Jagd auf Mrs. Pollifax
fürs Finanzministerium und kann stundenlang sachverständig über die Zentralbank reden.«
Carstairs zog eine Braue hoch. »Stundenlang über die Zentralbank reden? Also wirklich, Bishop!«
»Schon gut.« Bishop grinste ein wenig verlegen. »Falls ich meine Enttäuschung deutlich genug gemacht habe, werde ich aufhören. Aber es gibt Zeiten ...«
»Für die wir bezahlt werden!« erinnerte ihn Carstairs. »Wie auch immer, Sie werden um etwa vierzehn Uhr bei Willie ankommen und können gegen Abend wieder zurück sein. Ich verspreche Ihnen, daß Sie am Sonntag von uns nicht gestört werden. Sie sind der einzige, den ich damit betrauen kann.« Nachdem Carstairs das zugegeben hatte, schlug er sofort wieder einen geschäftsmäßigen Ton an. »Aber jetzt möchte ich, daß Sie erst zweierlei erledigen. Beauftragen Sie die Bundespolizei von New York, Connecticut und New Jersey, Nachforschungen nach einem weißen Lieferwagen mit der Aufschrift CHIGI-SCHROTVERWERTUNG anzustellen, Zulassungsnummer unbekannt. Mrs. Pollifax ist nicht zufällig die Farbe des Nummernschilds aufgefallen, oder?«
Bishop schüttelte den Kopf. »Es könnte für Tagesfahrten absichtlich mit Schmutz verschmiert gewesen sein und unbeleuchtet bei Nachtfahrten. Da er ständig hinter ihnen fuhr, überrascht es nicht, daß es ihnen nicht auffiel. Ich werde gleich die Polizeistellen anrufen, aber was ist das zweite?«
Carstairs lächelte. »Wann immer Sie es heute nachmittag für den richtigen Zeitpunkt halten - könnten Sie Jed Addams beim FBI anrufen und ihn fragen, ob die Lösegeldübergabe heute morgen geklappt hat. So, aber jetzt lassen Sie mich weiterarbeiten, Sie wissen ja, wie es freitags zugeht!«
»Bin schon weg.« An der Tür zögerte Bishop und drehte sich grinsend um. »Ich muß zugeben, dieser Ausflug nach Maine verspricht interessant zu werden. Als ich mit Mrs. Pollifax telefonierte, erzählte sie mir recht vergnügt von einem Interview mit einer Schlangenfrau. Ich bin gespannt, wie sie es auf einem Rummel anpackt. Ist doch ein kleiner Unterschied zwischen so einem Jahrmarkt und ihrem Garten-Club.«
»Noch interessanter wäre, wenn sie herausfinden könnte, wer Laszlo das Messer in den Rücken gestoßen hat«, sagte Carstairs, aber Bishop hatte bereits die Tür hinter sich geschlossen und hörte es nicht mehr.
Pünktlich um elf Uhr siebenundfünfzig schalteten sie den Fernseher ein. Eine Seifenoper ging gerade zu Ende und Bishop betrachtete fasziniert eine üppige blonde Darstellerin. Nach zwei Werbespots wurde aufgeregt verkündet, daß man endlich von George Bidwell gehört hatte und er allem Anschein nach noch lebte. Dann wurde der ganz offensichtlich von einem Amateur aufgenommene Videofilm gezeigt. Die Ausleuchtung war schlecht, der Hintergrund verschwommen, aber Bidwells Gesicht war in Großaufnahme und deutlich genug, daß man einen Bluterguß auf einer Wange und Ringe unter den Augen sehen konnte. Seine Stimme klang müde. Er sagte, er sei George Bidwell, würde nicht mißhandelt, aber das Lösegeld sei immer noch nicht bezahlt worden. Man hatte ihm gesagt, die Polizei habe sich bisher nicht sehr professionell verhalten und mehrmals zum falschen Zeitpunkt eingegriffen. Er ersuchte sie mit zitternder Stimme, die Bezahlung nicht mehr zu verhindern, denn er fürchte nun um sein Leben. »Ich flehe Sie an, tun Sie, um Gottes willen, alles, daß ich nicht umgebracht werde und zu meiner Familie zurückkehren darf. Diese Leute sind nicht sehr geduldig.«
Das Band endete abrupt.
»Sehr dramatisch.« Carstairs nickte.
»Dramatisch!« rief Bishop heftig. »Nicht mißhandelt! Aber haben Sie den Bluterguß auf seiner Wange gesehen? Die Jungs vom FBI sollen verdammt zusehen, daß sie die Sache endlich in den Griff bekommen, sonst ist das Leben der Geisel keinen Cent mehr wert!«
Carstairs gab ruhig zu bedenken, daß eine Lösegeldübergabe nicht so einfach zu arrangieren sei. Bishop rümpfte die Nase. »Jed Addams sagte, beim letzten Mal sollte die Übergabe auf einer Landstraße in New Jersey stattfinden - zweifellos mit einem Agenten auf jedem Baum und einem herumkreisenden Hubschrauber über den Köpfen!«
Amüsiert fragte Carstairs: »Und wie würden Sie es anstellen?«
Bishop machte ein finsteres Gesicht. »Nun, ich würde ...« Er blickte auf. »In New York, auf der Kreuzung Broadway - Fifth Avenue ... wo es von Menschen nur so wimmelt. Es vielleicht in einen der Abfallkörbe stecken, Sie wissen schon, einen dieser Drahtkörbe.«
»Sie würden
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