Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
und kriegt raus, dass sie mit dem Bus zum Casting gefahren werden. Er beschafft sich Sprengstoff, bringt ihn zur Explosion und nimmt einen Ring an sich. Er muss also etwas von Sprengstoff und Zündern verstehen. Lernt man das in Trefélin, Che-Nupet?«
»Nö, lernt man hier, ne.«
»Von wem?«
»Der was weiß?«
»Ja, klar.«
»Finn, deine Schlussfolgerung ist gut«, mischte sich Feli ein, und er fühlte sich ein bisschen ernster genommen. Diese Katze konnte einen ja so runterziehen mit ihren dämlichen Äußerungen.
»Er muss sie beobachtet haben, ohne dass sie es gemerkt haben«, sinnierte er weiter.
»Tija hat nichts darüber gesagt, dass sie sich verfolgt gefühlt hätten. Aber wir können sie noch mal fragen.«
»Ja, mach das. Aber warum überhaupt den ganzen Aufwand?, frage ich mich. Einen Bus zu sprengen – ein Mann hätte den Mädchen auch auf andere Weise den Ohrring abnehmen können.«
»Versuch’s!«, sagte Feli, und ihre Augen glitzerten.
»Nein. Aber ich hätte Seba …« Er schluckte hart. Sie hatte in seine Arme gekuschelt geschlafen. Er hätte gar keine Gewalt anwenden müssen.
»Wollte er drei Ringe, ne?«
»Wofür? Oder wirken drei zusammen besser?«
»Nö.«
»Er braucht einen Ring oder zwei für einen anderen. Sind möglicherweise mehrere Katzen hier, Che-Nupet? Du weißt doch, wer durch die Grauen Wälder geht.«
»Weiß ich. Ist einer.«
»Warum sagst du das denn jetzt erst?«
»Hast du nicht gefragt, ne. War aber klug, die Frage, ja, ja.«
Felis Stimme wurde tonlos, als sie wissen wollte: »Der Namenlose – kann er hier als Mensch auftreten?«
»Hat er Ring? Vielleicht?«
»Wo ist Shepsi?«, entfuhr es Finn.
»Ist er weg. Find ich nicht.«
»Er könnte hier sein. Er hatte einen Ring, als er geflohen ist.«
»Seid ihr klug, ne.«
»Er hasst und verachtet die Menschen.«
»Eben.«
»Aber er kennt sich hier aus. Und wenn er als Mann ebenso schmierig charmant ist, wird er sich auch Freunde machen.«
»Er hat kein Geld, keinen Ausweis, keine Wohnung …« Feli sprang auf und schlug sich mit der Hand an den Kopf.
»Schnuppel, frag Pu-Shen, wo er damals herumgestreunt ist. Er weiß schon, im März, als wir ihn drei Tage vermisst haben.«
Che-Nupet stupste den Kater auf Finns Schoß an und maunzte ihm etwas ins Ohr. Das zuckte, und der Kleine öffnete die Augen. Beide Katzen sahen sich schweigend an.
»Na los, frag ihn endlich«, forderte Finn.
»Psst, Finn, das tut sie doch gerade.«
»Wie? Was?«
»Sie kann das, vertrau ihr.«
»Kann ich. Ist Pu-Shen unglücklich, ne. Wollte nicht von dir weg. Aber hat der Mann ihn verstanden. Besser als Feli. Ist er mitgegangen, wegen Leckerchen, ja, ja. Wollte er eine Weile bei ihm bleiben.«
Feli kniete sich vor Finn, auf dessen Schoß noch immer der kleine Kater saß, und streichelte das Tier. »Ist nicht schlimm, Pu-Shen. Ich bin dir nicht böse. Schnuppel, sag ihm, dass ich ihn lieb habe.«
»Weiß er, ne. Mag dich auch. Will dir helfen. Frag ich weiter, ne. Auch Chip.«
Während die Katzen ihre eigene Art von Kommunikation begannen, dachte auch Finn nach. Und je mehr er zusammentrug, desto mulmiger wurde es ihm. Dann berichtete Che-Nupet wieder.
»Sagt Pu-Shen, war der Mann gar nicht alt, aber zottelige Haare, ziemlich lang, keinen Bart. Hatte sein Revier auf der Straße, ne. Streuner, ja, ja. Kamen Frauen und wollten helfen. Aber nicht mit Kater. Ist er weggelaufen, wollte nach Hause.«
»Ein menschlicher Streuner – ein Obdachloser also. Vermutlich haben diese ›Helfenden Hände‹ sich um ihn gekümmert«, meinte Feli nachdenklich.
Finn nickte.
»Das haben sie, und so wird ein Schuh draus. Wenn unser Verdacht stimmt, Feli, dann ist dieser Obdachlose Shepsi. Und – na prima – diese Gutmenschen haben ihn dann mit allem Notwendigen versorgt.« Finn hob Pu-Shen von seinem Schoß und begann in dem kleinen Zimmer umherzugehen. »Und irgendwie stecken die bei diesem Anschlag mit drin«, stieß er dann hervor.
»Wie denn das?« Feli sah ihn entsetzt an.
»Mein Vater hatte mich heute Abend zu einer Pizza eingeladen. Und natürlich haben wir über das Unglück gesprochen. Feli, er ist völlig durchgeknallt. Oder steht unter Drogen. Oder er trinkt. Er sagt, das sei ein Wink Gottes gewesen.«
»Was bitte?«, entfuhr es Feli, und er gab seine Unterhaltung mit Kord wieder.
»Das ist ja der Hammer. Finn, die sind ja bescheuert. Wir müssen das der Polizei melden.«
»Ja, aber wird man uns glauben? Immerhin sind wir
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