Jagd auf Roter Oktober
hatte ganz und gar nichts Bemerkenswertes an sich – nur ein großes Ventil mit Handrad. Sein nach unten weisender Auslauf war verschraubt, nicht geschweißt, da er nicht mit dem Drucksystem in Verbindung stand.
»Eine große Rohrzange, bitte, Leutnant.« Melechin zieht die Lektion hinaus, dachte Swijadow. Wenn er einem etwas Wichtiges beibringen wollte, ging er besonders methodisch vor. Der Leutnant kam mit einer langen Rohrzange zurück. Der Chefingenieur wartete, bis der Reaktor stillgelegt war, prüfte dann zweimal das Manometer, um sich zu überzeugen, dass in den Rohren kein Druck mehr herrschte. Dann setzte er die Rohrzange an und löste das Fitting.
»Wie Sie sehen, Genosse Leutnant, ist das Rohr mit dem eigentlichen Ventilkörper verschraubt. Kann das zulässig sein?«
»Das Rohr hat Außengewinde, Genosse. Den Druck nimmt das Ventil auf. Das Fitting mit Schraubverbindung dient nur zur Entleerung und ist nicht Teil des Druckkreislaufs.«
»Richtig. Eine Schraubverbindung würde dem Gesamtdruck der Anlage nicht standhalten.« Melechin schraubte das Fitting mit der Hand ab. Es war perfekt gefräst, und das Gewinde noch so glänzend, wie es die Fabrik verlassen hatte. »So, und hier haben wir die Sabotage.«
»Ich sehe nichts, Genosse Chefingenieur.«
»Jemand hat sich das ganz genau ausgedacht, Genosse Leutnant.« In Melechins Stimme schwangen Bewunderung und Zorn mit. »Bei Normaldruck, also bei Marschfahrt, herrscht im System ein Druck von achtzig Kilogramm pro Quadratzentimeter, nicht wahr?«
»Ja, Genosse, und bei Volllast steigt der Druck um neunzig Prozent an.«
»Wir fahren aber nur selten mit Höchstgeschwindigkeit. Was wir hier vor uns haben, ist ein blindes Ende des Dampfkreislaufs. So, und hier hat jemand ein kleines Loch gebohrt, dessen Durchmesser noch nicht einmal einen Millimeter beträgt.« Melechin beugte sich vor, um es persönlich in Augenschein zu nehmen. Swijadow war froh, Distanz halten zu können. »Weniger als einen Millimeter. Der Saboteur baute das Fitting aus, bohrte ein Loch und setzte es wieder ein. Das winzige Loch lässt eine minimale Dampfmenge entweichen, aber nur sehr langsam. Nach oben kann der Dampf nicht, weil das Fitting an diesem Flansch sitzt. Sehen Sie sich diesen Sitz an – perfekt! Nach oben kann der Dampf also nicht entweichen. Er kann sich nur seinen Weg nach unten suchen, im Kreis herum durch die Gewinderillen, bis er endlich im Auslauf austritt. Viel ist das nicht, aber genug, um diesen Raum geringfügig zu kontaminieren.« Melechin schaute auf. »Sehr geschickt gemacht. Der Verantwortliche wusste genau, wie dieses System funktioniert. Als wir anfangs die Leistung verringerten, um nach dem Leck zu suchen, reichte der Restdruck im Kreislauf nicht aus, um den Dampf durchs Gewinde zu pressen, und deshalb fanden wir das Leck auch nicht. Nur bei Normalleistung ist der Druck hoch genug – aber wenn man nach einer undichten Stelle sucht, fährt man normalerweise die Anlage herunter. Und wer weiß, was geschehen wäre, wenn wir auf Volllast gegangen wären?« Melechin schüttelte anerkennend den Kopf. »Jemand war teuflisch schlau. Hoffentlich begegne ich ihm bald. Wenn ich ihn zu Gesicht bekomme, nehme ich mir eine große Zange –« Melechin senkte die Stimme zu einem Flüstern, » – und zerquetsche ihm die Eier! Genosse, bringen Sie mir den kleinen Schweißtrafo. In ein paar Minuten habe ich das repariert.«
Kapitän Ersten Ranges Melechin hielt Wort. Er überließ die Arbeit keinem anderen. Für seinen Reaktor war er allein verantwortlich. Swijadow war das recht. Melechin verschloss das Leck mit einem winzigen Tropfen geschmolzenen Edelstahls und feilte dann die Schweißstelle mit Goldschmiedewerkzeug glatt, um das Gewinde nicht zu beschädigen. Anschließend pinselte er eine Gummidichtmasse auf und baute das Fitting wieder ein. Swijadow schaute auf die Armbanduhr: Die ganze Prozedur hatte achtundzwanzig Minuten gedauert. Wie man ihm schon in Leningrad gesagt hatte, war Melechin der beste U-Boot-Ingenieur.
»Statischer Drucktest, acht Kilogramm«, befahl Melechin dem Ingenieur.
Der Reaktor wurde wieder aktiviert. Fünf Minuten später war der Druck auf seinen Normalwert gebracht worden. Melechin hielt zehn Minuten lang einen Geigerzähler unter den Auslauf – aber das Instrument blieb selbst auf Stufe zwei stumm. Er ging ans Telefon, um dem Kapitän zu melden, dass das Leck abgedichtet war.
Melechin rief die Mannschaftsgrade zurück in den Raum
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