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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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eine Tasse Kaffee zu
Mick ins Küchenzelt. Du siehst müde aus.«
Das ist es also! dachte Mrs. Pollifax. Boozy Tim hatte Willie
unbedingt helfen, ihm eine Freude machen wollen - kein
Wunder, wenn man bedachte, daß Willie ihn von der Straße
geholt und in der großen Familie der Rummelleute
aufgenommen hatte. Shannon hatte den Rummel so
beschrieben, und wirklich mußte es für jene, die Jahr um Jahr
wiederkommen, so was wie Familie sein.
Kadi packte ihren Rucksack wieder ein. »Ich glaub, ich
sollte jetzt duschen, die Show fängt bald an.«
Mrs. Pollifax nickte. Der Zwischenfall war vorbei, sie würde
das Fliegengitter wieder einhängen, sich den Rummelleuten für
ein frühes Abendessen im Kochzelt anschließen, und um
achtzehn Uhr ging dann das Vergnügen wieder los. Wie jeden
Tag. Aber sie wußte, daß es nicht mehr ganz dasselbe sein
würde, denn etwas hatte sich geändert. Laszlos Angreifer war
keine Einbildung mehr, kein Phantom. Es gab ihn wirklich. Um achtzehn Uhr drängte sich Mrs. Pollifax durch die in
Gegenrichtung vom Tor her strömende Masse von Städtern,
um ins Zehn-in-Einem zu gelangen. Sie schritt fast unbewußt
im Dreivierteltakt der Karussellmusik, An der schönen blauen
Donau im Moment, doch bis sie das große Zelt erreichte, hatte
sie bereits zu einem fröhlichen Ciribiribin gewechselt. Es war
nun schon fast ein Ritual, an Kadis erster Abendvorstellung
teilzunehmen. Danach würde sie Kadi begleiten, die zu Pogos
Schießbude eilte, um fünfzehn oder zwanzig Minuten lang
seinen Lockvogel zu spielen. Im Zelt hielt sie neben der
sprechenden Sphinx an - Fragen Sie, was Sie wollen, die
Sphinx wird Ihnen antworten! - und wünschte, sie könnte
fragen, ob es ein Mörder gewesen war, der heute nachmittag
ihren Wohnwagen durchsucht hatte. Aber die junge
Bauchrednerin hinter der Sphinx würde sie lediglich für
verrückt halten.
Es war eine warme Nacht und im Zehn-in-Einem-Zelt noch
wärmer als im Freien. Sie nahm ihren Platz in der Zuschauerreihe ein und sah zu, wie Norbert, der Schlangenmensch, die Beine um seinen Hals wand, und dann bewunderte sie Flamo, den Feuerschlucker. Als Elda mit ihren Pythons und Boas auf die Bühne kam, drehte sie den Kopf, um zu sehen, wie voll der Zuschauerraum war und entdeckte Boozy Tim, der mit nachdenklichem Gesichtsausdruck im Schatten der Tribüne stand. Sie erinnerte sich an seine Worte: »Ehrlich Willie, wenn ich nur fest genug nachdenken könnte, das weiß ich ganz bestimmt, würde ich dir mit diesem Weihnachtsmannkerl helfen können.« Und Willie hatte gesagt:
»Bitte, Boozy Tim, tu's nicht mehr.«
Offenbar versuchte es Boozy Tim trotzdem noch. Mit
düsterer Miene beobachtete er konzentriert jede Bewegung der
Schlange nfrau. Nach ihrem Auftritt kam der Professor auf die
Bühne, und ihn beobachtete er ebenfalls mit höchster
Aufmerksamkeit. Nach dem Professor würden, wie Mrs.
Pollifax wußte, Jasna und ihr Vater kommen. Sie hatte
plötzlich ein ungutes Gefühl. Boozy Tim sollte es nicht so
offensichtlich tun, dachte sie. Er sollte es wirklich nicht. In
seiner Bemühung, die Person zu identifizieren, die ihm auf den
Fuß getreten war, würde er bald auffallen. Sie erinnerte sich
erschrocken, daß Willie gesagt hatte: »Es ist wohl eher, daß
sich jemand beobachtet fühlt.«
Sie wollte zu Boozy Tim gehen und sagen: »Hören Sie auf,
so auffällig zu beobachten, es ist gefährlich«, wurde jedoch
abgelenkt, denn die Darbietung des Professors war zu Ende
und Kadi kam auf sie zu. Als sie jedoch an Boozy Tim
vorbeikamen, blieb Mrs. Pollifax stehen. »Boozy Tim«, sagte
sie leise, »wären Sie so nett und kommen mit uns hinaus? Kadi
und ich wollen zu Pogos Schießbude, und Sie könnten mir
Gesellschaft leisten, während sie Pogo hilft. Bitte!«
»Ja, Ma'am«, antwortete er höflich, ohne den Blick von der
Bühne zu nehmen. »Ich komme nach. Bald.« Er starrte immer
noch angestrengt auf die Bühne, als sie das Zehn-in-Einem verließen.

 

15
    Bishop war alles andere als erfreut, als er erfuhr, daß er am Samstag nach Maine fliegen solle, um mit Kadi Hopkirk zu reden. »Verdammt!« protestierte er. »Ich habe morgen ein Verabredung zum Mittagessen und zum Golf. Ich habe das Mädchen erst kennengelernt. Sie ist eine umwerfende Blondine, und sie mag mich.«
»Ich mag Sie auch«, sagte Carstairs trocken. »Genau wie Mrs. Pollifax. Vielleicht mag sogar Kadi Hopkirk Sie.«
    Bishop rümpfte verärgert die Nase. »Aber niemand von Ihnen ist blond, hat eine Traumfigur, arbeitet

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