Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
weichem Humus und alten Blättern zu, und Feli pflanzte wilde Veilchen auf die Stelle.
Die ersten Regentropfen fielen, als sie fertig waren, und gemeinsam gingen sie zum Forsthaus zurück.
»Finn, ich hab Angst«, sagte Sem, als sie sich zu Bier und Sahne zusammensetzten. »Ich will nicht noch mal in so eine Zelle und irgendein Zeug einnehmen, das meine Zunge verknotet.«
Finn nickte. Er wusste, wie grässlich es für eine Katze war, eingesperrt zu sein.
»Nein, das sollst du nicht. Ich verstehe nicht, warum die überhaupt auf dich gekommen sind.«
»Kann es sein, dass sie nur nach Angehörigen gesucht haben, Finn?«, warf Feli ein. »Irgendjemand wird schon gewusst haben, dass sie befreundet waren.«
»Möglich. Oder Rudi hat ihnen einen Tipp gegeben. Er macht sich mit solchen Sachen gerne wichtig. Okay, Sem, wir finden heraus, was die Polizisten bei dir wollten. Und so lange sehe ich zu, dass du dich verstecken kannst. Nathan hat ein kleines Zelt und Campingsachen hier. Das Leben in der Wildnis ist dir ja nicht fremd.«
Sem grinste.
»Wär gut, wenn du einen Wandelring hättest«, meinte Feli plötzlich. »Als Katze würde dich niemand suchen.«
»Hat er keinen. Hatte keiner einen, ne«, sagte Che-Nupet.
»Wie konnte sich Seba denn dann verwandeln?«
»Ist sie gestorben, ne. Löscht Willen aus.«
Es durchfuhr Finn wie ein Feuerstrahl.
»Der Ring!«, keuchte er.
»Ja, ist weg. War auch nicht da. Hab ich geguckt, ne.«
25. Verdächtigungen
Finn hatte Feli und Che-Nupet nach Hause gefahren, wollte sich dann aber weiter um Sem und die beiden Kater kümmern. Iris stellte ihr schweigend einen Teller Suppe hin und strich ihr einmal über die Haare.
Feli seufzte. Sie hätte ihrer Tante gerne mehr erzählt. Von der Katze, die sie begraben hatten, von Finns Trauer, von dem Land, aus dem Seba und Tija stammten. Aber sie hätte ihr nicht geglaubt. Sie glaubte ohnehin nur das, was sie sah, anfassen, riechen und hören konnte. Zu Pu-Shen und Che-Nupet war sie freundlich, aber für sie waren es Tiere, keine Persönlichkeiten.
»Hast du eigentlich etwas von Nathan Walker gehört, Iris?«, fragte Feli, um sich von ihren trüben Gedanken abzulenken.
»Er hat auf meine Mails geantwortet, ja. Aber wir haben uns nur über die Wandertouren ausgetauscht.«
»Du weißt nicht, wann er zurückkommt?«
»Doch. Nächste Woche. An welchen Tag hat er aber nicht geschrieben.«
»Gut. Das wird Finn auf andere Gedanken bringen.«
»Warum?«
»Eines der Mädchen, das gestern umgekommen ist, war seine Freundin.«
»Ach herrje. Ach je. Ach … ich dachte, du …«
»Ich weiß, was du gedacht hast. Ist aber nicht so. Wir sind Freunde, ja, aber in sie war er verliebt.«
Iris setzte sich zu ihr an den Tisch.
»Was für ein unsinniger Tod«, seufzte sie. »Ich hoffe, man findet bald heraus, was zu dem Unglück geführt hat.«
»Ein Anschlag, Iris. Kein Bus explodiert einfach so mitten auf der Straße. Ich werde sehen, ob ich Tija nachher im Krankenhaus besuchen darf.«
»Ja, tu das. Kommst du zurecht, Feli?«
»Ja, Iris. Ist okay. Du musst mich nicht betutteln.«
»Dein Herz?«
»Dem geht es blendend. Ach ja, wenn du mir wirklich einen Gefallen tun möchtest, dann berichte meinen Eltern nichts von der Sache.«
Ihre Tante nickte und stand auf.
»Ich habe noch eine Projektbesprechung. Bin heute Abend zurück.«
Als sie das Haus verlassen hatte, sprang Che-Nupet auf den Küchentisch.
»Müssen wir reden.«
»Ja, das müssen wir. Du hast es auch bemerkt, nicht? Der Ring ist weg.«
»Abgemacht, ja.«
»Und jemand hat Seba danach vergraben.«
»Hat wer gewusst, ne?«
»Es gibt Leichenfledderer, die sich an einer solchen Unfallstelle herumtreiben. Ein goldener Ohrring könnte jemandem aufgefallen sein. Schmuck wird gerne geklaut.«
»Wird. Aber vergraben danach?«
»Ein anderer, mitleidiger Typ?«
»War nur einer.«
»Woher weißt du das?«
»Riech ich, ne.«
»Ja, das könnt ihr besser als ich. Also einer oder eine hat einer toten Katze den Ring aus dem Ohr genommen und sie unter dem Gebüsch vergraben. Entweder weiß derjenige nicht, was er sich damit eingehandelt hat und wird beizeiten eine Überraschung erleben, oder er wusste es. Was meinst du, Schnuppel?«
»Mein ich, wusste er.«
»Oder sie? Vielleicht auch eine Frau.«
»Musst du erinnern. Wer war da?«
»Unheimlich viele Leute, meistens Männer. Sanitäter, Ärzte, Polizei, Feuerwehr, andere Autofahrer …«
»Haben alle nach Menschen geguckt, ne.
Weitere Kostenlose Bücher