erfahrungen darin gesammelt; kaum ein Patrouillengang lief ohne eine Auseinandersetzung ab. Die Clan-Katzen forderten sie gerne heraus, indem sie ihre Reviergrenzen verletzten.
    »Nefer hat also seine Vorprüfung bestanden?«, wollte er aber jetzt wissen.
    »Nefer, der Streber, hat sogar die erste schon bestanden und wollte als zweite Prüfung die Königin und das Ankh zurückbringen. Hat er aber jetzt wohl versemmelt.«
    »Er kann doch beim nächsten Vollmond zurückkommen.«
    »Kann er. Hoffentlich tut er es auch. Und zwar mitsamt der Königin.« Wieder wurde Sems Miene düster. »Ich mag nicht der Gelehrteste sein, Finn, aber irgendwas schmeckt mir in der letzten Zeit nicht. Irgendwie sind die Jungs bösartiger mit ihren Bemerkungen geworden.«
    »Und die Menschel sind auch abgehauen.«
    »Könnte damit zusammenhängen.«
    »Und die, die wir eben verscheucht haben, waren auch nicht eben gut auf uns zu sprechen, wenn man ›Böskatz‹ richtig deutet.«
    »Haben die das gekreischt? Verstehst du die?«
    »Irgendwie so ein bisschen. Ist aber eine komische Sprache. Sozusagen rudimentär.«
    »Ah, rudimentär.«
    Finn war sich nicht ganz sicher, ob Sem das verstanden hatte, also sagte er nichts weiter dazu. Sie trabten schweigend durch die Nacht, die ein fingernageldünner neuer Mond beschien.
    Zwei Jungkatzen kreuzten ihren Weg und mussten über die Reviergrenze zurückgeschickt werden. Einmal wurden sie aus dem Hinterhalt mit Steinen beworfen und lehrten daraufhin einer weiteren Gruppe bemalter Menschel mit Fauchen und Grollen das Fürchten, fanden ein paar beleidigende Duftmarken, die sie mit gleichermaßen beleidigenden Antworten überdeckten, und machten sich in den frühen Morgenstunden hungrig auf die Jagd. Der Fluss war reich an Fischen, und nach zwei fetten Forellen legten sie eine Ruhepause ein.
    Finn erwachte, weil ein betörender Duft seine Nase umspielte. Nicht nach Futter, sondern nach – oh, Mann – nach Weib!
    Und da saß sie auch schon. Eine schlanke beigebraune Katze mit einem braun und schwarz gestreiften Kopftuch, die ihn mit ihren großen grünen Augen unergründlich ansah. Dann erhob sie sich, drehte sich um und streckte den Schwanz nach oben.
    Gott!
    Finn stand auf und folgte ihr.
    »Lass es, Finn!«, fauchte Sem.
    Er stellte sich taub. Die Kätzin schaute über ihren Rücken zu ihm und gurrte leise.
    »Finn, lass sie gehen!«
    Völlig taub! Nur dieses Weib zählte. Er schlich sich näher. Der Duft war berauschend. Noch nie hatte eine Frau ihn dermaßen eingeladen, sich ihr zu nähern.
    Sie

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