Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
etwas ein, das ihr durch einen Zufall klar geworden war, etwas, das Che-Nupet ebenfalls nicht offenbaren wollte. Es gab da eine Verbindung zu Nathan, dem Förster.
Versonnen kraulte Feli weiter und fing leise an zu erzählen.
»Weißt du, seit wir zurückgekommen sind, hat Finn, glaube ich, endlich zu sich gefunden. Ich fand ihn früher ziemlich lästig und ungehobelt. Und er war mit ein paar Prolls zusammen, die ich widerlich fand. Mit denen trifft er sich jetzt nicht mehr. Dafür hat er mit Nathan geredet, und der bildet ihn jetzt aus. Er vertraut ihm, denke ich, denn Finn hält jetzt Wache über die Waldkatzen, solange Nathan in Kanada ist.«
»Ist nicht hier?«
»Nein, Nathan musste wegen einer Familiensache verreisen.«
Che-Nupets Kopf sank auf ihre ausgestreckten Vorderpfoten, und sie schnurrte leise. Feli streichelte sie.
»Tut so weh, ne«, kam das hauchzarte Wispern.
»Ja, Liebe kann so weh tun.«
Felis Herz zog sich zusammen. Es gab keine Chance für diese unerfüllbare, schmerzliche Liebe zwischen Kätzin und Mann, das war ihr bewusst. Etwas unsagbar Tiefes verband Nathan und Che-Nupet, etwas, das Feli nur erahnen konnte. Sie hätte beiden gerne geholfen, aber das lag außerhalb ihrer Möglichkeiten. Immerhin, in diesem Augenblick fiel ihr ein, wie sie Che-Nupet vielleicht aufheitern konnte. Sie erhob sich von ihrem Bett und zog eine Schublade im Kleiderschrank auf.
»Schau, Che-Nupet, das habe ich gut aufgehoben«, sagte sie und zeigte das rotbraune, goldbestickte Kopftuch vor, das die Katze ihr geschenkt hatte. »Es hat schon sehr große Bewunderung erfahren.«
Che-Nupet setzte sich auf, und ihr Schwanz peitschte erfreut.
»Du hast behalten, ja? Angezogen, ja? An mich gedacht, ja?«
»Oh ja, alles. Und – weißt du, weil ich immer gehofft habe, dass wir uns wiedersehen, habe ich noch etwas getan. Schau mal. Das habe ich für dich gefunden.«
Feli breitet mit Schwung ein großes Seidentuch aus. Handbemalt war es, mit unzähligen blauen Schmetterlingen, und sehr sorgfältig hatte Feli auch die vier Löcher gesäumt, durch die die Ohren einer großen Katze passen mussten.
Che-Nupet sprang auf und warf sich auf das Tuch. Wälzte sich darauf und schnurrte, dann setzte sie sich aufrecht hin und schaute Feli mit ihren waldseegrünen Augen an.
»Hast du gemacht? Für mich?«
Um ihre Ohrenspitzen und Schnurrhaare funkelte es.
Fasziniert betrachtete Feli die glitzernde Katze.
»Ist so, wenn ich mich freue, ne. Soooo freue!«
Feli lachte und fuhr Che-Nupet über den Kopf. Es prickelte in ihrer Hand, und sie kicherte.
»Wird dir gut stehen, ne?«, sagte sie.
»Mach mal um!«
Che-Nupet sprang auf den Boden, reckte sich kurz und saß in ihrer wahren Größe, der eines Tigers, vor Feli. Die faltete das Tuch so, dass sie es ihr nach Pharaonenart um den Kopf binden konnte. Dann wies sie auf den Wandspiegel.
»Da!«
»Hübsch!«
»Oh ja, Schnuppel.«
»SCHNURRRRRRR!«
Nach diesem Abend war Che-Nupet auch bereit, das Haus zu verlassen, und als Feli am Nachmittag aus der Tierarztpraxis zurückkam, wurde sie Zeugin eines denkwürdigen Kämpfchens. Chipolata, Fell gesträubt, fauchend und spuckend, stand vor der schwankenden Che-Nupet, die die rechte Vorderpfote angewinkelt hielt, so, als ob sie verletzt sei. Ein Auge hatte sie ebenfalls geschlossen. Feli wollte schon eingreifen, als ein leises »Nicht!« sie davon abhielt. Chips Flaschenbürstenschwanz zuckte, sie machte einen Ausfall. Che-Nupet hoppelte zur Seite. Chip hinterher, die Krallen gespreizt. Che-Nupet fiel auf die Schnauze, bekam einen Kratzer ab und raffte sich taumelnd wieder auf. Beide Katzen starrten einander an. Durchdringendes Geheul drang aus Chipolatas Kehle. Che-Nupet brummte leise. Dann schoss die Schwarze vor. Che-Nupet fiel um. Mit Gekreisch verkündete Chip ihren Sieg.
Che-Nupet stand auf, setzte die angewinkelte Pfote fest auf den Boden und machte auch das Auge wieder auf. Mit aufgerichteten Ohren drehte sie sich um und schlenderte zu Feli.
Chips Geschrei endete abrupt.
»Hat sie was gelernt, ne.«
»Offensichtlich. Man sollte seinen Gegner nie unterschätzen, meinst du? Übersetzt du mir, was sie zu dir gesagt hat?«
»Mach ich nicht. Bist du noch zu jung für.«
»Oha.«
Che-Nupet schnüffelte an Feli.
»Kranke Katze, ja?«
»Die letzte Patientin. Sie hatte Schnupfen. Jetzt geht es ihr besser.«
Als Feli die Haustür aufschloss, kam auch Pu-Shen angewuselt, drängte sich an der Kätzin vorbei an ihr Bein und
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