Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
Maschinenpistolen im Anschlag, verteilte sich die Truppe um den Tisch. Einer von ihnen stellte sich direkt neben Ragusa. »Sofort alle die Hände auf den Tisch, meine Herren! Sie werden jetzt einzeln durchsucht!« Alfredo Ragusa wollte sich von seinem Stuhl erheben, um zu protestieren. Unsanft drückte ihn der Carabinieri wieder zurück. »Sitzen bleiben, Advokato!« Zwei der Polizisten tasteten alle Anwesenden von oben bis unten ab. Ihre Handys wurden eingesammelt. Ebenfalls die Pistolen, die zwei der am Tisch Sitzenden bei sich trugen. Eisiges Schweigen trat in den Raum. Von draußen näherten sich Schritte. Ein hagerer, weißhaariger Mann betrat, begleitet von zwei Männern der zivilen Staatspolizei, den Raum. Der oberste Richter des Corte suprema di cassazione, Armando Catani, stand dort und sah in die Runde. Sein Blick blieb an Alfredo Ragusa haften. »Advokato, hatte ich Ihnen nicht versprochen, dass ich Sie eines Tages kriege? Jetzt ist es soweit, und ich kann es nicht verhehlen, ich genieße diesen Augenblick. Verschafft er mir doch eine tiefe Befriedigung.« Catanis Blick wurde scharf.
Er wies die Carabinieri mit kurzen Sätzen an. »Alle außer Ragusa raus hier. Einzeln zum Verhör in Untersuchungshaft bringen. Keinen Kontakt untereinander, keinen Kontakt nach außen und zwar solange, bis ich etwas anderes anordne.« Wenige Minuten später war der Raum leer. Richter Catani, Advokato Ragusa und die beiden Männer der zivilen Staatspolizei waren allein in dem Konferenzraum.
Catani ging zu einem Stuhl und setzte sich darauf. Er nahm seinen Hut ab und legte ihn auf den Tisch. Schweigend betrachtete der Richter Ragusa. Er ließ sich Zeit. Immer schneller ging indes der Blick des Advokato zwischen Catani und den Männern von der Staatspolizei hin und her. Er begann zu schwitzen. »Was wollen Sie, Catani? Sind Sie noch ganz bei Trost? Das hier wird Sie teuer zu stehen kommen. Ich habe einflussreiche Freunde. Das müssten Sie doch wissen.« Unbeeindruckt lehnte der Richter sich auf seinem Stuhl zurück. Langsam begann er zu sprechen. »Obwohl es mir wirklich von ganzem Herzen zuwider ist, Advokato, gebe ich Ihnen jetzt eine Gelegenheit, Ihren Kopf zu retten. Was wir bereits gegen Sie in der Hand haben, reicht vollkommen aus, um Sie aus dem Verkehr zu ziehen. Es geht hier nicht um eine Lappalie. Es existieren zwei Aussagen von Zeugen, die Sie wegen Anstiftung zum Mord belasten. Darauf gründet auch der Haftbefehl gegen Sie. Aber ich kann Ihnen garantieren, dass, wenn wir mit unseren Untersuchungen hier fertig sind, wir so viel Dreck über Ihnen angehäuft haben, dass Sie nie mehr das Licht sehen werden. Es sei denn, Sie arbeiten mit uns zusammen.
Glauben Sie mir, es schmerzt mich, Ihnen ein solches Angebot zu unterbreiten. Deshalb dürfen Sie mir ebenso glauben, dass es nur ein einziges Mal erfolgt. Ich will die Vigianis. Sowohl den Vater als auch den Sohn. Ich weiß, dass Sie einen umfassenden Einblick in die Geschäfte dieser ehrenwerten Männer haben. Ganz zu schweigen davon, dass Sie bis zum Hals in diesem Sumpf mit drinstecken. Es liegt also jetzt allein bei Ihnen, ob Sie in einem Loch verschwinden wollen, aus dem es für Sie kein Entkommen mehr gibt oder ob Sie den Rest Ihrer Tage mit einer neuen Identität, irgendwo auf dieser Welt, einen friedlichen Lebensabend verbringen. Ich verlasse jetzt diesen Raum. In genau fünf Minuten kehre ich zurück. Bis dahin erwarte ich Ihre Entscheidung, Advokato.« Armando Catani nahm seinen Hut und stand auf. Ragusa sah ihn starr an und sank langsam in seinem Stuhl zurück. Er musste nachdenken. Nur, viel Zeit blieb ihm dazu nicht.
60
Es war schon später Nachmittag, und in dem Zimmer der kleinen Pension in Bellagio hatten sie sich alle versammelt. Marcus Kerner und sechzehn der Grabritter bereiteten sich gemeinsam auf das wohl Unvermeidliche vor. Noch immer hatte sich Sir John nicht gemeldet. Alle waren inzwischen bewaffnet. Wenn es soweit war, mussten sie schnell und so lautlos wie möglich vorgehen. Nur wenn es ihnen gelang, die Wachen überraschend auszuschalten, würde vielleicht ein Blutbad verhindert werden.
Keiner von ihnen hatte eine Schusswaffe. Sie hatten sich dafür entschieden, Armbrüste zu verwenden. Auf kurze Distanz war diese Waffe zielgenau, geräuschlos und absolut tödlich.
Es war bereits spät geworden. Zeit, die letzten Details zu besprechen. Dann klingelte das Zimmertelefon. Als Graf Siegfried sich meldete, war die Dame von der
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