Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
Folgendes tun: die laufende Gerichtsverhandlung wird von mir abgebrochen und vertagt. Anschließend fahre ich mit einem Haftbefehl und unseren Einsatzkräften zu Ragusa. Es wird dafür gesorgt werden, dass er keinerlei Kontakt mehr nach außen aufnehmen kann. Das erste Verhör findet sofort in seiner Kanzlei statt. Wenn ich es schaffe, ihn weich zu bekommen, dann ist so schnell wie möglich eine Sondereinheit auf dem Weg zum Anwesen der Vigianis. Alle Vorbereitungen dafür werde ich treffen. Falls es mir aber nicht gelingen sollte, etwas aus Ragusa herauszubringen, muss ich mich zurückziehen. Mir bleibt dann nur, Ihnen und Ihren Männern viel Glück zu wünschen, und sei Gott mit Ihnen, Sir John.«
58
Bice de Vigiani hatte mittlerweile schon fast das halbe Haus durchstreift. Victor Baranow war wie vom Erdboden verschluckt. Er war weder in seinem Zimmer noch bei dem Gemälde. Auch Maria hatte ihn noch nicht beim Frühstück gesehen. Bice fragte unter den Bediensteten, ob jemand von ihnen Victor gesehen hatte. Überall bekam sie die gleiche Antwort. Er war heute Morgen noch niemandem begegnet. Sie ging hinüber zum Kaminzimmer. Die Tür war angelehnt. Auf den ersten Blick schien es leer zu sein. Dann roch sie frischen Zigarrenrauch und sah, wie hinter einem der wuchtigen Ledersessel langsam der blaue Dunst aufstieg. Sie trat in das Zimmer und ging langsam um den Sessel herum. Ihr Vater saß dort und sah in den erloschenen Kamin hinein. Auf dem kleinen Tisch vor ihm stand ein Glas Brandy. »Papa, was machst Du hier unten? Das Feuer ist noch nicht an. Es ist kalt hier drin und Du sitzt da, rauchst Zigarre und trinkst Alkohol. Der Arzt hat gesagt, Du musst auf den Brandy und die Zigarren unbedingt verzichten. Was ist los mit Dir?« Bice setzte sich zu ihrem Vater auf die Lehne des Sessels. Der Conte sah sie mit stumpfen, ausdruckslosen Augen an. »Wozu das alles noch, Bice? Es wird ohnehin nicht mehr lange dauern. Also werde ich mir die letzten Tage nicht noch von einem Quacksalber vermiesen lassen.« Bice strich ihm über die Schulter und musste ihre Tränen zurückhalten. »Ist schon gut, Papa, aber bitte nur einen Brandy und nur eine Zigarre, versprochen?« Ein leises Lächeln legte sich auf das Gesicht Donatellos. »Versprochen Bice, versprochen.«
Bice stand auf und stemmte die Arme in die Hüften. »Sag mal Papa, hast Du Victor Baranow heute Morgen schon gesehen? Ich habe ihn überall gesucht.« Der Blick des Conte wanderte wieder zu dem erloschenen Kamin. »Ja, er war heute ganz früh schon hier unten. Er lässt sich entschuldigen. Ein dringender Geschäftstermin hat ihn gezwungen, sofort abzureisen. Guiseppe hat ihn zum Flughafen gefahren. Er wird sich sicher bald wieder melden.« Bices Arme fielen herunter. Sie sah ihren Vater an. »Das kann ich nicht glauben, Papa. Victor hätte sich von mir verabschiedet, wenn er plötzlich weggemusst hätte.« Der Conte drehte seinen Kopf zu Bice.
In den schwarzen Augen war nichts als Leere. »Vielleicht kennst Du diesen Victor nicht so gut, wie du glaubst. Eines solltest du gelernt haben. Die einzigen Menschen, denen Du vertrauen kannst, sind die, in deren Adern das Blut der Vigianis fließt. Ich rate Dir also, vertraue mir und vertraue Deinem Bruder, dann kann uns niemals etwas passieren.« In Bice keimte plötzlich ein schrecklicher Verdacht auf. »Ist es wegen des Bildes, Papa? Ist es das? Wollt Ihr das Geld nicht bezahlen. Einhundertzwanzig Millionen Dollar, das ist schon eine gewaltige Summe.« Zorn trat in die Augen des Conte. »Nein, meine Liebe, wir hatten niemals vor, den Mann um das Geld zu betrügen. Ich pflege mich an geschäftliche Abmachungen zu halten. Solange sich meine Partner als ebenso korrekt erweisen, ist alles in Ordnung, und nun möchte ich Dich bitten, mich alleine zu lassen. Ich brauche ein bisschen Ruhe.« Bice warf ihrem Vater einen verständnislosen Blick zu. Dann verließ sie das Zimmer.
Trotz der Worte ihres Vaters beschlich Sie ein ungutes Gefühl, das sich immer mehr verstärkte. Hier stimmte etwas nicht. Sie war sich vollkommen sicher, dass Victor nicht einfach so verschwunden wäre. Oder sollte sie sich tatsächlich so in ihm getäuscht haben? Nein, das war nicht möglich. Sie ging noch einmal zu dem Zimmer, in dem die drei Kunstexperten immer noch mit dem Gemälde beschäftigt waren. »Entschuldigen Sie, meine Herren. Dürfte ich fragen, wie weit Sie mit Ihren Untersuchungen sind? Gibt es Probleme?«
Die drei wandten
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