Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
Nachdem alle Gepäckstücke im Boot verstaut waren, legte Ramon ab. Aus dem verträumten Hafen schipperten sie hinaus in Richtung des prächtigen, schneeweißen Schiffes, das dort vor Anker lag. Als sie sich der Bordwand näherten, konnte Kerner den Schriftzug am Bug sehen. Es war die Bice . Die Jacht war auf den Namen der Contessa getauft worden. Es war anzunehmen, dass der Besitzer eine enge Beziehung zu Bice de Vigiani haben musste. Da Kerner vermutete, dass die Jacht dem alten Conte gehörte, war es für ihn eine erste Information. Am Fuß der Treppe, die auf das Deck führte, vertäute Ramon das Boot.
Kerner sah hinauf und blickte in zwei strahlende, bernsteinfarbene Augen. Da stand Bice und lachte ihn an. Eine leichte Brise wehte ihr die langen, schwarzen Haare ins Gesicht. Sie war noch viel schöner, als er sie in Erinnerung hatte. In diesem atemberaubenden Rahmen, dem tiefblauen Wasser des Comer Sees, eingebettet in diese einzigartige Berglandschaft, wirkte sie wie ein kostbarer Juwel. Kerner ging an Bord und streckte ihr die Hand entgegen. »Guten Tag, Contessa.« Plötzlich änderte sich der Ausdruck in Bice‘ Gesicht. Sie verschränkte ihre Hände auf dem Rücken und funkelte Kerner an. »Mr. Baranow, ich weiß nicht, ob ich mich über Ihr Kommen freuen oder über Ihren Affront ärgern soll. Eigentlich müsste ich furchtbar böse auf Sie sein. Eigentlich haben Sie es gar nicht verdient, von mir empfangen zu werden. Schließlich haben Sie mich auf der Ausstellung ziemlich dumm stehen lassen.« Kerner lächelte entschuldigend. »Sie haben recht, Contessa. Können Sie mir noch einmal vergeben? Nun, es hätte ja sein können, dass Sie mir gleich einen Ihrer Bodyguards auf den Hals hetzen würden. Schließlich ist das Geschäft, das ich Ihnen vorgeschlagen habe, ... nun sagen wir mal … etwas sensibel.« Bice de Vigiani sah Kerner tief in die Augen. »Mr. Baranow, ich bin zwar keine Schwerverbrecherin, aber von einer Heiligen bin ich wohl auch ein Stück weit entfernt. Aber Sie haben recht. Wäre ihr Geschäft in meinen Augen über das Maß des sensibel seins hinausgegangen, so wäre das in der Tat möglich gewesen.« Bice holte ihre rechte Hand wieder hinter dem Rücken hervor.
Sie begann zu lachen und reichte sie Kerner. Mit ehrlicher Erleichterung hatte er gerade etwas registriert. Offenbar gab es für die Contessa Grenzen, die sie nicht überschreiten würde. »Nun Contessa, ich würde sagen, dass wir anscheinend die gleiche Sicht auf gewisse Dinge haben. Also, wie geht es jetzt weiter?« Ein hintergründiges Lächeln umspielte plötzlich die Lippen der Contessa. »Wissen Sie, Mr. Baranow, es hat einen bestimmten Grund, warum ich Sie hier in Lecco mit der Jacht abgeholt habe. Der Chauffeur hätte Sie auch mit der Limousine zu unserem Anwesen bringen können. Aber mein Vater wird Sie wahrscheinlich sofort nach Ihrem Eintreffen wegen des Bildes in Beschlag nehmen. Ich möchte Sie jedoch noch ein bisschen besser kennenlernen. Wenn Sie also Lust haben, dann vergessen wir für heute die Geschäfte, und ich zeige Ihnen die schönsten Plätze rund um den Lario. So nennen den See nämlich die Leute, die ihn lieben. Ich bin fest davon überzeugt, dass auch Sie ihn heute Abend so nennen werden.« Ein breites Lächeln, das von einem Ohr zum anderen reichte, überzog Kerners Gesicht. Der Ausdruck, der dabei in seine Augen trat, blieb Bice nicht verborgen. Es schien jedoch, als sei er ihr nicht unangenehm. Sie rief einen Mann der Besatzung und bat ihn, Kerners Gepäck zu verstauen. Zugleich sah sie auf die große Rolle, die immer noch unter seinem Arm steckte. »Die können Sie aber nicht überall hin mitnehmen. Kommen Sie, wir deponieren sie unter Deck.« Während Bice schon vorausging, zögerte Kerner. Bice blieb stehen und sah sich nach ihm um. »Glauben Sie mir, Mr. Baranow, niemand würde etwas auf diesem Schiff entwenden. Nunzio, einer unserer Männer wird den ganzen Tag an Bord bleiben.
Aber selbst wenn er nicht da wäre, wenn überhaupt niemand an Bord dieses Schiffes wäre … niemand würde es wagen, auch nur einen Fuß an Bord zu setzen. Diese Jacht gehört Conte Donatello Vigiani, meinem Vater. Das alleine wäre Sicherheit genug. Also Mr. Baranow, wollen Sie nun mit mir kommen?« Bice lachte plötzlich. »Schließlich hätten Sie mich im Falle eines Falles noch als Geisel.« Kerner sah auf die Rolle unter seinem Arm und wieder zurück zur Contessa. »Sie haben recht, wer würde ein bemaltes Stück
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