Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
…«
»Identifiziert. Finn, wir müssen Seba finden. Unbedingt. Sie trägt einen Ring im Ohr. Der muss zurück nach Trefélin.«
Finn rieb sich die noch feuchten Haare.
»Mist, daran habe ich gar nicht gedacht.«
»Ich auch nicht, aber Che-Nupet.«
Die Katze saß auf dem Fensterbrett und starrte hinaus. Dann drehte sie sich um.
»Müsst ihr hinfahren, ne. Komm ich mit. Weiß ich, wie Seba aussieht. Weiß Finn, wie sie riecht.«
Wieder überschwemmte ihn eine Woge der Trauer, und er drückte seine Handballen an die Augen.
»Ich kann auch mit Che-Nupet alleine hinfahren. Oder wir nehmen Sem mit«, schlug Feli vor.
»Nein, ist schon in Ordnung. Ich leihe mir Nerissas Auto aus.«
Wieder verhielt sich seine Mutter unerwartet friedfertig. Zwar musste er sie erst zur Redaktion fahren, dann aber hatte er das Auto den ganzen Tag zur Verfügung. Um zehn stieg Feli ein, Che-Nupet hopste auf ihren Schoß.
»Mag ich fahren, ja. Nicht in Korb.«
»Wie du willst.«
Trotzdem fühlte sich Finn nicht ganz wohl dabei, die Katze mitzunehmen. Sie war ein eigenartiges Wesen, manchmal war sie ihm sogar unheimlich. Ani und Pepi benahmen sich weit kätzischer. Sie waren schwarze Raufbolde mit guten Jagdinstinkten, Chipolata nicht unähnlich.
Feli wies ihm den Weg zu der Unfallstelle, die inzwischen geräumt war. Der Verkehr auf der Straße war mäßig, der Berufsverkehr inzwischen abgeflaut. Finn parkte den Wagen auf dem Seitenstreifen und schaltete die Warnblinkanlage ein. Feli stieg mit Che-Nupet auf dem Arm aus, er folgte ihr.
Als er an die Stelle kam, wo das Erdreich aufgerissen und verbrannt war, wehte ihn Eiseskälte an, und er erschauderte.
»Hier!«
»Ja, hier. Da unten habe ich Tija gefunden. Sie saß im Bus bestimmt neben Seba. Wenn sie herausgeschleudert worden ist, könnten wir sie hier in der Nähe finden.«
»Ja.«
Der süße Geschmack war wieder auf seinen Lippen, und die Kälte verflog. Er musste tun, was getan werden musste.
»Lässt du mich runter«, sagte Che-Nupet hinter ihm, und Feli ließ sie auf den Boden springen. Die Katze setzte sich aufrecht hin, schloss die Augen und öffnete ihr Mäulchen. Sie sah wieder einmal selten dämlich aus. Finn ignorierte sie und blickte sich um. Nein, nicht alle Spuren des Unglücks waren beseitigt. Ein zerrissenes Kopftuch hatte sich in den Ästen eines Busches verfangen, ein blutiger Schuh fand sich zwischen Grasbüscheln. Vor allem aber roch es. Nach verbranntem Gummi, Benzin und … Finn schauderte und verfluchte seinen übersensiblen Geruchssinn. Es roch nach Tod. Er schloss die Augen, und die Bilder überwältigten ihn.
»Finn, Finn, komm zurück!«
Feli rüttelte an seiner Schulter. Erst wollte er sie abwehren, dann aber sah er wieder hin.
»Verdammte Fantasie«, murmelte er.
»Ja, ich weiß. Es war nur entsetzlich, als es passierte. Aber lass uns Seba suchen. Che-Nupet sagt, sie war eine weiße Katze mit roten Ohren und rotem Schwanz.«
»Sie war eine wunderschöne Frau mit weißer Haut und roten Haaren.«
»Ja, Finn, das war sie auch. Doch vermutlich müssen wir nach der Katze suchen.«
Er nickte.
»Musst du erinnern, Finn, ja? Wie Fährten, ne.«
»Wir nehmen uns oben den Seitenstreifen und die Böschung vor, bleib du hier unten«, meinte Feli und verschwand mit Che-Nupet.
Er nickte noch einmal und suchte zunächst mit den Augen die Umgebung ab. Ein Feld mit grünem Getreide lag neben der Straße, nicht weit entfernt zog sich ein Feldweg entlang, führte auf ein Gehöft und Stallungen zu. Vielleicht, nur ganz vielleicht hatte Seba tatsächlich als Katze überlebt. Dann würde sie hier ein gutes Versteck finden. Also schärfte er seine Sinne und schritt unterhalb der Böschung die Unfallstelle ab. Es gab Spuren aller Art. Die der Menschen ignorierte er und konzentrierte sich auf die tierischen. Aus dem Feld waren einige Kaninchen vorbeigekommen, irgendwann hatte ein Hund sein Bein an einem Grenzstein gehoben, Maulwürfe und Mäuse bevölkerten den Boden – Katzenfährten jedoch fand er nicht. Er war schon fast bis zu dem Feldweg gelangt, als er Feli rufen hörte. Sie stand wieder unten an der Böschung, wo niedriges Gestrüpp wuchs, und wedelte mit den Armen.
Sie hatte offensichtlich etwas gefunden. Er eilte zu ihr.
Che-Nupet saß neben einem Busch, sie hatte altes Laub weggescharrt, der Boden war ein wenig aufgekratzt.
»Wir brauchen eine Schaufel«, sagte Feli.
»Glaubt ihr, dass ihr sie hier gefunden habt?«
»Glaub ich. Musst du
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