Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Strecken.«
»Kennen Vögel wenig Gefühle, ne. Sind anders.«
»Ja, sieht so aus.«
Den restlichen Weg gingen sie langsam weiter, überquerten den Grenzfluss an einer schmalen Stelle und befanden sich auf der Anhöhe, von wo aus sie über die Witterlande blicken konnten.
Feli war beeindruckt. Die Heide blühte. Rosa, lila, dunkelviolett. Ginsterbüsche loderten in hellem Gelb dazwischen, Zypressen ragten einzeln oder in kleinen Gruppen wie dunkle Säulen auf. Flach war das Land, und Bäche, die von Quellen im Gebirge gespeist wurden, bildeten hier und da kleine Seen. Was sie aber, je näher sie diesen Gefilden kamen, am meisten faszinierte, war der süße Duft, der über dem Land lag, das Summen und Brummen der Honigsucher und die zahllosen Schmetterlinge.
»Was für ein schönes Land.«
»Riecht gut, ne.«
»Und ist gewöhnlich auch sehr friedlich. Ich hoffe, es hat nicht zu viele Unglücksfälle in der Zwischenzeit gegeben.«
Feli blickte sich suchend um.
»Gibt es hier keine Lauben?«
»Nein, die fel’Landa leben in Gehölzen oder in Höhlen. Suchen wir Sarapis auf. Ich muss mit ihm und der neuen Clanchefin reden.«
Die Nacht hatte sich schon über das Land gesenkt, als sie die Höhle des Weisen erreichten, und da der in tiefem Schlaf lag, rollten Feli, Che-Nupet und Nefer sich am Eingang zusammen. Wieder einmal fiel Feli auf, wie gemütlich und erholsam das gemeinsame Schlummern war. Der weiche Pelz um sie herum, die Körperwärme, die sie einhüllte, vor allem aber das beinahe lautlose Vibrieren, mit denen sich die Katzen in den Schlaf schnurrten, machte es ihr leicht, in die Welt der Träume zu gleiten.
Träume, in denen sie ihr Menschenleben träumte. Alltäglichkeiten, ein Schwatz mit Kristin, eine Diskussion mit Iris über das Essen, ein Zank mit Finn über die Erlaubnis, mit seinem Motorrad fahren zu dürfen, ein Spaziergang durch den Wald zum Forsthaus.
Bedrohung. Dort lauerte eine Bedrohung.
Es raschelte im Unterholz, und eine geschmeidige Katze trat hervor. Nein, keine Katze. Silbern, elegant, arrogant bewegte sich der Puma auf sie zu. Weiß die Schnauze, von schwarzen Streifen umgeben, ebenso die Augen schwarz umrandet. Er starrte sie an. Eindringlich. Durchdringend. Feli fasste nach ihrem Ohrring und starrte zurück.
Golden waren die Augen des Pumas, verwirrend und abgründig. Sie fühlte sich durchschaut und wusste nicht, was diese Katze in ihr sah. Aber es musste etwas sein, etwas, das sie interessierte. Gänsehaut flog über ihren Rücken.
Der Puma öffnete sein Maul. Die Reißzähne schimmerten.
Feli stockte der Atem.
Eine raue Zunge fuhr ihr über das Gesicht.
»Träumst du, ne.«
»Das war schrecklich, Schnuppel. Fast so schlimm wie die Träume, in denen die Panther kamen.«
»Ist keine Gefahr hier. Ist alles gut, ne. Bin ich da, ja, ja.«
»Ich weiß. Danke.«
Beruhigt legte Feli ihren Kopf an Che-Nupets Flanke und lauschte dem tiefen Schnurren in ihrem Körper.
43. Gefährliche Geschenke
Finn saß im Zug und kontrollierte seine eingegangenen Mails. Er hatte schon am Vortag von Nathan gehört, dass man Georgie festgenommen hatte. Als Förster hatte Nathan ähnliche Kompetenzen wie die Polizei; er arbeitete häufiger mit ihr zusammen und hatte Bekannte in ihren Reihen, die wohl seine Fragen beantwortet hatten. Tatsächlich hatte Georgie den mit Sprengstoff gefüllten Rucksack in den Bus gestellt, allerdings leugnete er strikt, irgendetwas mit dem Anschlag zu tun gehabt zu haben. Ja, er kannte Sepp Sebusch, hatte ihn vor über einem Monat in einer Kneipe kennengelernt und war mit ihm ins Gespräch gekommen. Ein angenehmer Mann, mit dem er sich einige Male unterhalten hatte. Vor allem über Frauen. Da insbesondere über Nerissa.
Finn war sicher, dass seine Mutter darüber vor Wut kochte, und er konnte sie durchaus verstehen. Sepp war ein Schleimer, Georgie ein Stalker. Na klasse, das ultimative Gespann. Es war also für Sepp alias Shepsi ein Leichtes gewesen, den Jammerlappen Georgie zu seinem Gehilfen zu machen. Mit dem Hinweis, dass er Nerissa an dem Bus treffen würde, der die Mädchen zum Casting bringen sollte, hatte er ihn geködert und ihm auch gleich eine Ausrede mitgegeben in Form des Rucksacks, den angeblich Kristin vergessen hatte. Den hatte der Tropf dann auch mit Billigung des Fahrers in den Bus gestellt, dort war er unauffällig unter all dem Gepäck der jungen Frauen gewesen. Keiner hatte sich Gedanken über den rosa Rucksack gemacht.
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