Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
einen anderen Durchgang geben.«
»Gibt es. Ich muss einen Plan machen.«
Damit war er aufgestanden und hatte noch ein paar Pfützchen am Dolmen hinterlassen.
»Silvester kriegt die Krise, wenn der das riecht«, murrte er leise.
»Silvester?«
»Der Waldkater.«
»Ah.«
»Nach Hause. Bitte.«
»Oh, aber gerne, mein höflicher Kater.«
Der Plan, den Nefer und sie gemacht hatten, beinhaltete einen Plan – ebenjenen, den sie gerade zeichneten. Denn auch wenn der eigensinnige Kater sich zunächst widersetzt hatte, so hatte ihm schließlich doch eingeleuchtet, dass er weder mit dem Ankh zwischen den Zähnen alleine zurückkehren noch das Ankh bei Feli lassen konnte.
Und Felina wollte mit.
Zumal sie absolut keine Lust hatte, sich dem Vorschlag ihrer Tante zu beugen und während der Ferien mit einer Horde Zehn- bis Zwölfjähriger unter Nathan Walkers Aufsicht durch den Forst zu krauchen.
»Es ist aber gefährlich für dich, Felina. Viel gefährlicher, als Waldspaziergänge mit dem Förster zu machen.«
»Meine Großmutter war auch dort.«
»Und es ist sehr anders als hier.«
»Meine Großmutter war auch dort.«
»Und das Essen ist auch anders.«
»Meine Großmutter war auch dort.«
»Warme Duschen und Toiletten gibt’s da nicht.«
»Meine Großmutter war auch dort.«
»Deine Argumente sind ziemlich eintönig.«
»Aber wirksam. Also, was muss ich alles wissen?«
Sie hatten den Plan des Landes Trefélin gezeichnet, und nun brütete Nefer über dem Problem, wie sie dorthin gelangen konnten.
»Eine offene Übergangsstelle würde ich finden, wenn ich den Ohrring tragen würde. Aber dann verstehst du mich nicht. Ich weiß nicht, ob du dieses Sirren auch hören würdest.«
»Vielleicht ja. Aber ich kann doch nicht tagelang durch die Gegend streifen und auf das Sirren lauschen. Wer weiß, wo sich so ein Einschlupf befindet? Das kann doch Kilometer von hier entfernt sein. Es muss doch noch andere Anhaltspunkte geben, Nefer. Sind es immer Dolmen oder so was?«
»Nein, nein. Ich kenne zwei andere. Einer liegt in einem anderen Land, mehr im Süden, ziemlich menschenleer und staubig. Dort gibt es eine alte Katakombe. Der andere in einer großen Stadt in einem Autokeller.«
»Du weißt nicht, in welcher Stadt?«
»Doch, in Köln. Da, wo die alte Wasserleitung der Römer ins Dom-Parkhaus mündet.«
»Schräg! Da könnten wir schon noch hinkommen. Das ist nur eine knappe Stunde Bahnfahrt.«
»Wann? Wir müssen es vorher prüfen. Nicht, dass das auch versiegelt ist.«
»Bist du bereit, dich in einer Tasche tragen zu lassen? Bahnfahren und Bahnhöfe und Städte und Verkehr – da gerät eine kleine Katze schnell unter die Räder.«
»Mhm – wenn es sein muss.«
Feli hob den sich sträubenden Kater hoch und drückte ihn an sich.
»Nefer, mein Schöner, ich will dich nicht verlieren.«
»Mhrrrr.«
»Siehst du?«
»Du bist ganz schön eigensinnig für ein Menschenweibchen«, grummelte er und schmiegte sich an sie.
Feli setzte ihn vorsichtig auf dem Schreibtisch ab.
»Nefer«, sie drückte ihre Stirn an die seine, »ich bin immer so ein Schissermädchen gewesen. Aber seit du bei mir bist, geht es mir so viel besser.«
Eine Weile hielt der Kater seinen Kopf an den ihren gedrückt, dann brummte er: »Wann fahren wir?«
»Morgen, ja?«
»Gut. Und was wirst du deiner Tante erzählen, wenn der Eingang frei ist?«
»Oh, wann würden wir gehen?«
»Bei Silbermond. In zwei Wochen.«
»Prima, da haben die Ferien schon angefangen. Dann muss ich ja jetzt nur noch eine Reise planen. Am besten etwas, wovon Iris hellauf begeistert ist. Und wo ich nicht jederzeit erreichbar bin. Zumindest wohl einen Monat lang nicht.«
»Dabei kann ich dir nicht helfen, Feli.«
»Aber der hier«, Felina klopfte auf den Bildschirm. »Wandern oder, noch besser, eine Trekkingtour, nicht zu anstrengend, mit Gleichaltrigen – das wird sie überzeugen. Sie will ja immer, dass ich selbstständig werde.«
Einige Stunden später hatte Felina einige passende Angebote gefunden, Anfragen abgeschickt und Antworten bekommen. In zwei Gruppen gab es noch freie Plätze. Mit den Unterlagen suchte sie ihre Tante auf und erklärte ihr, was sie vorhatte. Es gab ein paar Bedenken auszuräumen, aber schließlich beugte Iris sich ihren eigenen Argumenten.
»Gut, ich kann verstehen, dass die Junior-Ranger zu jung sind und dass du nicht in meinen Wandergruppen begluckt werden willst. Dieser Anbieter ist seriös, ich kenne die Leute. Also mach,
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