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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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aufgekratzt vorkam.
    »Liegt schon ein Befund über die Bestrahlung vor, Jamie?«
    In der Radiologie hatte man Initiative gezeigt. »Sie haben einen Nukleoniker von einem U-Boot-Tender kommen und die Kleidung sondieren lassen. Unter Umständen war der Patient zwanzig Grad ausgesetzt; nicht genug für eindeutige Symptome. Vielleicht hat ihm die Schwester die Blutprobe am Handrücken entnommen. Seine Extremitäten könnten noch unter mangelnder Durchblutung gelitten haben, womit der Mangel an weißen Blutkörperchen erklärt wäre.«
    »Wie geht es ihm ansonsten?«
    »Besser. Nicht viel, aber er macht sich. Ich glaube, das Keflin beginnt zu wirken.« Jameson schlug eine Tabelle auf. »Die Zahl der weißen Blutkörperchen nimmt zu. Vor zwei Stunden gab ich ihm eine Transfusion. Das Blutbild wird langsam wieder normal. Blutdruck 100/65, Puls 94, Temperatur 38,2, fluktuiert allerdings. Sein Herz klingt sehr gut. Ich glaube, er schafft es, sofern nichts Unvorhergesehenes auftritt.« Jameson rief sich ins Gedächtnis, dass das Unvorhergesehene bei schweren Fällen von Unterkühlung bis zu einem Monat auf sich warten lassen konnte.
    Tait sah sich die Tabelle an. Vor Jahren war er selbst so wie Jameson gewesen – ein intelligenter junger Arzt, der sicher war, alle Welt heilen zu können. Schade nur, dass einem dieses Selbstvertrauen mit zunehmender Erfahrung verloren ging – ihm war das in Vietnam passiert. Jamie hatte aber Recht; der Zustand des Patienten hatte sich so weit gebessert, dass seine Chancen deutlich gestiegen waren.
    »Was treiben die Russen?«, fragte Tait.
    »Im Augenblick hat Petschkin Wache. Als er an der Reihe war und sich steriles Zeug anzog, ließ er diesen Hauptmann Smirnow seine Kleider halten, als hätte er Angst, wir würden sie stehlen.«
    Tait erklärte Jameson, dass Petschkin KGB-Agent war.
    »Ehrlich? Vielleicht hat er eine Pistole versteckt.« Jameson lachte. »Da soll er sich lieber vorsehen. Wir haben nämlich drei Marinesoldaten zu Gast.«
    »Weshalb das denn?«, fragte Tait.
    »Oh, das habe ich ganz vergessen. Ein Reporter fand heraus, dass hier ein Russe liegt, und versuchte, sich bis auf die Station durchzumogeln, aber eine Schwester stoppte ihn. Admiral Blackburn hörte davon und bekam einen Tobsuchtsanfall. Nun ist die ganze Station abgeriegelt. Warum ist das eigentlich alles so geheim?«
    »Keine Ahnung. Was halten Sie von diesem Petschkin?«
    »Schwer zu sagen. Ich habe bisher noch keine Russen kennen gelernt. Sehr freundlich sehen sie jedenfalls nicht aus. Sie bewachen den Patienten, als hätten sie Angst, wir könnten uns mit ihm davonmachen.«
    »Vielleicht wollen sie vermeiden, dass wir mithören, wenn er etwas sagt?«, spekulierte Tait. »Haben Sie das Gefühl, dass ihnen nicht besonders an seiner Genesung liegt? Warum haben sie uns nicht gleich gesagt, von was für einem U-Boot er kam?«
    Jameson dachte nach. »Nein, das finde ich unwahrscheinlich. Die Russen gelten als Geheimniskrämer. Und immerhin ist Smirnow doch damit herausgerückt.«
    »Legen Sie sich ein wenig hin, Jamie.«
    »Aye, Captain.« Jameson entfernte sich.
    Wir fragten sie, von welchem Typ U-Boot er kam, sann der Captain, und meinten damit, ob es atomgetrieben ist oder nicht. Wenn sie nun annahmen, wir wollten uns nach einem strategischen Boot erkundigen? Damit wäre allerhand erklärt. Ein Raketen-U-Boot direkt vor unserer Küste, und dieser Riesenzirkus im Nordatlantik, kurz vor Weihnachten. Wenn sie zuschlagen wollen, dann jetzt. Er ging den Korridor entlang. Eine Schwester verließ das Zimmer, um eine Blutprobe zum Laboratorium zu bringen. Dies tat sie stündlich und ließ Petschkin jedes Mal ein paar Minuten lang mit dem Patienten allein.
    Tait ging um die Ecke und sah durch die Scheibe Petschkin, der am Bett saß und seinen bewusstlosen Landsmann beobachtete. Er hatte einen grünen OP-Kittel an. Dieses Kleidungsstück war umkehrbar und hatte links und rechts Taschen, damit der Chirurg beim Anziehen keine wertvolle Zeit verlor. Petschkin fasste unter den Kittel.
    »Um Himmels willen!« Tait rannte um die Ecke und stieß die Pendeltür auf. Petschkin guckte verblüfft, als der Arzt ihm Zigarette und Feuerzeug aus der Hand schlug, und dann empört, als er vom Stuhl gerissen und in Richtung Tür geschleudert wurde. Tait war schmächtiger als der Russe, brachte es aber in seinem jähen Energieausbruch fertig, den Mann aus dem Zimmer zu werfen. »Wache!«, brüllte er.
    »Was hat das zu bedeuten?«, schnauzte

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